Sonntag,
22.09.2019 - 16:45
3 min
Finale ohne Rheinhessen
Von Helmut Oesterwinter

Ihre Fans unterstützten sie tatkräftig. (Foto: DWI)
MÖLSHEIM/NEUSTADT - Der Stachel der Enttäuschung sitzt tief bei Anna Göhring: Bei der Vorentscheidung zur Wahl der 71. Deutschen Weinkönigin hat die Kandidatin aus Rheinhessen das Finale verpasst. Im Saalbau in Neustadt an der Weinstraße trat die 25-jährige Mölsheimerin am Freitagabend mit Kandidatinnen aus elf anderen deutschen Weinanbaugebieten in den Wettbewerb um die höchste Weinkrone. „Ich bin mit meiner Leistung zufrieden, habe mich von meiner besten Seite gezeigt, doch hat das heute leider nicht gereicht“, sagte sie nach der Entscheidung der Jury, die sechs der zwölf ehemaligen Gebietsweinköniginnen ins Finale am kommenden Freitag zu wählen hatte. Ihre Tränen über das Ausscheiden konnte Anna Göring nicht verbergen – und wollte es auch nicht. Sie wusste, dass ihr vor rund 800 Zuschauern im Saalbau ein guter und souveräner Auftritt gelungen war, der immer wieder von „Anna, Anna“-Sprechchören ihrer großen mitgereisten Fangemeinde begleitet wurde. Locker und eloquent parlierte sie mit Moderator Holger Wienpahl, schickte via TV Grüße an Farmer Bill in Australien, der ihr die Daumen drückte, und stellte sich den Fachfragen aus dem Bereich Weinwissen. „Ich glaube, ich habe alle Fragen zumindest zufriedenstellend beantwortet, hatte nie das Gefühl, es läuft gerade schlecht für mich.“ Vor vielen Menschen zu sprechen und zu agieren war der 25-Jährigen ja auch nicht fremd, denn das hat sie im zurückliegenden Jahr als Rheinhessische Weinkönigin oft bravourös gemeistert.
In den Reihen des fast 80-köpfigen Fanclubs rief die Entscheidung der Jury, Anna nicht ins Finale zu schicken, minutenlange Fassungslosigkeit hervor. Auch Bernd Kern, Geschäftsführer der Gebietsweinwerbung Rheinhessenwein, zeigte sich kurz konsterniert, stellte jedoch fest: „Wir haben hier ein Teilnehmerinnenfeld erlebt, das in den Leistungen sehr eng beieinander war. Wahrscheinlich war es eine Spitz- auf Knopf-Geschichte. Anna hat es gut gemacht, nur hat es leider nicht gereicht. Wir sind aber stolz auf das, was sie für Rheinhessen getan hat.“ Den guten Eindruck, den die Mölsheimerin von ihrem Auftritt hatte, bestätigte schließlich Ingo Steitz, Präsident des Weinbauverbandes Rheinhessen: „Anna Göhring hat sich eigentlich sehr gut präsentiert, es ist nur schade, dass sie nicht weiter ins Finale kam. Es können leider nur sechs von den zwölf Kandidatinnen weiterkommen – und ich denke, es war heute ein sehr, sehr knappes Ergebnis. Das Ergebnis geht absolut in Ordnung. Auf jeden Fall gilt Anna ein herzliches Dankeschön für ein tolles Jahr für unseren Rheinhessenwein.“ Nach einem kurzen Innehalten meldete sich dann Anna noch einmal zu Wort. Sie müsse das Ergebnis jetzt so akzeptieren, meinte sie – mit Tränen in den Augen. „Es tut gut, von den vielen Freunden, Fans und der Familie in den Arm genommen und getröstet zu werden, denn die Enttäuschung ist schon groß. Aber ich kann jetzt mein Leben wieder sortieren, mein Studium der Internationalen Weinwirtschaft in Geisenheim weitermachen.“ Vater Gerd Göhring merkte an, niemand könne einer der jungen Frauen, die das Finale nicht erreicht haben, einen Vorwurf machen. „Alle Kandidatinnen waren sehr gut. Es ist jetzt, wie es ist – wir feiern trotzdem.“ Und Mutter Judith Seidel-Göhring blickt mit ihrer Tochter voraus: „Für Anna geht nun das normale Leben weiter. Sie wird ein Auslandssemester absolvieren.“ Und auch in der heimischen Straußwirtschaft wird sich die sympathische junge Mölsheimerin wieder öfter ums Wohl der Gäste kümmern.