Sonntag,
10.11.2019 - 21:05
6 min
Mainz hat gewählt: Michael Ebling bleibt OB
Von Julia Sloboda, Petra Jung, Maike Hessedenz und Paul Lassay

Der alte und neue OB Michael Ebling feiert mit den Genossen im Rathaus seinen Wahlsieg. (Foto: Sascha Kopp)
MAINZ - Schon nach den ersten ausgezählten Stimmbezirken kannte der Jubel im Valencia-Zimmer des Rathauses keine Grenzen mehr - und was sich früh abzeichnete, bewahrheitete sich am Ende auch: Michael Ebling (SPD) ist der alte und neue Oberbürgermeister von Mainz. Der 52-jährige Amtsinhaber setzte sich in der Stichwahl gegen den parteilosen und von CDU, ÖDP und Freien Wählern unterstützten Nino Haase durch. Nachdem 103 Stimmbezirke ausgezählt sind, liegt Ebling mit 55,2 Prozent vor Haase mit 44,8 Prozent.
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Aus dem Foyer des Rathauses, wo die Unterstützer von Haase feierten, war zwar laute Musik, aber nur vereinzelter Jubel zu hören. Ganz anders als noch bei der Hauptwahl vor zwei Wochen, als die Unterstützer des parteilosen 36-Jährigen richtig Grund zum feiern hatten.
Bei dieser Hauptwahl am 27. Oktober hatte Michael Ebling bereits mit 41,0 Prozent vorne gelegen. Haase hatte 32,4 Prozent der abgegebenen Stimmen erhalten und es nicht geschafft, diesen Rückstand in der Zeit zwischen der Hauptwahl vor zwei Wochen und der Stichwahl aufzuholen.
Das vorläufige Endergebnis insgesamt:
Marc Bleicher, SPD-Chef, sagte: „Es gibt einen eindeutigen Wahlsieger heute Abend und der heißt Michael Ebling! Wir haben es geschafft! Wir haben einen großartigen Kandidaten, der sich keine Minute geschont hat. Diese wunderschöne Stadt wird weiterhin einen OB haben, der für Weltoffenheit, soziale Gerechtigkeit und ökologische Vernunft steht! Und für das „wir“!
Michael Ebling sagte: „Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht. Ich beginne mit der schlechten: Der Wahlkampf ist vorbei. Und jetzt kommt die gute: Wir haben gewonnen! Vielen Dank! Ohne euch wäre gar nichts drin. Ihr habt gerackert und gekämpft. Ihr habt immer mitgeholfen! Was wir auf die Straßen, an die Briefkästen und zu den Menschen gebracht haben, war großartig. Danke an euch! Und danke an alle Mainzerinnen und Mainzer, die das unterstützt haben. Ich müsste jetzt mal durchschnaufen. Aber dann geht es mit dem gleichen Tempo und dem gleichen Einsatz weiter. Diese Menschen haben es verdient, dass man sich für sie abrackert.“
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Der unterlegene Nino Haase sagte im Rathaus: „Wir haben vor zehn Monaten hier begonnen und gesagt, wir wollen einen Wechsel angehen. Wir haben einen ganz, ganz großen Kampf geliefert. Dafür erst einmal vielen Dank an euch alle! Wir haben sechs Stadtteile gewonnen, das ist ein wirklich gutes Ergebnis. Ich habe im Sport auch oft verloren. Ja, ich fühle die Enttäuschung - aber das ist keine Niederlage. Wir haben einen Wahlkampf in Mainz initiiert, der die Menschen begeistert hat.“
Die Ergebnisse in den Stadtteilen:
Auch die CDU-Bundestagsabgeordnete Ursula Groden-Kranich aus Hechtsheim äußerte sich bei den Unterstützern: „Es hat nicht gelangt. Es ist trotzdem ein tolles Ergebnis. Nino Haase hat sechs Stadtteile gewonnen, das hat er grandios gemacht.“
Sabine Flegel, CDU-Kreisvorstandsvorsitzende, sagte: „Schade, dass es nicht geklappt hat. Klar ist man enttäuscht. Wir hatten eine gute Stimmung in der Partei, auch mit den Kollegen von ÖDP und Freien Wählern. Nino Haase hat ein besseres Ergebnis erzielt als Günter Beck 2012. Haase hat gezeigt: Da geht noch was. Die Impulse, die er gesetzt hat, waren klasse. Um es zu schaffen, hätten wir vielleicht noch zwei Wochen mehr haben müssen. Nach dem ersten Wahlgang hat man gespürt, dass da nochmal ein Schub kam.“
