Die Kosten für die Kühkopffähre werden höher als erwartet.
Von Ulrich Gerecke
Reporter Politikredaktion
Kurz vor dem drohenden Aus für die Kühkopffähre wurde das Ruder herumgerissen. Im Sommer 2020 soll das Schiff auf dem Rhein fahren, so Fördervereinschefin Claudia Bläsius-Wirth.
(Archivfoto: Krömker)
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GIMBSHEIM/GUNTERSBLUM - Das Schiff stand kurz vor dem Untergang, aber nun sieht es so aus, als seien die Stromschnellen passiert und ruhigeres Fahrwasser endgültig erreicht. Kurz vor dem drohenden Aus für die Kühkopffähre haben die Förderer des geplanten Elektrobootverkehrs zwischen Guntersblum und dem hessischen Altrheingebiet das Steuerruder herumreißen können. „Es bleibt dabei, dass das Schiff im Sommer 2020 auf dem Rhein fahren soll“, sagt Claudia Bläsius-Wirth, Vorsitzende des Fördervereins, nach einem Krisengipfel bei der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) in Trier.
Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass die Elektrofähre für Fußgänger und Radfahrer, eine der ersten ihrer Art auf einem europäischen fließenden Gewässer, teurer wird. „Erheblich teurer“, wie Bläsius-Wirth sagt, ohne dass Guntersblums gerade wiedergewählte Ortsbürgermeisterin eine konkrete Zahl nennt. Klar ist nach Informationen dieser Zeitung indes: Die Fähre, bisher auf Anschaffungskosten von rund 400 000 Euro taxiert, wird am Ende bis zu einer halben Million Euro verschlingen.
Dies liegt vor allem an erhöhten behördlichen Auflagen, mit denen der bisherige Planer des Bootes, die Hamburger Werft i Yacht, offensichtlich überfordert war. Sie hatte dem Förderverein und dem eigens dafür gegründeten Zweckverband ZER im Frühjahr Pläne vorgelegt, die laut Bläsius-Wirth und anderer Beteiligter so unzureichend waren, dass das Boot so nicht zugelassen worden wäre. Weil die Kühkopffähre aber von Fördermitteln der EU aus dem Leader-Programm abhängt und deshalb bis Ende 2020 fertig sein muss, tickte die Uhr. So kam es zum Krisengipfel (die WZ berichtete). Mit dessen Ergebnis zeigte sich Bläsius-Wirth zufrieden. Es lautet zusammengefasst: Der ZER zieht seinen Leader-Förderantrag zurück, legt bis September eine überarbeitete Fassung vor und darf im Gegenzug darauf hoffen, dass die Förderung von 178 000 Euro auf die maximal mögliche Summe von 250 000 Euro aufgestockt wird.
Im Winter könnte dann die neue Ausschreibung folgen. Anschließend würde das Boot gebaut und getestet, was zusammen rund 22 Wochen in Anspruch nimmt. Also könnte es zum Ende der Saison 2020 regelmäßig über den Rhein pendeln. „In welchem Monat wage ich nicht vorherzusagen – wir haben schon oft genug nach den Sternen gegriffen“, sagt Bläsius-Wirth in Erinnerung an immer neue Verschiebungen.
„Wir werden uns von i Yacht trennen müssen und stehen in Verhandlungen über den Modus“, bestätigte Bläsius-Wirth auf Anfrage dieser Zeitung, was Beobachter schon lange erwartet hatten. Der CDU-Politikerin ist klar, dass die ganze, von ihr seit Jahren vorangetriebene Unternehmung ohne die geschlossene Unterstützung von Politik, Sponsoren und Spendern gescheitert wäre: „Da kann man sich nur bei allen Beteiligten bedanken.“
So stand die Allianz Umweltstiftung auch in der Krisenzeit zu ihrer 54 000-Euro-Zusage, auch ein regionaler Energieversorger blieb bei der Stange. Der Kreis Mainz-Bingen wird das Betriebskostendefizit übernehmen und die Verbandsgemeinde Rhein-Selz über einen Durchlaufposten im Haushalt einen Kredit in Höhe von 72 000 Euro. Und obwohl der erste Fährtag dieser Saison am 1. Mai wegen Niedrigwassers ausfiel, gab die als Sponsor vorgesehene Sparkasse Mainz bereitwillig ihr Scherflein in den Topf. Die Rückendeckung der Geldgeber hat also nicht gelitten.