Traditionsverein in der Krise: VfR Alsheim vor dem Aus
Der VfR 1928 Alsheim hat keinen Vorsitzenden und ist hoch verschuldet. Auch sportlich läuft es schon lange nicht mehr rund. Hat der Traditionsverein noch eine Zukunft?
Von Manfred Janß
Lokalredakteur Worms
Patrick Müller, kommissarischer Vorsitzender des VfR Alsheim.
(Foto: BilderKartell / Andreas Stumpf)
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ALSHEIM - Wie krank ist der VfR 1928 Alsheim? Bei dieser Frage wird Patrick Müller sehr nachdenklich. Er führt den Verein im Moment kommissarisch, einen Vorsitzenden gibt es nicht, einen Kassenwart auch nicht. Es bricht ihm das Herz, „seinen“ Traditionsverein, in dem er seit seinem fünften Lebensjahr Mitglied ist, in diesem Zustand zu sehen. Zwei Mal schon gab es dieses Jahr eine außerordentliche Mitgliederversammlung, doch die vakanten Vorstandsämter zu besetzen, gelang nicht. Es waren ohnehin nicht viele der derzeit noch ungefähr 100 Vereinsmitglieder gekommen.
Für Freitag, 26. Juli, (18.30 Uhr) ist eine dritte Mitgliederversammlung anberaumt. „Wenn es auch da nicht gelingt, einen Vorsitzenden zu finden, weiß ich nicht, wie es weitergeht“, meint Patrick Müller gedrückt. Er habe schon mehrmals mit seinem Vater überlegt, ob es noch Sinn mache, den Verein weiter bestehen zu lassen. Er selbst wäre ja bereit, für zwei Jahre den Vorsitz zu übernehmen. „Aber nur, wenn der Verein auch eine Perspektive hat“, sagt der 33-Jährige.
Aber davon kann im Moment keine Rede sein. Sowohl sportlich, als auch finanziell gesehen. Hatte der Verein in der Saison 2015/2016 noch drei aktive Mannschaften, hat er aktuell mit Ach und Krach gerade mal noch eine zusammengebracht, ein Trainer hatte sich erst kurz vor Meldeschluss gefunden. Jugendmannschaften gibt es schon lange nicht mehr. Zu Heimspielen kommt mitunter nicht mal eine Handvoll Zuschauer. Die Meisterschaft in der Kreisklasse Worms in der Saison 2010/2011 erscheint angesichts der heutigen Situation irgendwie unwirklich. Ebenso im Übrigen die bundesweite Anerkennung, die der Verein erhielt, als er Flüchtlinge in die Mannschaft integriert hatte.
Müller bedauert mangelndes Engagement
Finanziell sieht es auch nicht gerade rosig aus. Der Verein schleppt noch Altlasten aus der Vergangenheit mit sich herum, unter anderem durch den mit einer Brauerei abgeschlossen Vertrag, aufgrund dessen der VfR verpflichtet ist, eine bestimmte Menge Bier abzunehmen – ohne zu wissen, ob er sie auch verkaufen kann. „Aus diesem Vertrag herauszukommen, ist sehr schwer“, sagt Patrick Müller. Zudem ist der VfR auch mit Pächtern der Gaststätte reingefallen, dem Verein entgingen Tausend Euro an Pacht. Mittlerweile betreibt er die Gaststätte selbst. „Früher sind auch mal völlig überzogene Gehälter an Trainer und Spieler gezahlt worden. Geld, das uns heute fehlt“, erinnert sich Vereinsmitglied Otto Seif. Ein Problem sei auch, dass der Verein keinen Hauptsponsor habe, der feste Einnahmen bringe. Einzige Einnahmequelle sind die Altweiberfastnacht, das Beach-Event und das Oktoberfest.
Dabei gäbe es so viel zu tun. Das Vereinsheim ist in ziemlich ramponiertem Zustand. Umkleidekabinen, Duschen und Toiletten müssten dringend saniert werden, außen bröckelt der Putz. Und bis auf die beiden satt grünen Rasenplätze macht das Außengelände einen ziemlich verwilderten Eindruck. Gemäht werden die Plätze von der Gemeinde, bewässern muss der Verein sie selber – was Geld kostet.
Was Patrick Müller aber am allermeisten stört, ist das mangelnde Engagement im Verein. „Es krankt daran, dass sich nur wenige aktiv einbringen und ich kann ja nicht alles alleine machen. Es gab in der Vergangenheit auch Vorstandsmitglieder, die nichts gemacht haben und nur auf dem Papier standen. Aber es braucht auch im Vorstand Leute, die was machen. Ich mache jedenfalls nicht weiter, wenn die Situation so bleibt, wie sie ist“, sagt Patrick Müller. Er hofft nun, dass die Mitglieder sich aufraffen, zur Versammlung kommen und Bereitschaft zeigen, sich einzubringen. Denn: „Wenn sich bei der Mitgliederversammlung am 26. Juli nichts ändert, ist der Verein am Ende.“