Miriam Lauzi (SPD), Ortsbeiratsmitglied in der Oberstadt, sagte: „Ich bin überglücklich, dass sich die ganze Arbeit ausgezahlt hat und es ist auch ein bisschen eine Genugtuung für den intensiven Ortsvorsteher-Wahlkampf, den auch ich in der Oberstadt geführt habe.“
Marianne Grosse (SPD), Bau- und Kulturdezernentin, sagte: „Ich bin überglücklich. Es war ein harter Wahlkampf. Michael Ebling hat es super gemacht und wird es auch weiterhin super machen. Ich hätte mir ein anderes Ergebnis nicht vorstellen können - eben weil Michael Ebling so eine tolle Arbeit abgeliefert hat.“
Dr. Claudius Moseler, ÖDP-Vorsitzender, sagte: „Wir sind natürlich enttäuscht. Aber der Wahlkampf hat auch gezeigt, dass, wenn sich mehrere Parteien zusammentun, sie auch etwas bewegen können. Dies steht für eine neue Kultur im Stadtrat. Das möchten wir als einen Appell an die übrigen Stadtratsmitglieder verstanden wissen.“
Dr. Eckart Lensch (SPD), Sozialdezernent, sagte: „Ich bin zufrieden und freue mich, dass es mit dieser bewährten und guten Konstellation weitergeht.“
Der FDP-Vorsitzende David Dietz sagte: „Herzlichen Glückwunsch an den Wahlsieger. Aber das war auch kein schlechtes Ergebnis für den Herausforderer. Jetzt kann auch endlich mal wieder ernsthafte Politik für die Stadt gemacht werden - nachdem alle Wahlkämpfe und Wahlen hinter uns liegen. Und darauf freuen wir uns.“
Ralf Kehrein (SPD), Ortsvorsteher von Weisenau, einem der Stadtteile, die Nino Haase für sich entscheiden konnte , sagte: „Ich freue mich, dass Michael Ebling gewonnen hat. Dass Nino Haase in Weisenau gewonnen hat, liegt meiner Meinung nach an den Diskussionen um die geplante Bauschuttdeponie. Das macht mich traurig, aber am Ende zählt, dass Michael Ebling gewonnen hat.“
Christian Viering und Katharina Binz, Kreisvorstandssprecher der Grünen, sagten: „Wir sind froh über das Ergebnis. Aber wenn man sich die letzten zwei Wochen anschaut, muss man auch mal konstatieren, dass das über unser Verständnis von Politik hinausgeht. Und darüber, wie man miteinander umgehen sollte. Wie man da auf eine Art und Weise Dinge in der Öffentlichkeit lanciert hat, Aussagen verdreht hat und versucht hat, Kandidaten zu diskreditieren - das möchten wir als politische Kultur nicht haben. Und so etwas gab es hier bisher auch nicht. Dass Michael Ebling gewählt wurde, zeigt auch, dass die Ampel einen Rückhalt in der Bevölkerung hat.“
Einer der Stadtteile, die Haase für sich entscheiden konnte, war der Lerchenberg. SPD-Ortsvorsteherin Sissi Westrich sagte dazu: „Ich bin enttäuscht. Nach Rückmeldungen von Bürgern in den letzten Tagen habe ich aber auch schon eine gewisse Frustration bei den Bürgern festgestellt - gerade im Bezug auf das noch immer nicht neu gebaute Bürgerhaus.“
Erwin Stufler (Freie Wähler) sagte: „Dieser Wahlkampf war für die Demokratie wertvoll und gut. Fernab von dem, was da alles auf Facebook passiert ist. Ich freue mich, dass wir mit drei Parteien Nino Haase unterstützt haben. Das ist meines Wissens bundesweit eine einmalige Angelegenheit gewesen. In den nächsten Tagen müssen wir analysieren, woran es genau gelegen hat. In der Neustadt beispielsweise, wo sehr viele junge Leute wohnen, hat Michael Ebling ja eigentlich einstimmig gewonnen. Das müssen wir uns nochmal gut anschauen. Nino Haase hat einen tollen Wahlkampf gemacht. Wir haben sehr sachbezogen diskutiert und wir hoffen jetzt, dass es im Stadtrat genauso konstruktiv weitergeht.“
Thomas Gerster (CDU): „Es ist interessant, wie wenig ausschlaggebend die Wahlempfehlung der Grünen war. Nino ist der Erste, der es in den letzten zehn Jahren geschafft hat, in der Altstadt über 40 Prozent zu erreichen. Die Altstadt ist immer ein schwieriges Pflaster.“
Die Amtszeit des Oberbürgermeisters beginnt am 18. April 2020.