Rheinhessische Weinkönigin und Deutsche Weinprinzessin haben ihre Heimat im Zellertal. Der Verein „Zellertal Aktiv“ macht sich stark für die Kulturlandschaft.
Von Wolf-Dieter Egli
Das Wahrzeichen des Zellertals ist das Ehrenmal am „Schwarzen Herrgott“ an der Panoramastraße. Es wurde 1928 eingeweiht und erinnert an die im Ersten Weltkrieg gefallenen Soldaten aus dem Zellertal.
(Archivfoto: Frank Scheurer Scheurer Medien)
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ZELLERTAL / WACHENHEIM - Das Zellertal als Tor zur Rheinebene ist uralte Kulturlandschaft. Schon die Römer siedelten im dritten Jahrhundert nachweisbar in der Gegend und brachten mit Sicherheit auch den Weinbau mit. Die Ausgrabung einer römischen „Villa“ (Bauernhaus) in den Jahren 1905 und 1906 im Neubaugebiet „Hinter dem Mühlbrunnen, der Fund eines Mühlrades und bronzene Schmuckstücke sind in Wachenheim einige Beweise hierfür.
Einst Grenze zwischen Bayern und Hessen
Zum klangvollen Namen des Zellertals tragen seit vielen Jahren zahlreiche Vereine mit ihren Aktivitäten bei, aber auch der Weinbau, den eine gut ausgebildete junge Winzergeneration betreibt. Zudem kommt seit gut einem Jahrzehnt der rührige Verein „Zellertal Aktiv“, der mit großem Engagement für das Zellertal die Trommel rührt. Und in allerjüngster Zeit wurde aus dem Zellertal das „Tal der Majestäten“ durch die in Einselthum beheimatete Deutsche Weinprinzessin Inga Storck und die Rheinhessische Weinkönigin Anna Göhring aus Mölsheim.
Wenn vom „Zellertal“ gesprochen wird, fällt zu allererst der Name des Ehrenmals am „Schwarzen Herrgott“ nahe dem Ortsteil Zell, das vor 90 Jahren zum Gedenken der im Ersten Weltkrieg Gefallenen Zellertaler errichtet wurde. Die Zellertalgemeinden Einselthum, Mölsheim, Wachenheim und Zellertal (Zellertal wurde 1976 aus den bis dahin eigenständigen Gemeinden Harxheim, Niefernheim und Zell gebildet), sind schon immer eine landschaftlich und strukturell verbundene Einheit.
WEINBAU
Im Zellertal kommen die beiden größten deutschen Weinbaugebiete zusammen, Rheinhessen und die Pfalz. Durch die amtliche Teilung wird der Wein aus dem östlichen Tal „Rheinhessen Wein“ und aus dem Westteil „Pfälzer Wein“ genannt. Und das alles unter dem das Tal dominierenden „Zellertaler Ehrenmal“.
Das Zellertal, durchzogen von dem 42 Kilometer langen Flüsschen Pfrimm, das im Pfälzer Wald bei Sippersfeld entspringt und bei Worms in den Rhein mündet sowie seinen sonnigen Rebhängen, ist ein wichtiges Bindeglied zwischen Rheinhessen und der Nordpfalz. Zum einen führt durch das Tal die seit Jahren mit täglich über 8000 Fahrzeugen stark befahrene Bundesstraße 47 – in Wachenheim sogar direkt durch den Ort. Eine seit den 1970 er Jahren geforderte Ortsumgehung wurde bislang oft diskutiert, Pläne erstellt, jedoch aus verschiedenen Gründen nicht realisiert.
Ein weiteres Bindeglied ist die Eisenbahnstrecke Monsheim-Marnheim-Kaiserslautern, die, im Oktober 1872 eröffnet wurde und 111 Jahre bis 1983 für den Personen- und Güterverkehr in Betrieb war. Von 2001 bis 2017 wurde sie von Mai bis Oktober durch den Förderverein Eistalbahn an Sonn- und Feiertagen für Ausflugsfahrten wiederbelebt. Wann ein Neustart für Ausflugsfahrten oder gar die lang herbeigesehnte Wiederaufnahme eines regelmäßigen Zugverkehrs bis Kaiserslautern erfolgen kann, hängt einzig und allein von der Instandsetzung der Strecke ab. Und die kostet einige Millionen Euro, die im Rahmen von Infrastrukturmaßnahmen für den ländlichen Raum erforderlich wären.
Offensichtlich ist das Zellertal mit seinen Ortsgemeinden eine gut funktionierende Einheit, sowohl auf wirtschaftlicher als auch auf kultureller Ebene. Dennoch sind seine Gemeinden noch immer „getrennt“. Beweis hierfür: 1816 wurde bei Wachenheim/Mölsheim eine Grenze zwischen dem damaligen Königreich Bayern und dem Großherzogtum Hessen gezogen. Und diese Grenze besteht auch 202 Jahre danach noch. Zum nach dem Zweiten Weltkrieg gegründeten Bundesland Rheinland-Pfalz gehört zwar das gesamte Tal. Allerdings ist der östliche Teil mit Wachenheim und Mölsheim der Verbandsgemeinde Monsheim und dem Kreis Alzey-Worms zugeordnet. Die westlichen Gemeinden Zellertal und Einselthum sind Teile der Verbandsgemeinde Göllheim und gehören zum Donnersbergkreis.
Im Volksmund kursiert immer noch folgender Spruch: Für die Abkürzung KB (Königreich Bayern) sagen die Zellertaler „Kein Brot“ und für GH (Großherzogtum Hessen“ „Großer Hunger“. Das stammt noch aus dem 19. Jahrhundert, als viele Rheinhessen, vor allem aber Pfälzer der Armut wegen nach Amerika auswanderten.