Scheurebe-Preis 2016: Fachjury testet in Gau-Bickelheim 264 Weine
Von Torben Schröder
Nicht jede der schwarz ummantelten Flaschen konnte die insgesamt 32 Juroren überzeugen. Die beste Scheurebe 2016 wird dann am 13. Mai im Wormser Kesselhaus enthüllt. Foto: pa/Axel Schmitz
( Foto: pa/Axel Schmitz)
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GAU-BICKELHEIM - Hans-Ulrich Jörges muss schmunzeln. „Ich habe bei jedem Wein ein kleines Schlückchen getrunken“, erzählt der „Stern“-Journalist nach getaner Arbeit. Als Träger der Georg-Scheu-Plakette 2014 und Freund der Alzeyer Rebzüchtung ist die Jurymitgliedschaft beim Scheurebe-Preis genau das Richtige für ihn.
Vor zwölf Jahren an der Ostsee machte Jörges das erste Mal Bekanntschaft mit der Kreuzung aus Riesling und Bukettraube. „Als ich den Wein getrunken hatte, ging eine Birne im Kopf an, und sie ist seither nicht mehr ausgegangen“, schwärmt der Journalist. Elegant, fruchtig, ein spritziger Nachgeschmack und gerne eine leichte Süße, so stellt Jörges sich einen richtigen Scheu vor.
Im vergangenen Jahr hatten die Fachzeitschriften „Wein+Markt“ und „Das deutsche Weinmagazin“ zum ersten Mal den internationalen Scheurebe-Preis ausgelobt, der zuvor in der Scheurebe-Mutterstadt Alzey politisch nicht auf den Weg zu bringen war. 264 Weine wurden insgesamt ins Rennen geschickt, acht Gruppen zu je vier Juroren hatten in Gau-Bickelheim jeweils gute drei Dutzend Weine zu bewerten, ehe es in die Finalrunde für die am besten bewerteten Weine und die „Streitfälle“ ging.
Nicht jede der schwarz ummantelten Flaschen konnte die insgesamt 32 Juroren überzeugen. Die beste Scheurebe 2016 wird dann am 13. Mai im Wormser Kesselhaus enthüllt. Foto: pa/Axel Schmitz Foto: pa/Axel Schmitz
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251 der Anstellungen stammen aus Deutschland, mit 99 Weinen ist die Region Rheinhessen Spitzenreiter vor der Pfalz (60) und Franken (42). 107 der Scheureben wurden trocken ausgebaut, 166 sind zwischen fünf und zehn Euro teuer. Damit stieg die Rebsorte alles in allem im Preis, wie Bettina Siée betont. „Nicht nur die Verbraucher haben Scheu wiederentdeckt“, freut sich die Fachjournalistin des Veranstalters.
Das Jubiläumsjahr – 1916 war die Rebe gezüchtet worden – hat offenbar Wirkung gezeigt. Und der 2016er Jahrgang präsentiert sich deutlich weniger wuchtig als sein Vorgänger. „Die Aromen sind viel differenzierter“, hält die französische Sommelière Christine Balais fest. Frucht und Würzigkeit aus dem trendigen Sauvignon Blanc erkennt sie in der Scheurebe wieder, dazu Eleganz und ein eher spielerisches Gepräge. Aromatischer Weißwein erfreut sich, wie Siée berichtet, einer stabilen Anhängerschaft. Und zum boomenden Franzosen gibt es eine einheimische Alternative. „Die deutschen Weine kann man viel besser trinken, ohne zugleich etwas zu essen“, sagt Balais.
Doch natürlich steckt nicht in jeder der in schwarze Tücher gehüllten Flaschen der pure Hochgenuss. „Sehr gespalten“ ist Jörges’ Eindruck. Die ersten Weine am Probiertisch haben ihm besser gefallen als diejenigen, die die anderen Jury-Gruppen in die Endauswahl geschickt haben. „Es war schwieriger als 2015, die Aromatik rauszukitzeln“, hält Norbert Breier vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum in Oppenheim fest.
Die Balance aus Frucht, Restsüße und Säure ist beim Scheu eine hoch diffizile Angelegenheit, und einfach war der Witterungsverlauf 2016 nun wirklich nicht. „Es sind deutlich weniger Flaschen im Literweinbereich als früher“, hat Breier auch bei der Scheurebe einen Trend hin zu mehr Qualitätsorientierung festgestellt.
Und die soll sich lohnen. Für die Sieger in den fünf Kategorien gibt es von der Schott AG gespendete Trophäen, die Preisverleihung findet beim Frühlingsfest der rheinhessischen Weinbruderschaft am 13. Mai im Wormser Kesselhaus statt.
„Die Scheurebe ist ein wunderbarer Wein für Leute, die überhaupt keine Ahnung von Wein haben“, sagt Siée, „man schmeckt sehr viel raus“. So mancher Juror hätte sicher gern auch, wie Hans-Ulrich Jörges, viele der Weine intensiver genossen. Aber der alljährliche vinophile Veranstaltungsreigen hat ja gerade erst begonnen.