Die Pleite der früheren Stadtsparkasse war ein Skandal sondersgleichen, und deren Sanierung soll nach über 20 Jahren nun endlich abgeschlossen werden. Mit herben Verlusten.
MANNHEIM. Stadt und Gemeinderat in Mannheim wollen einen Schlussstrich unter die Pleite und nachfolgende Sanierung der Sparkasse Rhein-Neckar Nord im Jahr 1998 ziehen. Damals war das Kreditinstitut in Schieflage geraten und musste mithilfe von erheblichen Zuschüssen und Garantien von Sparkassenverbänden sowie der Stadt Mannheim gerettet werden. Eine Rückzahlung des theoretischen Anspruchs von 76,7 Millionen Euro gilt als völlig unrealistisch.
Wie die aktuelle Vorlage für den Gemeinderat im Rückblick schildert, war es im Jahr 1997 bei dem Geldinstitut, das damals noch Stadtsparkasse Mannheim hieß, zu einem Ausfall bei erteilten Krediten von 232,6 Millionen Euro gekommen. Der beispiellose Vorgang, der als „Sparkassenskandal“ in die Stadtgeschichte einging, führte im Jahr 2000 zu einem Prozess gegen die führenden Bankmanager. Es kam zu Verurteilungen wegen Untreue, weil nach Ansicht des Gerichts hohe Kredite ohne ausreichende Prüfung der Geschäfte und Sicherheiten vergeben worden waren. Etwa beim Bau eines Nobelhotels im Naherholungsgebiet Binsfeld bei Speyer, das in den 1990er-Jahren zum Debakel geriet. Am Ende standen dort offene Kredite über 95 Millionen D-Mark in den Büchern.
Zur Modernisierung einer Puddingfabrik in den neuen Bundesländern waren an einen oberfränkischen Fabrikanten 45 Millionen D-Mark verliehen worden, die ebenfalls abgeschrieben werden mussten. In die Kritik geriet seinerzeit auch der Verwaltungsrat als Kontrollorgan der Sparkasse. Neben dem damaligen Vorsitzenden, Oberbürgermeister Gerhard Widder (SPD), saßen in dem Gremium etliche Mannheimer Gemeinderäte. Zwar gab es hier keine juristischen Vorwürfe wegen möglicher Verfehlungen. Auf politischer Ebene bekam Widder jedoch bei den 1999 stattfindenden Oberbürgermeisterwahlen die Quittung. Nur mit großer Mühe konnte er sich im zweiten Wahlgang gegen den jungen CDU-Kandidaten Sven-Joachim Otto durchsetzen.
Um die Wettbewerbsfähigkeit und die Chancen der Sanierung der Stadtsparkasse zu erhöhen, erfolgte im Jahr 2000 die Fusion mit der Bezirkssparkasse Weinheim zur heutigen Sparkasse Rhein-Neckar Nord. Weil die Mannheimer Sparkasse als Teil der Sparkassen-Finanzgruppe dem Haftungsverbund der Sparkassen angehörte, kamen sowohl der Deutsche wie auch der Badische Sparkassen- und Giroverband zu Hilfe und übernahmen einen Großteil der Kreditausfälle von insgesamt 441 Millionen Euro. Rund 123 Millionen Euro davon schlugen zu Lasten der Stadt Mannheim zu Buche. Wie die Stadt einräumt, konnte die Sparkasse die Erwartungen des Sanierungsplans schon länger nicht mehr erfüllen. Als Grund werden der eingetretene Image-Schaden und das anhaltend niedrige Zinsniveau genannt.
Für die Stadt besteht zwar ein Rückzahlungsanspruch über 76,7 Millionen Euro. Es gebe aber keinerlei realistische Aussicht, dieses Geld je zu bekommen, machte Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz den Gemeinderäten klar. Ausgehandelt für den anstehenden Abschluss der Sanierung wurde, dass die Sparkasse für die Abgeltung aller Verpflichtungen einmalig 2,5 Millionen Euro an die Stadt zahlt. „Die Sparkasse Rhein-Neckar Nord ist auf gutem Weg und kann ihre Aufgabe für die lokale Wirtschaft wieder erfüllen“, meinte Kurz. Das Ende der Sanierung sei auch im Interesse der Stadt.