Hessen startet ein millionenschweres Förderprogramm. Schülern soll nach dem Corona-Lockdown geholfen werden, Lernstoff nachzuholen. Viele brauchen zudem psychologische Hilfe.
RHEIN-MAIN. Mit dem Landesprogramm "Löwenstark – der Bildungskick" will Hessen Schülerinnen und Schüler dabei unterstützen, in der Corona-Pandemie verpassten Lernstoff aufzuholen. Corona habe negative Spuren im Bildungssystem hinterlassen und hinterlasse sie noch immer, sagte Kultusminister Alexander Lorz (CDU) am Dienstag in Wiesbaden. Das Landesprogramm setzt unter anderem auf Förderkurse, individuelle Lernbegleitung im Unterricht und Hausaufgabenbetreuung.
Angeboten werden sollen außerdem Online-Nachhilfe, Lerncamps, kulturelle Bildung, Sportkurse sowie sozialpädagogische und psychologische Unterstützung. Das Land stellt nach den Worten von Lorz für das laufende Jahr 60 Millionen Euro aus dem Corona-Sondervermögen bereit. Hessen habe auch das von der Bundesregierung geplante Förderprogramm im Blick, das sich noch in der Abstimmung befinde und später mit dem Landesprogramm verzahnt werden solle. Für "Löwenstark - der Bildungskick" habe Hessen bewährte und neue außerschulische Partner mit ins Boot geholt, sagte der Minister. Dazu gehören unter anderem Stiftungen, Organisationen aus Sport und Kultur sowie ehrenamtliche Projekte.
Vielfältige Bedürfnisse abdecken
"Ob Nachhilfe in Mathe, Leseförderung oder Bewerbungstraining, Musikangebote, Theaterbesuche, ein langer Schultag im Museum, Schwimmunterricht oder ein Bewegungsangebot auf dem Schulhof – so vielfältig die Bedürfnisse unserer Schülerinnen und Schüler sind, so breitgefächert soll auch unser Unterstützungsangebot sein", erläuterte Lorz. Dies gelte auch für Schulleitungen und Lehrkräfte, die in den kommenden Monaten zusätzliche Möglichkeiten zur personellen Unterstützung, für Fortbildungen, zur speziellen Beratung und zum Coaching erhalten sollen.
Die Geschäftsführerin der Landesvereinigung Kulturelle Bildung Hessen, Susanne Hilf, erklärte: "Kinder und Jugendliche brauchen gerade jetzt künstlerisch-kulturelle Angebote, um die Herausforderungen des letzten Jahres zu reflektieren, ihren individuellen Sichtweisen Ausdruck zu verleihen und wieder Selbstwirksamkeit zu erfahren." Die Corona-Krise habe Defizite etwa beim Lesen nochmal vergrößert, erläuterte der Hauptgeschäftsführer Stiftung Lesen, Jörg Maas. "Ohne Lesen geht es nicht. Egal ob in der Schule, im Beruf oder in der Freizeit: Lesen ist die Grundlage, damit wir unseren Alltag meistern und gestalten." Die Stiftung biete unter anderem Lesestart-Sets für junge Familien und ein Erstlesebuch für alle hessischen Schulanfängerinnen und Schulanfänger an. Das Aufholprogramm käme genau zum richtigen Zeitpunkt - während in anderen Ländern noch diskutiert werde, sagte Maas.
Von dpa