Bunt, schräg und treffend waren die Themen beim Umzug in Mölsheim und auch sonst hatte die Kerb viel zu bieten.
Von Karl M. Wirthwein
Hexen verbreiteten fröhlichen Schrecken – sogar auf einer Pyramide.
(Foto: BilderKartell/Christine Dirigo)
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MÖLSHEIM - Der Mölsheimer Kerweumzug ist überschaubar und die Abfolge der Zuggruppen passt auf einen DIN-A5-Zettel. Doch der Inhalt ist es, der die Zaungäste Jahr für Jahr zur Kerweparade lockt. Bunt, schräg und treffend sind die Mottos sowie bestens gelaunt die teilnehmenden Engagierten, die für ihre Vereine werben oder sich aus privater Motivation dem Zug angeschlossen haben.
Die Vielfalt war toll: Schotten, Schrecken verbreitende Hexen, ein zünftig aufspielender Musikzug, für den Monsheimer Markt werbende Monsheimer, Super Marios, ein fahrender Lautsprecher, junge Kerwemädels, der Kriegsheimer Kerwetrullo, Turnverein und Radfahrerverein inklusive „Elvis“ sowie natürlich die Rheinhessischen Weinkönigin und Mölsheimerin Anna Göhring als auch die Kerwejugend. Den Anfang machte der Zuganführer, der mit der Ortsschelle den Zug ankündigte. Das ging dem jungen Mann ganz schön in die Arme, schließlich wiegt diese Schelle einige Kilogramm, wie er im Vorbeigehen informierte. Im Schlepptau hatte er die Kinder des evangelischen Kindergartens, die den Mölsheimern Danke sagten – und zwar für die vielen Spenden zugunsten der Neugestaltung des Außengeländes.
Auch verstanden es die Mölsheimer, so manches (Welt-)Geschehen auf die Schippe zu nehmen. Beispielsweise die frühere Verteidigungsministerin mit Sprüchen wie „Fliegt der Flieger nicht im Irak, war die von der Leyen am Start“ oder „Ich verbrate unser Steuergeld wie es mir gefällt“ aufs Korn zu nehmen. Andere taten ironisch mit Blick auf die „Friday for Future“-Kampagne kund: „Mir retten die Welt, awer net in de Ferije“ und unter dem mitgeführten Kreuzfahrtschiff hieß es unter anderem: „Egal wo des Lithium abgebaut wird, uff unser Handy verzischde mer net“. An schulfreie Freitage war vor 50 Jahren nicht zu denken, zumal zu dieser Zeit das Musikfestival Woodstock in aller Munde war. Doch merke: „In Melsem ises seit 40 Johr an de Kerb genauso schee“, wie die Mölsheimer Blumenkinder wissen ließen und sich „Peace“ und „Love“ für alle wünschten. Sportlich gings auch zu beim Melsemer Kerweumzug. Unter anderem mit turnerischen Einlagen und Vorführungen auf dem Einrad, während die „altgediente“ Kerwejugend in Verkleidung der wohl bekanntesten Gallier fleißig den Zaubersaft im Kessel rührte und Schorle zauberten.
Schlaf kam während der Kerwetage in Mölsheim definitiv zu kurz, war von einem der Zaungäste zu erfahren. Während es am Freitagabend zu Kewebeginn noch gediegen mit gemütlichem Beisammensein auf dem Kerweplatz zugegangen war, bebte am Samstagabend förmlich die Hütte – oder besser gesagt die Eintrachthalle. Die Kerwejugend hatte nämlich wieder ihre Kerwe-Show organisiert und das Haus war proppenvoll. Vor allem die traditionellen witzigen Filmeinspieler wurden sehnsuchtsvoll erwartet.
„Buntes“ Kerwetreiben herrschte auch am Sonntag nach dem Umzug und am Montag wird ebenfalls in und um die Eintrachthalle herum gefeiert, ehe die Kerwe bis zum nächsten Jahr verabschiedet wird.