Fünf Herausforderungen warten auf den neuen Mainzer Bischof Peter Kohlgraf
Mit der feierlichen Weihe an diesem Wochenende im Mainzer Dom folgt der erste Glanzpunkt in der Amtszeit des neuen Bischofs Peter Kohlgraf. Mit dem ersten Tag in seinem Amt warten auf das neue Oberhaupt der 740.000 Katholiken im Bistum Mainz aber auch gewaltige Herausforderungen.
Von Friedrich Roeingh
Chefredakteur VRM
Bischof Peter Kohlgraf. Foto: dpa
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MAINZ - Der Ernennung Peter Kohlgrafs zum neuen Bischof von Mainz folgte eine erste Charmeoffensive des gebürtigen Rheinländers. Beim Interview-Marathon setzte der Nachfolger Karl Kardinal Lehmanns vor einigen Tagen erste Akzente. Mit der feierlichen Weihe an diesem Wochenende im Mainzer Dom folgt der Glanzpunkt. Mit dem ersten Tag in seinem Amt warten auf das neue Oberhaupt der 740.000 Katholiken im Bistum Mainz gewaltige Herausforderungen. Fünf Schlaglichter:
Personalmangel: Die katholische Kirche leidet unter einem enormen Priestermangel. Jeder vierte Pfarrer im Bistum Mainz kommt bereits aus dem Ausland. Priester aus Schwellenländern, die zum Teil auch aus wirtschaftlichen Gründen von ihren Orden oder Heimatkirchen entsandt worden sind, schaffen es häufig nicht, die kulturellen Hürden zum Gemeindeleben in deutschen Pfarreien zu überwinden. Die katholische Kirche leidet aber nicht nur unter dem eklatanten Priestermangel. Es findet sich längst auch nicht mehr genug Nachwuchs für Diakone und Gemeindereferenten.
Liegengebliebene Aufgaben: Unter Kohlgrafs Vorgänger Kardinal Lehmann, der ein brillanter Menschenfischer war, sind in den letzten Jahren seiner Bischofszeit viele Aufgaben nicht mehr abgeräumt worden. Aus vielen Kirchengemeinden gibt es Klagen, man sei mit manchen Anliegen gar nicht mehr bis zur Bistumsleitung durchgedrungen. In der mehr als einjährigen Sedisvakanz sind zudem – wie immer bei Bischofswechseln – keine Priesterernennungen mehr vorgenommen worden.
Strukturreform: Zu den liegengebliebenen Aufgaben gehört eine dringend notwendige Strukturreform des Bistums Mainz. Kardinal Lehmann wusste stets seine Ablehnung für die Bildung von unüberschaubaren Großgemeinden zu artikulieren, wie sie zum Teil in den Nachbarbistümern Trier und Limburg angestrebt werden. Ein Konzept hat er aber nicht mehr entwerfen können. Kohlgraf hat im Interview mit dieser Zeitung deutlich gemacht, dass es für diese Herausforderung keine Einheitslösung für ländliche und städtische (Zuwachs-) Räume geben werde. An der Bildung deutlich größerer Gemeindebezirke auf dem Land wird aber auch das Bistum Mainz nicht herumkommen.
Überalterte Kirchenführung: Auch die führenden Würdenträger und Manager im Bistum Mainz sind mit Kardinal Lehmann gealtert. Im siebenköpfigen Mainzer Domkapitel stehen schon bald mehrere Nachbesetzungen an. Darin liegt für Kohlgraf allerdings auch die Chance, zeitnah eine verjüngte Kirchenleitung um sich herum aufzubauen. Einen neuen Generalvikar wird er bereits am Ende seines Weihegottesdienstes bekanntgeben. Dieser Nachfolger von Dietmar Giebelmann wird die verknöcherte Diözesanverwaltung von Grund auf modernisieren müssen.
Die großen Schuhe: Aus dem Schatten von Kardinal Lehmann zu treten, wird für Kohlgraf eine Herkulesaufgabe werden. Der Professor für Pastoraltheologie ist kein so brillanter Theologe. Diesem Profil wird er auch nicht nacheifern. Die Rolle des Volksbischofs, der auch die Aufmerksamkeit der Kirchenfernen auf sich ziehen kann, strebt er aber offenbar schon an. Welche Rolle er einmal in der Deutschen Bischofskonferenz spielen kann, deren Führung durch Lehmann so nachhaltig in Erinnerung ist, bleibt offen. Vorerst sind dort alle öffentlichkeitswirksamen Themen durch andere Bischöfe besetzt. In seinem Bistum warten auf Kohlgraf aber auch erst einmal genug Aufgaben.