Kulinarisches, Historisches und beeindruckende Landschaften konnten Weinwanderer am Sonntag beim „Zellertaler Weinspaziergang“ erleben.
Von Helmut Weick
Die „Weinrast mit Weitblick“ ist eine der Stationen, an der die Wanderer nicht nur den Ausblick, sondern auch ein Gläschen Wein genießen können.
(Foto: BilderKartell/Martin H. Hartmann)
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ZELLERTAL - Weinwanderungen gibt es mittlerweile überall dort, wo Reben wachsen – der „Zellertaler Weinspaziergang“ ist jedoch etwas ganz Besonderes. Die privilegierte Lage mit dem weithin bekannten „Zellertaler Panoramaweg“ macht den besonderen Reiz der Landschaft aus. Auch die zahlreichen Teilnehmer des Weinspaziergangs staunen am Sonntag über den herrlichen Ausblick über Mölsheim und Zell. Die Blicke schweifen vom Melibokus, über den Heidelberger Königstuhl – bis hin zum Donnersberg.
Am monumentalen Ehrenmal, dem Wahrzeichen des Zellertales, macht eine Biker-Gruppe aus Mannheim Rast. „Ein, zwei Stationen nehmen wir mit, wir wollen dann noch weiter nach Bad Dürkheim“, erzählt Torben Ullrich, klemmt seinen Helm unter den Arm und stiefelt den steilen Feldweg hoch. Der führt durch die bekannte Zellertaler Weinlage am „Schwarzen Herrgott“. Dort treffen die beiden größten deutschen Weinanbaugebiete zusammen, die südlichsten Reblagen Rheinhessens und die nördlichsten der Pfalz. Seit 1816 ist das Zellertal verwaltungspolitisch geteilt. Der östliche Teil war hessisch, der Westliche gehörte zur Bayerischen Pfalz.
Bis ins idyllische Dörfchen Zell sind es nur wenige Schritte. Zell verdankt, wie das ganze Zellertal, seinen Namen einem Heiligen. Vor rund 1300 Jahren lebte und wirkte dort der iro-schottische Wanderpriester Philipp von Zell. Seine Wirkungsstätte wurde zu einem der bedeutendsten europäischen Wallfahrtsorte. Die katholische Pfarrgemeinde pflegt diesen Brauch bis heute.
Viele Weinliebhaber nutzen bei der Wanderung die Gelegenheit, einen Blick in die prächtige Wallfahrtskirche St. Philipp von Zell zu werfen. Das altehrwürdige Gotteshaus zählt zu den Stationen des europäischen Jakobs-Pilgerweges. Gleich gegenüber zählt die „Alte Kollektur“ zu den pulsierenden Anlaufstationen des Weinspaziergangs. Auch das kulinarische Angebot an den neun Wegstationen kann sich sehen lassen. Es gibt Fleisch vom Donnersberger Wollschwein, Blätterteigschnecken mit Lachs oder frische Naan-Pizza aus dem Tandoori-Ofen. Aber auch die Freunde der bodenständigen, rheinhessisch-pfälzischen Küche werden fündig und laben sich an Dampfnudeln mit Weinschaumcreme.
Dreh- und Angelpunkt ist auch die beliebte Mölsheimer Weinrast. Über den Mölsheimer Wildbienenpfad haben Hilde und Paul Weidenauer aus Frankenthal die hochgelegene „Weinrast“ erklommen. Am Ausschank legen beide erstmal ihre Walking-Stöcke aus der Hand – und gönnen sich einen Riesling und einen Rosé. „Wir kommen schon seit Jahren hierher. Ich habe früher in Kibo gearbeitet – und unterwegs hier immer Wein mitgenommen. Eine wunderschöne Gegend, freundliche Menschen und hervorragende Weine,“ lobt Paul Weidenauer, während die Kutsche mit den Kaltblütern von Kutscher Gerhard Metzger aus Albisheim bei der Weinrast ankommt. Denn wer den Panoramaweg nicht zu Fuß absolvieren kann, der kann auch dieses traditionelle Transportmittel nutzen.