Mit einer Plakataktion will die Bürgerinitiative das Dauerthema Retentionsraum wieder in die Öffentlichkeit rücken.
Von Manfred Janß
Reporter Rheinhessen Süd
Die Bürgerinitiative „Altrhein gegen den Überschwemmungspolder“ hat vor der Eicher VG-Verwaltung eine Info-Plakatwand zum heiklen Thema errichtet. Zu sehen sind (v.l.) Horst Eichner (BI), Amanda Wucher (Ortsbürgermeisterin Gimbsheim), Jürgen Beckenbach (BI), Anja Oswald (BI), Klaus Willius (Ortsbürgermeister Eich), Klaus Anderweit (Erster Beigeordneter Guntersblum), Walter Schallus (BI), Udo Oswald (BI), VG-Bürgermeister Maximilian Abstein und BI-Vorsitzender Thomas Henn.
(Foto: BilderKartell/Andreas Stumpf)
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EICH / GIMBSHEIM / GUNTERSBLUM - Zwar hatte die Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Süd den Deichverlauf für den geplanten neuen Retentionsraum etwas verändert, wie sich der Eicher Verbandsbürgermeister Maximilian Abstein und die Guntersblumer Ortsbürgermeisterin Claudia Bläsius-Wirth bei einem Gespräch mit den Planern der SGD im Juni informieren konnten (die WZ berichtete). Doch diese Änderungen gehen der Bürgerinitiative (BI) gegen den Überschwemmungspolder im Altrheingebiet nicht weit genug.
Polder als Ganzes nicht zu verhindern
Mit einer Plakat-Aktion will die BI das Thema Polder jetzt wieder ins Blickfeld der Öffentlichkeit rücken und über den aktuellen Sachstand informieren. „Es gibt immer noch genug Leute, die gar nicht wissen, was da eigentlich geplant ist“, meinte Thomas Henn, der Vorsitzende der BI, im Gespräch mit der WZ. Die Plakatwände stehen in Eich an der VG-Verwaltung und in Gimbsheim am Rathaus. In Guntersblum darf nicht direkt am Rathaus plakatiert werden, die Plakatwand steht dort deshalb etwas vom Rathaus entfernt.
Ursprünglich einmal gründete sich die BI, um das Poldervorhaben als Ganzes zu kippen. Doch das wird ihnen nicht gelingen, wie sich gezeigt hat. Die SGD plant den neuen Retentionsraum, um einen Auffangpuffer bei einem 200-jährigen Hochwasser zu schaffen. Er würde in einem solchen Fall geflutet, um die rheinabwärts liegenden Städte und Gemeinden vor Überschwemmungen zu schützen. Seit Jahren lehnen sich Bürger in den Altrheingemeinden und in Guntersblum gegen den Polder auf. Vor fünf Jahren hatte die BI in den drei betroffenen Gemeinden 2800 Unterschriften gesammelt.
„Wenn sich der Polder schon nicht verhindern lässt, dann soll wenigstens der geplante Deichverlauf geändert werden“, sagte der BI-Vorsitzende. Für die BI verläuft der Deich viel zu nahe an den Ortslagen, die Mitglieder fürchten, dass im Falle einer Flutung des Polders Druckwasser aus dem Rhein in die Keller der Häuser dringt. „Und diesen Schaden müssten die Hausbesitzer selbst tragen. Das übernimmt eine Gebäudeschutzversicherung nicht. Es muss also zunächst einmal geklärt werden, wer im Schadensfall dafür aufkommt“, berichtete der Gimbsheimer. „Meines Wissens bekommen auch Landwirte, die Äcker außerhalb des Retentionsraums haben, keine Entschädigung, wenn die Felder unter Wasser stehen und die Ernte ausfällt.“
Nach Ansicht der BI widerspricht auch die Nutzung der betreffenden Flächen einem Retentionsraum an dieser Stelle. „Es gibt dort Landwirtschaft, es wird Erdöl gefördert, und in Gimbsheim gibt es die Hühnerfarm. Das kann man nicht einfach überfluten“, steht für den BI-Vorsitzenden fest. In Guntersblum läge außerdem die Siedlung am Rheindamm im Retentionsraum, wenn es beim jetzigen Dammverlauf bliebe. Für die BI drängt die Zeit. Denn: „Je mehr sich die Entscheidung bei der SGD verfestigt, umso schwerer wird es, noch etwas an der Planung zu ändern“, fürchtet Thomas Henn. Die bisherigen Änderungen der SGD hätten jedenfalls nicht wirklich Hoffnung gemacht.
Der Eicher Verbandsbürgermeister Maximilian Abstein unterstützt die Aktion. „Es muss jeder das Recht haben, seine Meinung zu äußern und für seine Sache zu werben. Es war für mich deshalb keine Frage, meine Erlaubnis zu geben, dass in Eich die Plakatwand an der VG-Verwaltung aufgestellt wird“, sagte er gegenüber der WZ.