Gimbsheim/Guntersblum: Kühkopf-Fähre in schwerem Fahrwasser
Das Projekt Kühkopf-Fähre ist erneut ins Stocken geraten. Tauscht der Zweckverband jetzt das Planungsbüro aus?
Von Ulrich Gerecke
Reporter Politikredaktion
Zähfließender Verkehr: Die Kühkopffähre (im Bild ein Fährtag im Mai 2016) kommt derzeit nicht recht vom Fleck.
(Archivfoto: Felix Krömker)
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GIMBSHEIM/GUNTERSBLUM - Anfang April gibt es in Trier ein Krisengespräch. Am Tisch sitzen werden neben dem „Hausherren“ – das ist das Land in Form der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) – die rheinhessische AG für EU-weite Leader-Fördermittel und der Zweckverband Elektrofähre Rheinhessen, kurz ZER. Und um genau jene Fähre, die irgendwann einmal regelmäßig von Guntersblum über den Rhein zum Kühkopf schippern soll, geht es. Denn das seit 2013 laufende Vorhaben ist in schweres Fahrwasser geraten. Zum wiederholten Male.
„Der Prozess ist unumkehrbar, wir stehen nicht vor dem Aus“, versichert zwar Claudia Bläsius-Wirth, Zweite Vorsitzende des Zweckverbands ZER. Die Guntersblumer Ortsbürgermeisterin, von Beginn an eine treibende Kraft hinter der Fähre, gibt allerdings zu: „Wir haben mit Schwierigkeiten zu kämpfen, die Planung ist ins Stocken geraten, wir sind mit dem zeitlichen Ablauf nicht zufrieden.“ Noch ist Bläsius-Wirth sicher, dass das Boot wie geplant 2020 gebaut wird und in den Probebetrieb gehen kann. Allerdings weiß auch die CDU-Politikerin, dass man sich nicht ewig Zeit lassen kann. Bis Ende 2022 muss das Projekt abgeschlossen und abgerechnet sein, weil dann die Leader-Förderung ausläuft, ohne die eine Fähre niemals Wirklichkeit werden könnte.
Die aktuellen Probleme hängen zusammen mit der europaweiten Ausschreibung für die Planung des Bootes, die als günstigster Bewerber die Hamburger iYacht GmbH gewonnen hatte. Diese stellte daraufhin Planunterlagen zusammen, aber als diese in Rheinhessen ankamen, „hat uns das die Laune verhagelt“, wie ein Insider dieser Zeitung berichtete. Bläsius-Wirth moniert, dass zahlreiche Details der Planung fehlerhaft waren, was dazu führen würde, dass das Boot zwar so gebaut werden kann, aber keine Betriebserlaubnis bekäme. Für die Genehmigung ist die Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt (GDWS) in Mainz zuständig. „Wenn die nur eine Vorgabe als nicht erfüllt ansieht, lässt sie das Boot nicht fahren“, sagt Bläsius-Wirth.
DIE FÄHRE UND IHRE KOSTEN
Die Fähre Guntersblum – Kühkopf ist als Elektro-Katamaran geplant und soll 35 Personen plus Fahrräder transportieren können.
Der Prototyp kostet rund 350 000 Euro. Die zugesagte „Leader“-Förderung beträgt 168 000 Euro. Die Allianz Umweltstiftung hat 54 000 Euro zugesagt, ein Energieversorger weitere 50 000 Euro, 56 000 Euro muss der Förderverein zusammenkratzen, zum Beispiel durch das Sammeln von Spenden bei den alljährlichen Fährtagen.
Die noch fehlenden Mittel soll die Verbandsgemeinde Rhein-Selz als Kredit vorstrecken und der Zweckverband ZER dann später aus dem Betrieb zurückzahlen.
Die Frage, die nun in Trier beantwortet werden muss: Traut man der iYacht zu, die Planung glattzuziehen, oder zieht der Träger ZER die Reißleine und sucht sich einen neuen Partner? Option Nummer zwei liegt zumindest auf dem Tisch. „Natürlich denken wir unternehmerisch in alle Richtungen, ausgeschlossen ist eine Trennung nicht“, warnt Bläsius-Wirth. Auch wenn das wieder Zeit kosten würde. Eine neue Ausschreibung würde drei bis sechs Wochen dauern, nach der Planung muss das Boot auch ausgeschrieben werden, wobei dann eine andere Werft als Planer den Zuschlag bekommt. Die Bauzeit beträgt 20 bis 22 Wochen, dann der Probetrieb ... Die Uhr tickt.
Nicht der erste Rückschlag für das Leuchtturm-Projekt
Es ist nicht der erste Rückschlag für das Leuchtturm-Projekt Elektrofähre: Das Spendensammeln erwies sich für den Förderverein als hartes Geschäft. Auch in diesem Jahr veranstaltet der Verein wieder sechs Fährtage, den ersten am 28. April zum Leininger Markt, nachdem 2018 das Niedrigwasser für Ausfälle sorgte. Die Ortsgemeinde Guntersblum durfte wegen ihrer hohen Verschuldung nicht wie geplant Mitglied im ZER werden. Dann wurden die Ausschreibungsvorgaben geändert, weshalb die iYacht nochmal starten musste.
„Es ist eine frustrierende Sisyphusarbeit“, sagt Bläsius-Wirth, doch sie erlebt auch Lichtblicke. So hat sich mit Riedstadt eine weitere Kommune dem Förderkreis angeschlossen. Und klar ist auch: Der politische Wille, die Fähre aufs Wasser zu bringen, ist allerorten weiter vorhanden. „Den Träger trifft keine Schuld“, meint Sandra Lange, beim Kreis Alzey-Worms für die Leader-Förderung verantwortlich. Die Kühkopffähre sei eines der größeren Projekte. Sollte der ZER den Planer austauschen, werde ihre Stelle das mittragen. „Wir müssen uns jetzt überlegen: Was macht Sinn, damit der Zuschuss nicht gefährdet wird?“ Genau dafür trifft man sich Anfang April in Trier.