Nach dem Ende des Lockdowns wird es für einige Geschäfte erst richtig schwer, fürchtet der Mainzer Fotograf Bernd Siegel.
Von David Kost
Redaktion Rheingau-Taunus
Bernd Siegel, Inhaber des Fotostudios Rimbach am Mainzer Schillerplatz, fühlt sich von Stadt und Land im Stich gelassen.
(Foto: hbz/Stefan Sämmer)
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MAINZ - „Das bestimmt einen 24 Stunden. Das, was man normalerweise mit den Händen macht, findet im Kopf statt und lässt einen nicht so gut schlafen.“ Manchmal hilft das Fahrradfahren. Einfach auf’s Rad setzen und sich mal den Kopf „freifahren“, wie Bernd Siegel sagt. Doch nicht lange, dann drehen sich die Gedanken wieder um sein Fotostudio in Mainz.
Seit 20 Jahren ist Bernd Siegel – 54, Fotografenmeister – Inhaber des Fotostudio Rimbach am Schillerplatz. In den vergangenen Wochen war das Fotografieren jedoch nur ein kleiner Teil seiner Arbeit. Stattdessen dominierten Formulare seinen Arbeitsalltag, Anträge auf Kurzarbeitergeld und Soforthilfen.
Immerhin, seit der vergangenen Woche ist das Geschäft wieder geöffnet, Kunden kommen und lassen Passfotos oder Bewerbungsbilder machen. Sorgen, dass das nächste Bewerbungsbild mit Gesichtsmaske ist, muss sich dabei keiner machen: „Unser Studio ist groß genug, um Abstand zu halten“, sagt Siegel.
DIE SERIE
„Wie geht’s?“ Das fragen wir ganz unterschiedliche Menschen aus der Region. Ob Musiker, Gastwirt, Lehrerin oder Obdachloser: Die Corona-Krise trifft jeden.
In dieser Serie teilen die Menschen ihre persönlichen Wahrnehmungen, Ängste und Sorgen – aber auch ihre Hoffnungen.
Eine von Siegels Befürchtungen, während sein Geschäft geschlossen war, hat sich also nicht bewahrheitet. „Es war die Angst da, dass die Leute denken: Die gibt es bald eh nicht mehr“, sagt Siegel. Um dem entgegenzuwirken, versuchte er mit seinem Geschäft in sozialen Netzwerken präsent zu sein. Zu zeigen: „Wir sind noch da und wir sind weiterhin da.“
Trotzdem: Ein Hauptgeschäft, die Hochzeitsfotografie, fällt wohl auf nicht absehbare Zeit weg. Selbst wenn die Kontaktsperren gelockert würden –„wer möchte jetzt heiraten in der Situation?“, sagt Siegel.
Auf sein Geschäft kommen schwere Zeiten zu, weiß Siegel, wie auf alle kleinen Geschäfte in Mainz. Die vier Wochen Lockdown könnten viele Unternehmer noch irgendwie wegstecken, glaubt Siegel. „Aber das was danach kommt, die geringen Umsätze auf Dauer, da wird es für einige Geschäfte schwer, zu überleben.“ Es ist klar: Man sitzt zusammen in einem Boot. Und gerade das stärke den Zusammenhalt zwischen den Geschäften in der Krise, sagt Siegel. „Es herrscht das Gefühl: Wir haken uns jetzt ein und stehen das zusammen durch.“
Das mache Mut, ähnlich wie auch der Zuspruch von einigen Stammkunden, die per Mail Anteil nahmen, an der Situation des Geschäfts. Das hätte Siegel sich auch von der Stadt Mainz gewünscht – vergeblich. Siegel fühlt sich im Stich gelassen von Stadt und Land. „Alle Informationen mussten wir uns im Netz selbst zusammensuchen“, sagt Siegel. Auch die versprochenen Soforthilfen seien erst vergangene Woche angekommen. Miete, Lohn und andere Ausgaben musste Siegel vorlegen – teilweise aus der eigenen Tasche. Zwar versuchten auch Mittelständler, Rücklagen zu bilden. „Aber das ist eher dafür gedacht, wenn mal die Technik ausfällt oder ein neues Auto her muss “, sagt Siegel. Mehrere Monate lang den Großteil der Fixkosten zu zahlen, sei damit nicht möglich.