Seit eineinhalb Jahren gibt es im Zellertal keinen Ausflugsverkehr mehr. Die Strecke muss zuerst instand gesetzt werden. Der Verein „Zellertal Aktiv“ will jetzt Informationen.
Von Manfred Janß
Reporter Rheinhessen Süd
Der Bahnübergang am Wachenheimer Friedhof gehört zu jenen, die unverzichtbar sind. Er wird von der Landwirtschaft und von Radfahrern genutzt und führt zum Sportplatz. Er muss deswegen technisch gesichert und ausgebaut werden. Kostenpunkt: 400 000 bis 450 000 Euro.
(Foto: BK/Andreas Stumpf)
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VG MONSHEIM / ZELLERTAL - Wie geht es weiter mit der Zellertalbahn? Das fragen sich im Moment viele. Ralph Bothe, der Monsheimer Verbandsbürgermeister, zum Beispiel. „Als Winfried Werner noch Landrat im Donnersbergkreis war, gab es zweimal im Jahr eine Besprechung mit allen Beteiligten. Da wurde regelmäßig alles erörtert, von der Instandsetzung der Strecke über den Ausflugsverkehr bis zur Finanzierung der für eine reguläre Reaktivierung notwendigen Investitionen. Seit dem Wechsel des Landrats hat es kein einziges Gespräch mehr gegeben. Das ist sehr bedauerlich, weil wir schon ziemlich weit gewesen sind“, berichtete er gegenüber der WZ und gab auch genau das zur Antwort, als Ministerpräsidentin Malu Dreyer bei ihrem Besuch in Monsheim danach gefragt wurde, weshalb es mit der Zellertalbahn nicht vorangehe.
Seit 2001 wurde die Bahnstrecke zwischen Monsheim und Langmeil beziehungsweise Hochspeyer von Mai bis Oktober an Sonn- und Feiertagen als Ausflugsverkehr genutzt. „2017 wurde der Verkehr aufgrund technischer Probleme gestoppt. Schon vorher begannen konkrete Planungen insbesondere zur Instandsetzung der Bahnübergänge mit dem Ziel, die Strecke zumindest für den Ausflugsverkehr zu erhalten“, teilt der Verein „Zellertal Aktiv“ in einer Presseerklärung mit.
Gleichzeitig hätten alle Beteiligten ihre Zusage für den reibungslosen Start der Ausflugsfahrten im Frühjahr 2018 bekräftigt. „Allerdings warteten alle vergebens auf die Bahn – bis zum Paukenschlag im August: Das Eisenbahnbundesamt hatte bei einer Prüfung weitere Investitionen in die Infrastruktur der Strecke gefordert“, heißt es weiter. Das war das Ende des Ausflugsbetriebs 2018, noch bevor er begonnen hatte (die WZ berichtete).
TERMIN
Der Infoabend des Vereins „Zellertal Aktiv“ zum Thema Zellertalbahn beginnt am Dienstag, 12. Februar, um 20 Uhr im Saal Mattinger in der Königsstraße in Zellertal-Niefernheim.
Rainer Guth, seit Mai 2017 Landrat des für den Betrieb der Zellertalbahn federführenden Donnersbergkreises, wird an diesem Abend über den aktuellen Stand der zum weiteren Betrieb der Zellertalbahn notwendigen Maßnahmen informieren. Anschließend besteht ausgiebig Gelegenheit, Fragen zu stellen.
Zugesagt haben für diesen Abend neben dem Landrat die Bürgermeister der Verbandsgemeinden Kirchheimbolanden, Axel Haas, und Göllheim, Steffen Antweiler, die VG Monsheim wird der VG-Beigeordnete Michael Röhrenbeck vertreten, ein Fachmann, was das Thema Bahn angeht.
„Zellertal Aktiv“ bedauert allerdings sehr, dass der zuständige Mitarbeiter des rheinland-pfälzischen Innenministeriums sowie der Vertreter der Deutschen Bahn AG der Einladung des Vereins nicht gefolgt seien.
„Wichtig für Pendler und Schüler“
Mittelfristiges Ziel ist es, die Zellertalbahn im regulären Rheinland-Pfalz-Takt für den Personennahverkehr zu reaktivieren. Die generelle und ab 2019 geplante Reaktivierung der Zellertalbahn stehe für Land und Kreis außer Frage, die Vorbereitungen hierzu liefen auf Hochtouren, habe Landrat Guth damals bekräftigt, informiert „Zellertal Aktiv“ weiter. Für Außenstehende sei die Situation jedoch undurchschaubar. Kostspielige Planungen seien wohl mehrfach geändert worden. Die benötigten Mittel stünden angeblich bereit, allerdings seien bis jetzt keine konkreten Arbeiten an der Strecke erkennbar, heißt es in der Presseerklärung weiter. Und: „Nicht nur die Anwohner fragen sich, wie das zum Versprechen der Reaktivierung ab Frühjahr 2019 passt.“
„Genehmigungsverfahren dauern manchmal. Das Land hat noch Fragen zur Sanierung der Strecke, der Landesrechnungshof will noch Informationen zu den Kosten“, berichtete Judith Schappert, die frühere Geschäftsführerin des Donnersberg Touristik Verbandes (DTV), der die Strecke von der DB Netz gepachtet hat, auf Anfrage der WZ dazu. Es komme jetzt darauf an, wie schnell der Förderbescheid des Landes eintreffe, Ziel sei, dass dies im Frühjahr der Fall sein solle. „Erst, wenn wir den Förderbescheid haben, können wir die Arbeiten ausschreiben“, verdeutlichte Schappert.
Dabei geht es zunächst einmal darum, den Oberbau der Strecke instand zu setzen, denn gravierende Mängel hatten dazu geführt, dass für den Ausflugsbetrieb keine Genehmigung mehr erteilt worden war. Zum Teil müssen ganze Teilstücke des Gleisstrangs erneuert sowie eine Brücke saniert werden. Die geforderte technische Sicherung der Bahnübergänge ist in diesem Sanierungspaket noch nicht enthalten. „Dazu muss zunächst das Planfeststellungsverfahren abgeschlossen sein, außerdem müssen diese Arbeiten europaweit ausgeschrieben werden“, erklärte Schappert. Für den Ausflugsverkehr reiche es aber, die Übergänge durch ehrenamtliche Kräfte abzusichern. Ob es dieses Jahr noch etwas wird, vermochte sie nicht zu sagen.
Für Dieter Heinz, den Ortsbürgermeister in Wachenheim, steht außer Frage, dass die Strecke erhalten bleiben muss. „Sie ist jetzt wichtiger denn je, gerade auch für Schüler und Pendler, um den enormen Verkehr bei uns im Ort zu reduzieren“, betonte er gegenüber der WZ. Wenn die Strecke aber einmal verschwunden sei, werde nie wieder eine gebaut.
Für die Infrastruktur der Zellertalgemeinden hat die Bahnstrecke eine enorme Bedeutung. Sie würde außerdem wieder eine durchgehende Verbindung von Worms nach Kaiserslautern ermöglichen. Die Gesamtkosten für die Sanierung werden auf acht Millionen Euro geschätzt, das Land hat zugesagt, 85 Prozent davon zu übernehmen.