Mit der Kräuterpädagogin auf Grünfuttersuche in Rheinhessen
Von Beate Nietzel
Editorin Rheinland-Pfalz-Desk
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GUNTERSBLUM - Lecker! Kommende Woche werden sich die kleinen Feinschmecker in der „Zukunftswerkstatt“ wieder über die ganz besondere „Grie Soß‘“ hermachen. Wie vielerorts kommt das herzhafte Gemisch gerade in der Karwoche zu Gründonnerstag auch in der Guntersblumer Kindertagesstätte auf den Tisch. Doch nicht Petersilie und Pimpinelle werden die Zutaten sein, sondern wilde Kräuter, die in Rheinhessen allerorten an Wegen und auf Wiesen wachsen. „Die Leute sind immer ganz überrascht, wie gut das schmeckt“, weiß Katja Deschinger. Die Guntersblumer Kräuterpädagogin nennt Löwenzahn und Knoblauchrauke, Schafgarbe, weiße Taubnessel und Weinbergslauch – wobei für sie die traditionelle Zahl von sieben Kräutern keine Rolle spielt.
Allerdings: „Es war in den letzten Wochen zu warm“, bestätigt sie die Wetter-Analyse der Experten. „Die frühen Wildkräuter schießen bereits, legen ihre Samenproduktion an und werden bitter“, und auch in den Wingerten bildeten die Reben schon ihre „Augen“ aus: „Die Pflanzen spüren die Trockenheit, konkurrieren miteinander, wollen sich vermehren und geben Gas.“
Deshalb empfiehlt die Kräuterfachfrau, von den Gewächsen stets nur die „oberste Etage“ zu ernten. Die jungen Blätter lassen sich frisch verwenden, die älteren Stängel wie Wildgemüse behandeln, beispielsweise kurz blanchieren und wie Spinat etwa in einer Quiche verarbeiten. Auch vor den Haaren der Brennnessel sei Scheu nicht angebracht: Durchs Waschen, Trockenschleudern und Bearbeiten mit dem Wellholz werde den Brennhaaren der Garaus gemacht.
Was Deschinger auch noch in die Grüne Soße fügt: Giersch. Als Unkraut im Beet ist er Gartenfreunden ein Dorn im Auge, birgt jedoch reichlich kulinarisches Potenzial. „Eine Vitamin-Bombe“, sagt die Kräuterpädagogin. „Bei uns kann man in Massen und ohne schlechtes Gewissen Löwenzahn und Brennnesseln ernten“, sagt sie, verweist aber darauf, dass man mit Blick auf die Düngung in Landwirtschaft und Weinbau Stellen meiden sollte, wo Regen- und Abwässer den Hang hinunterrauschen.
Die Saison hat bei Katja Deschinger gerade begonnen: Sie bietet viele verschiedene Workshops und Führungen an.
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