Mit Blick auf den Priestermangel in Deutschland hat sich der Mainzer Bischof mit deutlichen Worten gegen die Instruktion des Vatikans zur Reform von Pfarreien gewandt.
MAINZ. Mit ungewöhnlich deutlichen Worten hat sich der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf gegen eine Instruktion des Vatikans zur Reform von Pfarreien gewandt. "Ich kann den Eingriff in meine bischöfliche Hirtensorge nicht so einfach hinnehmen", schrieb der Geistliche in einer am Mittwochabend veröffentlichten Mitteilung. Die Kleruskongregation des Vatikans untersagt in der Instruktion die Leitung von Pfarrgemeinden durch ein gleichberechtigtes Team von Priestern und Nicht-Klerikern. Außerdem wird die Zusammenlegung von Gemeinden abgesehen von begründeten Ausnahmefällen untersagt.
"Schon jetzt können wir vakante Stellen nicht besetzen", erklärte Kohlgraf mit Blick auf den Priestermangel in ganz Deutschland. Viele Priester klagten über Überforderung wegen der Arbeiten in Verwaltung und Bürokratie. "Gerade dies soll aber der Instruktion zufolge bei den Pfarrern bleiben", kritisierte Kohlgraf und fügte hinzu: "Die von uns geplanten Verwaltungsleiter sind nach den römischen Vorstellungen wohl nicht genehm." Das Bistum Mainz plane optimistisch mit rund 50 künftigen Pfarreien und wissen doch, dass diese in etwa 15 Jahren vielleicht nicht mehr alle besetzt werden könnten.
Die Instruktion mit dem Titel "Die pastorale Umkehr der Pfarrgemeinde im Dienst an der missionarischen Sendung der Kirche" habe ihn "mitten in den Urlaubstagen erreicht", schrieb Kohlgraf. Den im August geplanten Beratungen im Ständigen Rat der Deutschen Bischofskonferenz über die Instruktion wolle er nicht vorgreifen. Er könne jetzt aber nicht wochenlang dazu schweigen.
Die katholische Basisbewegung "Wir sind Kirche" rief zum Widerstand gegen die Anweisungen aus Rom auf: "Mit dieser Instruktion werden vor allem auch alle Frauen von allen Leitungs- und Weiheämtern ferngehalten", teilte ihr Sprecher Christian Weisner mit. "Diese Instruktion erscheint wie ein letzter Aufschrei einer sterbenden Religionsdiktatur."
Von dpa