Dienstag,
12.02.2019 - 16:07
3 min
Flörsheim-Dalsheim: Zu viel Ballermann, zu wenig Fastnacht?

Von Pascal Widder
Lokalredakteur Worms

Auch Markus Rauch und Valentin Hudel machten sich entsprechend dem Motto auf den Weg an den Ballermann. Foto: BilderKartell/Martin Hartmann
FLÖRSHEIM-DALSHEIM - Monika Pfrötzschner-Foerster ist Fastnachterin durch und durch. Kein Wunder, stammt sie doch aus der Karnevalshochburg schlechthin – Köln. Seit drei Jahren aber wohnt sie in Flörsheim-Dalsheim. Dort fand am vergangenen Samstag die Fastnachtssitzung statt. Zu der, wie schon in den Vorjahren, zusammen mit ihrem Mann natürlich auch Monika Pfrötzschner-Foerster ging. Voller Vorfreude auf einen unterhaltsamen Abend. Im Nachhinein hätte sie lieber etwas anderes gemacht. „Ich habe leider sehr wenig gelacht“, sagt sie.
Öffentliche Kritik in Facebook-Gruppe
Die Tanzgruppen seien zwar nicht schlecht gewesen. Auch ein, zwei Redner hätten überzeugt. Der Rest: „Ich wäre lieber auf eine andere Sitzung gegangen“ , so Monika Pfrötzschner-Foerster. Sie hätte sich mehr Büttenredner gewünscht, die auf das Orts- und Zeitgeschehen eingehen. Außerdem mehr Fastnachtslieder. „Es war zu viel moderne Musik. Gerade die älteren Leute hätten sich auch mal zwischendurch was zum Schunkeln gewünscht“, sagt die 65-Jährige. Ihre Enttäuschung äußerte sie wenige Stunden nach der Sitzung auch öffentlich. In einer Flörsheim-Dalsheimer Facebook-Gruppe mit immerhin knapp 1000 Mitgliedern schrieb sie in Anbetracht des Sitzungsmottos „Ihr Narre holt die Badehos‘, in Flö-Da ist Malle los“ unter anderem: „Das Thema ‚Malle‘ passt zu einer Sommerparty, jedoch nicht auf eine Fastnachtssitzung.“
Ihr war es zu viel Ballermannparty und zu wenig Fastnachtskultur. Mit dieser Meinung stehe sie nicht alleine da. „Viele haben gesagt, dass das Käse war“, sagt Pfötzschner-Foertser. Sie blieb zwar bis zum Ende der Sitzung. Doch 30, 40, vor allem ältere Besucher, seien schon in der Pause enttäuscht heimgegangen.
Kein Umzug
In diesem Jahr wird es in Flörsheim-Dalsheim übrigens keinen richtigen Fastnachtsumzug geben. Als Grund gibt Margherita Schäfer von der IG Fastnacht die stetig sinkenden Teilnehmer- und auch Zuschauerzahlen an.
„Uns haben Guggemusiker abgesagt, die gesagt haben, dass bei uns zu wenig los ist, deshalb laufen sie woanders mit“, berichtet Schäfer. Deshalb lege man zumindest mal eine Pause ein. „Man muss ja nicht zwingend was am Leben halten.“
Die Straßenfastnacht wird es aber nach wie vor geben. Als „Umzugsersatz“ will die IG Fastnacht am 3. März zusammen mit den Flörsheim-Dalsheimern vom Bahnhof aus zur Straßenfastnacht auf dem Dalsheimer „Römer“ laufen. Vorneweg soll ein Wagen fahren.
„Uns haben Guggemusiker abgesagt, die gesagt haben, dass bei uns zu wenig los ist, deshalb laufen sie woanders mit“, berichtet Schäfer. Deshalb lege man zumindest mal eine Pause ein. „Man muss ja nicht zwingend was am Leben halten.“
Die Straßenfastnacht wird es aber nach wie vor geben. Als „Umzugsersatz“ will die IG Fastnacht am 3. März zusammen mit den Flörsheim-Dalsheimern vom Bahnhof aus zur Straßenfastnacht auf dem Dalsheimer „Römer“ laufen. Vorneweg soll ein Wagen fahren.
Margherita Schäfer von der IG Fastnacht hält das für ein_Gerücht. „Das wäre uns aufgefallen.“ Auch Schäfer hat natürlich gelesen, was Pfrötzschner-Foerster von der Sitzung am Samstag hielt. Sie sagt: „Grundsätzlich ist Kritik ja nett und schön, denn es gibt vieles, was man vielleicht als Beteiligter nicht sieht. Aber es geht um die Art und Weise.“ Dass die Vortragenden öffentlich schlecht gemacht werden, statt das persönliche Gespräch zu suchen, stört sie vor allem. „Wenn man so angegriffen wird, tut das schon weh.“ Schäfer fürchtet vor allem, dass die öffentliche Kritik dazu beiträgt, dass Freiwillige die Lust verlieren, sich am Sitzungsprogramm zu beteiligen. Auch Menschen, die vielleicht darüber nachdenken, sich künftig einzubringen, könnten durch so etwas abgeschreckt werden. Dabei seien es doch jetzt schon zu wenige. Deshalb kontert sie auch der Kritik hinsichtlich der vermissten Büttenredner. „Wir können uns die nicht aus den Fingern schütteln und wir sind auch nicht beim MCV, dass ich mir die einkaufen kann“, sagt Schäfer.
Sie betont, dass die Beiträge von Freiwilligen statt von Profis stammen. „Jeder gibt sein bestes.“ Auch die Arbeit der Organisatoren, die unzählige Stunden investieren, werde oft verkannt.
„Also ich fand‘s klasse und sehr unterhaltsam“
Margherita Schäfer selbst fand die Sitzung am Samstag „super“. Unterstützung bekommt sie unter dem besagten Facebook-Beitrag von einigen Flörsheim-Dalsheimern. Dort heißt es zum Beispiel: „Also ich fand’s klasse und sehr unterhaltsam! Einen Dank an alle Mitwirkenden. Lasst euch das nicht madig machen, ich habe großen Respekt vor eurem ehrenamtlichen Zeiteinsatz und Engagement.“ Oder: „Wir hatten unseren Spaß und ich kann mich echt nicht beschweren.“
Margherita Schäfer ist klar, dass die einzelnen Programmpunkte Geschmackssache sind und nicht immer jedem gefallen können. Das gelte auch für das jeweilige Motto der Sitzung, das Gruppen versuchen, in ihren Beiträgen aufzugreifen. Da das Motto bekannt war, hätte die Kritikerin vielleicht nicht kommen sollen, sagt Schäfer. „Aber natürlich freuen wir uns über jeden einzelnen Gast.“ Und auch über jeden einzelnen neuen Büttenredner.
Vielleicht ja auf Monika Pfrötzschner-Foerster im nächsten Jahr? Sie ist nicht abgeneigt. Und Margherita Schäfer sagt: „Da werde ich drauf bestehen, das glauben sie aber.“