Der im Fall Susanna dringend Tatverdächtige Ali B. hatte bei seiner Flucht in den Irak Papiere bei sich, auf denen sein Name auch in Englisch aufgeführt war.
MAINZ / WIESBADEN / FRANKFURT. 14 Seiten ist das Dokument stark, das dieser Zeitung in Auszügen exklusiv vorliegt. Es sind die sogenannten Laissez-Passer-Papiere von Ali B., dem mutmaßlichen Mörder der 14-jährigen Susanna, sowie von dessen Familienmitgliedern. Die Papiere wurden vom Generalkonsulat der Republik Irak in Frankfurt am 1. Juni ausgestellt und dienten als Passersatz für die Ausreise der Familie.
Interessant: Die Namen sind nicht nur in arabischer Sprache, sondern auch in englischer Sprache notiert. „Ali-Bashar-Ahmed“ steht auf einer Seite, zusammen mit dem Konterfei des mutmaßlichen Mörders. Es ist der richtige Name. Allerdings reiste der Iraker seinerzeit als „Ali Bashar“ nach Deutschland ein, täuschte also die Behörden von Anfang an. Auf einer anderen Seite steht der Name offenbar des Vaters, Bashar-Ahmad-Hashim Zerbari. Wobei das letzte Wort etwas unleserlich ist.
Somit bleiben weiter Ungereimtheiten, warum der 20-Jährige und seine Familie von Düsseldorf aus nach Istanbul von dort nach Erbil im Nordirak ausreisen konnten. So sollen die Namen von Bordkarte und Ausweispapieren nicht übereingestimmt haben. Andererseits hieß es bislang von der Bundespolizei, die Laissez-Passer-Papiere seien nur in arabischer Sprache ausgestellt gewesen, was offensichtlich nicht stimmt.
Eine Kopie der Dokumente händigte am Montagmorgen der irakische Botschafter, Dhia Hadi Mahmoud Al-Dabbass, dem Mainzer AfD-Bundestagsabgeordneten Sebastian Münzenmaier aus; offenbar der erste Politiker, der Kontakt zu dem Botschafter aufgenommen hat. Der Abgeordnete fordert nun weitere Aufklärung: „Mein Gespräch mit dem irakischen Botschafter zeigt: nach unzähligen Vorfällen im BAMF gibt es auch Sicherheitslücken und Ermittlungspannen im Fall Ali Bashar. Schließlich reiste er, anders als zunächst behauptet, mit Dokumenten in englischer Sprache und korrektem Namen aus.“
Dass ausgerechnet ein AfD-Politiker sich an die Spitze der Aufklärung setzt, dürfte bei dem einen oder anderen Politikerkollegen auf Kritik stoßen. So wird der AfD vorgeworfen, den Fall Susanna instrumentalisieren zu wollen.
Laissez-Passer-Dokumente werden von den Behörden ausgestellt – in diesem Falle unter Vorzeigen einer Aufenthaltsgenehmigung – wenn abgelehnte Asylbewerber keinen Pass haben und in die Heimat zurückreisen. Botschafter Al-Dabbass soll sich verwundert gezeigt haben, dass die Familie damit überhaupt nach Istanbul ausreisen konnte – eigentlich gehe das nur auf direktem Weg in den Irak. Auch beklagte sich der Botschafter den Worten des Bundestagsabgeordneten zufolge, nur spärlich zu dem Fall Susanna informiert worden zu sein.
Von Markus Lachmann