Freitag,
04.10.2019 - 02:30
4 min
Alsheim: Übergangskita im Bürgerhaus statt in Containern

Von Pascal Widder
Lokalredakteur Worms

Vor einigen Jahren, als der evangelische Kindergarten saniert wurde, waren schon mal Kindergartenkinder im Alsheimer Bürgerhaus untergebracht. (Archivfoto: BilderKartell/Ben Pakalski)
ALSHEIM - Eigentlich war alles klar: Bis der neue, dringend benötigte Kindergarten in Alsheim gebaut ist, sollte als Übergangslösung auf dem Platz vor der Feuerwehr eine Behelfskita aus Containern errichtet werden. So hatte es der alte Gemeinderat im April beschlossen. Die veranschlagten Kosten: 443 000 Euro.
Das ist mittlerweile ein halbes Jahr her, dazwischen lag eine Wahl, Alsheim hat mit Robert Kolig (CDU) einen neuen Ortsbürgermeister und einen runderneuerten Gemeinderat. Was der am Dienstagabend beschlossen hat, bezeichnet Kolig als „revolutionär“ und „mutig“. Denn: Die Container-Lösung wird doch nicht kommen. Der neue Gemeinderat hat den Beschluss des Vorgängerrats einstimmig aufgehoben. Das war möglich, weil der Kauf der Container bisher nicht erfolgt ist. Die Ausschreibung hatte Kolig grade noch rechtzeitig gestoppt, weil er von der Containerlösung nicht überzeugt war. Unter anderem trieb ihn die Frage um, was mit den Containern passieren soll, wenn sie nicht mehr gebraucht werden. Dass es dafür einen Zweitmarkt gibt, hält er für fragwürdig.
Brandschutz im Bürgerhaus derzeit „katastrophal“
Doch was passiert nun mit den Kindern, die schnellstmöglich einen Platz brauchen, der weder in der evangelischen noch in der katholischen Kita vorhanden ist? Die sollen bis zur Fertigstellung der neuen Kita nun im Bürgerhaus, statt in Containern untergebracht werden. Ob dies möglich ist, hatte Ortschef Kolig nämlich in den Sommerferien prüfen lassen. Mit Zustimmung seines Vorgängers Wolfgang Hoffmann, betont er ausdrücklich. Zahlreiche Begehungen mit Jugendamt, Gesundheitsamt, Unfallkasse und anderen Beteiligten hätten stattgefunden – mit der Erkenntnis, dass das Bürgerhaus nach gewissen Umbaumaßnahmen als provisorische Kita taugt. Wo vor allem etwas gemacht werden muss, ist beim Brandschutz. Den bezeichnet Kolig derzeit als „absolut katastrophal“.
Um weiter größere Veranstaltungen im Bürgerhaus, beispielsweise die Fastnachtssitzungen, durchführen zu können, muss hier also ohnehin dringend etwas passieren. Dazu gehört unter anderem die Errichtung eines ausreichend großen Fluchtweges für die Sporthalle zum Parkplatz hin, Brandschutztüren im Treppenhaus oder der Einbau einer Rauch- und Wärmeabzugsanlage.
Doch mit Brandschutzmaßnahmen ist es natürlich nicht getan. Das, was gemacht werden muss, um Kita-Kinder im Bürgerhaus unterzubringen, geht laut Kolig aber mit „relativ wenig Aufwand“. Eine Gruppe soll in den Jahnsaal kommen, der direkt an die Turnhalle grenzt. Auch hier müsste noch ein Fluchtweg hergestellt werden. Die zweite Gruppe soll in den sogenannten „Blauen Salon“ im Obergeschoss kommen, aus dem eine Fluchttreppe auf den Vorplatz führen soll. Beide Räumlichkeiten werden ohnehin nur selten genutzt. Und dort, wo nach den Fastnachtssitzungen immer gefeiert wird, in die Bar im Keller, soll ein Ruheraum kommen, der von beiden Gruppen genutzt werden kann. Hier schätzt Kolig den Aufwand als am größten ein, müsste doch neben einem Fluchtweg unter anderem auch eine Belüftung eingebaut werden.
Party-Keller soll als Schlafraum dienen
Die Theke soll so abgebaut werden, dass sie jederzeit wieder eingebaut werden kann. Der Party-Keller als Schlafraum war auch der Punkt, der bei der Ortsgemeinderatssitzung für am meisten Skepsis sorgte, vor allem hinsichtlich der Feuchtigkeit. Kolig betonte, dass das Gesundheitsamt keine Bedenken äußerte. Aber natürlich wisse man nicht genau, was bei der Ertüchtigung möglicherweise zum Vorschein kommt. „Das Thema steht und fällt mit der Raumnutzung“, betonte Kolig. Die Sozialräume für das Personal und ein Büro könnten in der teilbaren großen, dann ebenfalls ertüchtigten Küche Platz finden. Auch die Toiletten sollen saniert und so hergerichtet werden, dass sie von Kleinkindern genutzt werden können. Toben sollen die Kinder nicht nur in der Turnhalle. Zum einen ist man vom Bürgerhaus schnell in den Weinbergen, zum anderen sei es eine Überlegung, ein kleines Außengelände herzurichten.
„Die Kinder werden sich wohlfühlen“, ist sich Robert Kolig sicher. Der Ortschef ist von der „Bürgerhaus“-Lösung absolut überzeugt. „Die Kehrtwende wird sich lohnen“, sagt er. Schließlich erfolge bei vermutlich geringeren Kosten als bei der Container-Lösung – veranschlagt sind derzeit rund 377 000 Euro – die ohnehin erforderliche brandschutztechnische Ertüchtigung des Bürgerhauses, dessen teilweise Renovierung und man habe eine immer wieder verwendbare provisorische Kita. „Selbst wenn wir keine Ersparnis haben sollten, sind das Vorteile genug“, sagt Kolig. Er hofft, dass die Umbaumaßnahmen für die provisorische Kita bis zum Frühjahr 2020 abgeschlossen sind. Eine Prognose, die einige Ratsmitglieder sichtbar für zu optimistisch hielten. „Vielleicht starten wir auch erst mal mit einer Gruppe, später mit der nächsten“, sagte Kolig. Bis die neue Kita steht, wird es vermutlich jedenfalls noch mindestens zwei Jahre dauern.
Der Betrieb soll während der Umbaumaßnahmen übrigens nur minimal beeinträchtigt werden. Größere Veranstaltungen könnten aber zumindest im Dezember im Bürgerhaus nicht stattfinden, sagt Kolig. Die nächste Fastnachtssitzung im Bürgerhaus sei aber nicht gefährdet. Nur die Bar könnte im nächsten Jahr woanders sein. Schließlich wird die dann grade zu einem Ruheraum hergerichtet.