Im Kreis Alzey-Worms kommt der Nikolaus trotz Corona
Ganz schön einfallsreich ist der Nikolaus dieses Jahr, damit sich die Kinder über volle Stiefel und Strümpfe freuen dürfen. Drei Aktionen haben wir begleitet.
Von kwi/jul/eew
In Westhofen wurde der Nikolaus vom Westhofener Carneval-Verein (WCV) gerufen, der Zweite Vorsitzende Horst Lepold fährt sogar als Knecht Ruprecht auf dem Schlitten mit.
(Foto: WCV)
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FLÖRSHEIM-DALSHEIM/WESTHOFEN/WENDELSHEIM - Es waren einmal drei kleine Gummistiefel. Einer rosa, der andere gepunktet und der dritte dunkelblau. Einsam standen sie am Abend vor dem Nikolaustag vor einem Einfamilienhaus in der klirrenden Kälte. Doch was ist das? Waren da nicht Schritte zu hören? Tatsächlich. Ein Mann biegt um die Ecke. Noch während er sich den drei Stiefelchen nähert, zieht er Geschenke aus einem roten Sack. Zunächst in das eine Stiefelchen, dann ins nächste und dann in das dritte steckt er ein Päckchen, das gefüllt ist mit einem Schokoladen-Nikolaus, Obst, Nüssen und einem kleinen Geschenk. Die Stiefel frohlocken und sind sich sicher: Ihre kleinen Besitzer werden sich riesig freuen, sobald sie die Bescherung sehen. Ende.
Wobei ... Nicht ganz. Denn tatsächlich stehen in Flörsheim-Dalsheim am Vorabend des Nikolausfestes fast 200 Stiefel und Schuhe vor den Haustüren, die mit Naschereien gefüllt werden wollen. Während Ortsbürgermeister Tobias Rohrwick vor dem Bürgerhaus gemeinsam mit weiteren Helfern dabei ist, die mit Tüten bestückten Kästen und Säcke der Routenliste entsprechend einzuteilen, erzählt er von der beliebten Adventsfensteraktion, die in diesem Jahr aufgrund der Pandemie nicht stattfinden kann. „Daher kann auch der Nikolaus nicht selbst vor Ort sein“, sagt er. Also habe sich der SPD-Ortsverein überlegt, „etwas Normalität in den momentan recht verrückten Alltag zu bringen“ und den Nikolaus selbst auf den Weg durch die Doppelgemeinde zu schicken. Da dies aber auch für einen Nikolaus viel Wegstrecke ist, haben die Ortsvereinsmitglieder beschlossen, ihn zu unterstützen.
Soweit die kindgerechte Fassung. In Wahrheit haben natürlich die Eltern ihre Bestellung mittels E-Mail an den Ortsverein getätigt. Aber das bleibt geheim. Die ganze Aktion war übrigens kostenlos für die Eltern, wurde diese doch vom Ortsverein finanziert. Der war von der Resonanz total überrascht, schossen doch die Bestellungen bereits an Tag eins nur so durch die Decke. Am Donnerstag hat das Nikolaus-Helferteam die Tüten mit Schokolade, Mandarinen, Nüssen, Goldtalern und kleinen Spielzeugen der Wormser Firmen Löwenherz sowie Müller & Herber bestückt. „Die Geschäftsführer wohnen in Flörsheim-Dalsheim und haben uns die Spielzeuge gespendet“, freut sich der Ortsbürgermeister.
In Westhofen wurde der Nikolaus vom Westhofener Carneval-Verein (WCV) gerufen, der Zweite Vorsitzende Horst Lepold fährt sogar als Knecht Ruprecht auf dem Schlitten mit. Foto: WCV
In Westhofen wurde der Nikolaus vom Westhofener Carneval-Verein (WCV) gerufen, der Zweite Vorsitzende Horst Lepold fährt sogar als Knecht Ruprecht auf dem Schlitten mit. Foto: pakalski-press/Christine Dirigo
Nikolaus Norbert Wagner kommt mit der Pferdekutsche nach Wendelsheim und verteilt – selbstverständlich mit Mundschutz über dem Bart – über hundert Geschenke an die am Straßenrand wartenden Kinder. Foto: pakalski-press/Axel Schmitz
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Am Samstagabend pünktlich um 18 Uhr geht es dann los – wobei dann auch tatsächlich ein „Nikolaus“ dabei ist. Unter dem Kostüm steckt Bernd Kiefer. „Meine Frau hat gesagt, das soll ich anziehen und weil ich ein guter Ehemann bin, habe ich es gemacht“, lacht er. Tierische Unterstützung hat Katja Schulz mitgebracht. Reitpony Nadir und Mini-Shetland-Pony Odin sind mit rotem und grünem Leuchtband um den Hals in der Dunkelheit gut zu erkennen auf ihrem Weg ins Neubaugebiet. Indes macht sich Tobias Rohrwick mit dem Auto auf ins Verteilergebiet. 25 Adressen liegen vor ihm und dort trifft er auch auf die eingangs erwähnten Stiefelchen.
Der Wendelsheimer Nikolaus Norbert Wagner wird einen Tag später in der Pferdekutsche von Klaus Scherrer durch die Straßen kutschiert. Über hundert Päckchen hat er im Gepäck, die er eigentlich zum Weihnachtsmarkt verteilen wollte. Weil der aber ausfällt, hatten Gemeinderat und Ortsbürgermeisterin Christine Knuth die Idee, den Nikolaus in der Kutsche durch die Straßen zu schicken. Eine Idee, die ankommt, denn zahlreiche Kinder stehen am Sonntag mit blankgeputzen Schuhen und leuchtenden Augen am Straßenrand. „Der Weihnachtsmann trägt auch eine Maske“, ruft ein Kind dem Nikolaus entgegen und bekommt – coronakonform und mit ausreichend Abstand – sein Päckchen.
In Westhofen kommt der Nikolaus mit Schlitten, Knecht Ruprecht und den Engeln geflogen. Wohin er muss? Das verrät ihm der Westhofener Carneval-Verein (WCV). Der möchte „in diesen, für uns alle so anstrengenden Zeiten, mit dem Verzicht auf Geselligkeit und den so lieb gewonnen Veranstaltungen, die wir alle so vermissen“, nämlich wenigstens den Kleinsten etwas Spaß und Freude nach Hause bringen. Der Verein hat darum fleißig Anmeldungen gesammelt, über 200 Kinder in über 50 Straßen stehen auf der Liste. Das könnte selbst für den fleißigsten Nikolaus und seine Helfer zu viel für eine Nacht sein. Und darum stellt der Nikolaus seinen Schlitten nach der Ortsrundfahrt in einem Carport neben der Gemeindescheune, Am Alten Osthofener Weg 14, ab. Dort liegen dann auch am heutigen Montag, 7. Dezember, noch von Rewe gespendete Päckchen – normalerweise werden sie zum Weihnachtsmarkt verteilt – für all die Kinder bereit, die der Nikolaus nicht besuchen konnte.