Jetzt ging es auf einmal doch ganz schnell: Nach den Sommerferien ziehen die Schüler der Abenheimer Klausenbergschule in einen Container. Die unerwartete Nachricht müssen die Jungs und Mädchen erst einmal verarbeiten.
Von Claudia Wößner
Redaktionsleitung Rheinhessen Süd
Die selbstgemachten Armbändchen der Schülerinnen und Schüler.
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WORMS - Die Abenheimer Grundschüler hängen an ihrer Schule. „Manche Kinder haben geweint“, sagt Schulleiter Christian Langner. Nach den Sommerferien ziehen die Schüler in Container um, weil die Klausenbergschule so marode ist, dass sie nicht mehr genutzt werden kann.
Und nun versuchen die Kinder, zu verstehen, was dieser Umzug bedeutet. Verlieren sie ihre Freunde? Gehen sie alle nicht mehr zusammen in eine Schule? Wie Langner erzählt, hätten die Lehrer mit den Kindern im Unterricht über den Umzug gesprochen. Bei manchen flossen zunächst Tränen. Aber die Lehrer machten den Kindern deutlich, dass die Gemeinschaft nicht an das Gebäude geknüpft ist; dass sie alle weiterhin zusammengehören und füreinander da sind. Auch im Container.
Die Verbundenheit der Abenheimer Kinder mit ihrer Klausenbergschule ist groß. Das hat sich nicht nur an den Reaktionen im Unterricht gezeigt. Am vergangenem Wochenende machten acht Drittklässler ihre Mamas stolz. Ohne dass die Eltern etwas davon wussten, sammelten sie für die Sanierung ihrer Schule. Sie gingen am Samstag auf den Spielplatz an der Feuerwehr und verkauften dort selbst geknüpfte Armbändchen.
Gesammelt
Die Drittklässler Charlotte Trapp, Maximilian und Aenne Oesterreicher, Nina Pross, Anna Fruci, Emma Hirsch, Lilith Schramm und Laurin Kraus sammelten bei der Bändchen-Aktion auf dem Spielplatz für die Sanierung ihrer Schule.
Nachdem die Aktion in Abenheim die Runde gemacht hatte, folgte am Sonntag der zweite Teil. Wieder wurden Armbändchen verkauft, aber auch Kaffee, Kuchen und Getränke. „So viel war auf diesem Spielplatz sonntags noch nie los“, erzählt eine Mutter. Die Abenheimerin möchte ihren Namen nicht in der Zeitung lesen, weil sie will, dass die Kinder im Vordergrund stehen; für sie alle will sie sprechen. „Die haben das ganz alleine gemacht. Stellen Sie sich das vor!“
In den Tagen zuvor hatten die Drittklässler mit ihrer Lehrerin an einer Umfrage der Stadt teilgenommen. In den Fragebögen war unter anderem nach den Sorgen und Ängsten der Schüler gefragt worden. Ein Hauptthema war der unzureichende Brandschutz. Den Drittklässlern fehlt ein geeigneter Fluchtweg. „Die Kinder haben dann alle Möglichkeiten diskutiert über die Feuerleiter, Feuertreppe bis hin zur Feuerrutsche“, berichtet die Mutter.
In der Pause hätten die Kinder dann einen Plan entwickelt, wie sie der Schule zu Geld verhelfen können. Dabei sei die Idee aufgekommen, die selbstgebastelten Armbänder zu verkaufen. Plakate wurden gestaltet, die Bänder geknüpft und sogar Kurse zum Knüpfen von Bändchen angeboten. Und das alles in Eigenregie der Kinder. Weder Eltern noch Lehrer haben etwas gewusst. Durch das Engagement der Kinder sind 150 Euro zusammengekommen. Das Geld haben die Grundschüler bereits an Schulleiter Langner übergeben.
Bei den Eltern gehört der Einsatz der Kinder zu den beherrschenden Gesprächsthemen. Nachdem klar ist, dass die Grundschüler im neuen Schuljahr in Containern unterrichtet werden, hat die WZ mit einigen gesprochen. Das Stimmungsbild ist eindeutig: Viele sind überrascht, dass es jetzt auf einmal so schnell geht, wo doch schon seit Jahren bekannt ist, in welch schlechtem Zustand die Schule ist. Gleichzeitig sind sie aber auch erleichtert – eben, weil sich seit Jahren nichts tut. „Das wurde höchste Zeit, dass etwas passiert“, sagt eine Mutter, als sie nach Schulschluss ihr Kind abholt. Die unerwartete Nachricht müssen die Jungs und Mädchen aber erst einmal verarbeiten. Auch wenn dabei Tränen fließen.