Die Frankfurter Rechtsanwältin Seda Basay-Yildiz erhielt auch im Juni mit "NSU 2.0" unterzeichnete Drohschreiben.
FRANKFURT. Trotz intensiver Ermittlungen des Hessischen Landeskriminalamts sind im Juni erneut mit "NSU 2.0" unterzeichnete Drohschreiben versandt worden. Ein solches Schreiben sei bei der Frankfurter Rechtsanwältin Seda Basay-Yildiz eingegangen, sagte eine Sprecherin der Frankfurter Staatsanwaltschaft. Zuvor hatte die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" darüber berichtet.
Basay-Yildiz, die im NSU-Prozess Nebenkläger aus den Familien der Opfer der rechtsextremen Mordserie vertrat, hatte im vergangenen Jahr Drohschreiben an ihre Privatadresse erhalten, die mit "NSU 2.0" unterzeichnet waren. Darin wurde ihr und ihren Angehörigen der Tod angedroht.
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft richteten sich weitere der im Juni mit "NSU 2.0" unterzeichneten Drohschreiben an "Institutionen", konkret gegen die Polizei. Zur Art der Drohungen gab es keine Angaben.
Bei den Ermittlungen nach den ersten Drohschreiben gegen die Anwältin stellte sich heraus, dass die persönlichen Daten der Anwältin von einem Computer in der Dienststelle des 1. Polizeireviers in Frankfurt abgerufen worden waren. Auch eine Chatgruppe mehrerer Beamter mit mutmaßlich rechtsextremen Inhalten wurde entdeckt. Mehrere Polizisten wurden daraufhin vom Dienst suspendiert.
Die Staatsanwaltschaft hatte am Donnerstag berichtet, dass kürzlich ein Polizist aus Mittelhessen im Zusammenhang mit den Ermittlungen vorläufig festgenommen wurde. Er kam jedoch noch am gleichen Tag auf freien Fuß, da keine Haftgründe vorhanden waren. Die Auswertung der bei Durchsuchungen in Mittelhessen und in Frankfurt sichergestellten Unterlagen dauere an.
Von dpa