Der Musikverein Hessloch beweist beim Neujahrskonzert in der evangelischen Kirche in Dittelsheim seine Vielseitigkeit.
Von Lukas Kissel
Der Musikverein Hessloch unter Dirigent Benno Schönmehl erhielt für seine Darbietungen beim Neujahrskonzert in der evangelischen Kirche Dittelsheim viel Applaus.
(Foto: BK/Boris Korpak)
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DITTELSHEIM-HEßLOCH - Es ist eine oft bemühte Floskel bei Blasmusikkonzerten, den Zuhörern ein „abwechslungsreiches Programm aus allen Stilrichtungen“ zu versprechen. Auch Moderatorin Julia Drück tat das zu Beginn des Neujahrskonzerts in der evangelischen Kirche. Doch in diesem Fall war das nicht nur dahergesagt, denn dieses Versprechen hielt der Musikverein Hessloch in den folgenden anderthalb Stunden allemal: Neben klassischen Stücken und einer Polka gab es auch russische und jüdische Einflüsse zu hören. Da dürfte wirklich für jeden etwas dabei gewesen sein.
Herausforderung für Querflöten und Klarinetten
Ein klassisches Stück war etwa der „Ungarische Tanz No. 5“, eine der bekanntesten Kompositionen von Johannes Brahms – eine besondere Herausforderung für die Querflöten und Klarinetten, die bei diesem Stück schnelle Finger bewiesen. Das Schlagzeug machte ihnen Beine. Zwei moderne geistliche Stücke standen auf dem Programm. „Il signore è con te“, italienisch für „Der Herr ist mit dir“, ist aus dem Ave Maria entnommen. Der holländische Komponist Kees Vlak ließ sich an dem Gebetstext inspirieren. „Wo ich auch stehe“ kam als moderne christliche Ballade daher. Katharina Schuler übernahm die Gesangsstimme und erntete dafür vom Publikum besonderen Applaus.
Ein weiterer Soloauftritt überzeugte die Zuhörer, nämlich der gemeinsame Auftritt von Norbert und Rebecka Walter, Vater und Tochter, an der Posaune. Sie interpretierten gemeinsam das Stück „Springtime“, eine musikalische Hommage an den heiteren Frühling. Es begann mit lockerem Swing und steigerte sich schließlich zu einem ansteckenden Big-Band-Stück. Ein Stück, das in die Füße ging, falls in dieser voll besetzten Kirche denn Platz zum Tanzen gewesen wäre.
EHRUNGEN
Das Neujahrskonzert war für den Musikverein Hessloch auch Gelegenheit, drei junge Mitglieder zu ehren: Katharina Reich, Sven Piehler und Joël Ullrich erhielten für fünfjährige Mitgliedschaft die „Silberne Ehrennadel Jugend“.
In diesen anderthalb Stunden unternahm der Musikverein mit seinen Zuhörern eine Reise um die halbe Welt. Mit „Queen of the Dolomites“ ging es in die Berge, zu den majestätischen Klängen konnte man sich gut die Abendsonne ausmalen, wie sie über die Spitzen der Dolomiten lugt. Die Komposition „Glasnost“ war Gorbatschows „neuem Russland“ gewidmet und verarbeitete etwa die russische Nationalhymne. „Shenandoah“, ein uramerikanisches Volkslied, malte mit seinen stillen Klängen ein friedliches Bild der amerikanischen Landschaft. Und von Amerika ging es direkt nach Böhmen, denn etwas traditionelle Blasmusik sollte auf dem Programm schließlich auch nicht fehlen.
Großer Auftritt der Percussion-Abteilung
Am meisten Spaß machte aber „Cloud(iu)s, der Wolkenmann“. Der Komponist Thiemo Kraas vertonte damit ein sanftes Meeresrauschen, das sich zu einem Sturm zusammenbraut, bis der Himmel schließlich wieder aufklart. Ein Stück, so wechselhaft wie das Wetter selbst – es war der große Auftritt der Percussion-Abteilung. Nur ein Klang fehlte noch, nämlich der des Regens. Und dafür war das Publikum zuständig. Also wies Dirigent Benno Schönmehl die Zuhörer an, mit gleichmäßigem Klatschen einen sanften Sommerregen zu imitieren. „Aber bitte keinen Platschregen“, meinte er. Das Publikum verpasste seinen Einsatz nicht.