Nach Jahren des Wachstums leidet der Autozulieferer unter der Krise der PS-Branche. Nur die Administration soll betroffen sein, nicht aber die Produktion.
Von Johannes Götzen
Chefreporter Rheinhessen Süd
Das noch junge Entwicklungszentrum (links) ist ein Herzstück für Röchling Automotive am Floßhafen.
(Archivfoto: photoagenten/Christine Dirigo)
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WORMS - In den vergangenen Jahren war Röchling Automotive am Wormser Floßhafen stetig gewachsen. Aber jetzt wird es einen Stellenabbau geben. Das bestätigte der Leiter der Marketing- und Kommunikationsabteilung, Tobias Eisele, auf Nachfrage der WZ. Über die konkrete Größenordnung für den Wormser Standort wollte das weltweit operierende Unternehmen keine detaillierte Auskunft geben. Die Verhandlungen mit den Arbeitnehmervertretern am Standort Worms dazu würden aktuell laufen.
Hintergrund ist die Krise in der Autoindustrie, die auch Auswirkungen auf die Zulieferer wie eben Röchling Automotive hat. Deshalb hat der Konzern ein Strukturprogramm mit dem Namen „Driving Future“ aufgelegt, das bis Ende 2020 umgesetzt sein soll. Dabei sollen weltweit bis zu zehn Prozent der Stellen im Bereich der Administration abgebaut werden. Davon werde der Standort Worms „ebenfalls gleichermaßen betroffen“ sein, so der Unternehmenssprecher.
Aktuell arbeiten bei Röchling Automotive am Floßhafen rund 800 Mitarbeiter. Die meisten davon sind allerdings in der Produktion beschäftigt, nämlich rund 500. Sie dürften also von dem Stellenabbau nicht betroffen sein. 300 Mitarbeiter sind allerdings im Bereich Administration beschäftigt. Würden also hier tatsächlich zehn Prozent der Stellen abgebaut, wären dies 30.
Unternehmenssprecher Eisele betont gegenüber der WZ ausdrücklich: „Worms ist einer unserer zentralen Standorte und auch zukünftig von zentraler Bedeutung für den Erfolg von Röchling Automotive.“ Wesentlicher Faktor neben der Produktion ist dabei das Entwicklungszentrum. Es wurde im Mai 2017 seiner Bestimmung übergeben, rund neun Millionen Euro hatte das Unternehmen hier investiert. Hier erfolge die globale Vor-und Serienentwicklung für die Produktbereiche Aerodynamik und Strukturleichtbau, so der Sprecher, der hinzufügt, dass es weltweit vier solcher „Technical Center“ an den Standorten Leifers (Italien), Kunshan (China), Troy (USA) und eben Worms gebe. Im Bereich Aerodynamik und SCR-Tanks bezeichnet sich Röchling Automotive als Weltmarktführer. Diese Tanksysteme werden in Fahrzeugen zur Abgasnachbehandlung genutzt und werden in Worms produziert. Dazu hatte das Unternehmen seine Produktionshalle mehr als verdoppelt, im Sommer 2017 war sie eingeweiht worden. Auch hier waren nahezu neun Millionen Euro investiert worden. Seit der Erweiterung der Halle und dem Bau des Entwicklungszentrums hatte Röchling Automotive in Worms auch die Zahl der Mitarbeiter erhöht. Anfang 2017 waren noch 650 Mitarbeiter hier beschäftigt.
Zu den Kunden von Röchling Automotive zählen nahezu alle Fahrzeughersteller. Genau das macht dem Unternehmen jetzt zu schaffen. Professor Dr. Hanns-Peter Knaebel, Vorstandsvorsitzender der Röchling-Gruppe, hatte bei der Bekanntgabe des Strukturprogrammes dazu erklärt: „Als global agierender Automobilzulieferer, der aktiv die Transformation in der Branche begleitet, müssen wir auf die weltweit sinkende Nachfrage der Endkunden reagieren und unser Unternehmen auf die veränderten Marktbedingungen einstellen.“
Mit der Umstrukturierung soll die Digitalisierung weiter vorangetrieben werden. Interne Prozesse sollen vereinfacht, Hierarchien abgebaut und verschiedene Abteilungen und Organisationsbereiche noch stärker miteinander vernetzt werden, kündigt Röchling an. Die Kompetenz im Bereich der Hochleistungskunststoffe soll weiter ausgebaut werden. Die Mitarbeiter sollen in Form von Workshops, Arbeits- und Projektgruppen in diesen Prozess mit eingebunden werden, kündigt das Unternehmen an.