Wenn das Heizen zu viel Energie verbraucht: Wer die Heizung erneuern oder sein Haus energetisch sanieren will, benötigt Fachbetriebe. Was man bei der Suche beachten muss.
MAINZ. Um Energie im eigenen Haushalt zu sparen, muss man womöglich auf Handwerker zurückgreifen. Sei es, um die Heizung zu warten und neu einzustellen, eine neue Heizanlage einzubauen oder sogar das Haus aufwendig umzurüsten und energetisch zu sanieren. Doch die Auftragsbücher vieler Handwerksbetriebe sind voll, Materialien und Einbauteile teils knapp, es drohen längere Wartezeiten. Wie findet man unter diesen Rahmenbedingungen den richtigen Fachbetrieb? Und was muss man bei der Suche beachten? Wir sprachen mit Anja Obermann, Hauptgeschäftsführerin der Handwerkskammer Rheinhessen, und Andrea Steinbach von der Abteilung Digitales und Verbraucherrechte der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz.
Wie finde ich den passenden Handwerksbetrieb? „Am besten erst einmal im Bekanntenkreis oder in der Nachbarschaft nachfragen: Wer hat schon mal was reparieren oder bauen lassen? Hat der Betrieb gut gearbeitet? Kann man ihn weiterempfehlen?“, rät Andrea Steinbach. „Qualität setzt sich durch.“ Es gibt auch Online-Portale, auf denen Auftraggeber ihre Vorhaben schildern und Betriebe sich daraufhin melden. Die Handwerkskammern (HwK) haben auf ihren Websites Listen, auf denen alle Betriebe in deren Gebiet aufgeführt sind. Die HwK Rheinhessen zum Beispiel bietet dazu auf ihrer Website unter dem Reiter „Handwerk regional“ und dann „Handwerkersuche“ eine Auflistung der Unternehmen. Wer dort das Stichwort „Dachdecker“ eingibt, findet die Kontaktdaten von über 50 Firmen.
Was tue ich, wenn ein größeres Projekt, wie zum Beispiel eine energetische Sanierung, umgesetzt werden soll? Wenn es um größere Vorhaben wie die Dämmung einer Fassade oder neue Fenster geht, sollte ein Energieberater eingeschaltet werden. „Der sagt, was gemacht werden kann, was das kostet und in welcher Reihenfolge die Unternehmen beauftragt werden sollen“, so Anja Obermann. Auch über finanzielle Förderungen der KfW gibt der Energieberater Auskunft. Der Energieberater muss dazu bei der KfW gelistet sein. „Es gibt zudem Handwerksbetriebe, die auf ihrer Website dem Kunden ermöglichen, mithilfe eines Konfigurators sich einen groben Überblick über die zu erwartenden Kosten zu verschaffen“, sagt Anja Obermann. Die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz bietet eine Beratung zum Thema Energie und Bauen an. Näheres dazu findet sich auf deren Homepage.
Wie lange dauert es, bis ein Handwerker die Arbeiten ausführt? „Bei einem Notfall helfen die Betriebe in der Regel schnell“, sagt Anja Obermann. Ansonsten muss man die Firmen abtelefonieren oder per Mail kontaktieren und sich direkt informieren. Die HwK-Hauptgeschäftsführerin bestätigt, dass derzeit die Nachfrage der Kunden für die verschiedensten Gewerke hoch ist. „Heizung und Sanitär war bereits während der Hochphase der Corona-Pandemie stark gefragt.“ Aufgrund der Energiekrise führt sich das nunmehr fort. Daran habe sich bislang trotz des Rückgangs von Aufträgen in der Baubranche aufgrund der gestiegenen Zinsen nichts geändert: „Beim Bau von Einfamilienhäusern ist der Rückgang auch in Rheinhessen spürbar. Was die Auslastung der Handwerksbetriebe anbetrifft, wird das allerdings wohl erst im nächsten Jahr Auswirkungen zeigen.“
Es sei in der Regel möglich, den passenden Betrieb zu finden, so Obermann. Längere Wartezeiten entstünden oft durch die langen Lieferzeiten. „Beispiel Wärmepumpe: Da betragen die Lieferzeiten über ein halbes Jahr. Darauf hat der Handwerksbetriebe keinen Einfluss.“ Wer ein größeres Sanierungsvorhaben umsetzen will, für den sei das dieses Jahr wohl nicht mehr realistisch. „Von Vorteil ist es, wenn man für einen neuen Auftrag auf einen Handwerksbetrieb zurückgreifen kann, der zum Beispiel bereits regelmäßig die Heizung im eigenen Haushalt wartet.“ Für die Bestandskunden bietet der Betrieb in der Regel eine schnellere Erledigung der Aufträge an als für Neukunden. Was bei den Unternehmen weniger gut ankommt: Wenn diese das Gefühl haben, „dass ein Interessent 25 Angebote einholt, bevor er sich entscheidet.“ Denn das Erstellen von Kostenvoranschlägen ist für den Handwerksbetrieb mit einigem Aufwand verbunden. Der Handwerker will daher die Perspektive haben, dass er einen Auftrag auch erhalten kann.
Worauf muss ich bei der Suche nach einem Handwerksbetrieb achten? Andrea Steinbach nennt wichtige Kriterien bei der Auswahl: Ist das ein Meisterbetrieb? Gehört der Betrieb einer Innung an? Hat er eine eigene Website? Sind dort die Firmenadresse und die Kontaktdaten angegeben? Gibt es Kundenbewertungen im Internet und wie fallen diese aus? So lasse sich feststellen, ob es sich um ein seriöses Unternehmen handelt. „Wenn es Fragen zu den Firmen gibt, kann auch die Handwerkskammer weiterhelfen“, so die Verbraucherberaterin. „Der Betrieb sollte, wenn möglich, nicht so weit entfernt sein, um lange Fahrzeiten und entsprechende Kosten zu vermeiden.“
Wichtig sind zudem schriftliche Vereinbarungen: Denn wer sich auf mündliche Absprachen verlässt, kann Probleme bekommen bei der Einhaltung von Preisen, bei nötigen Nachbesserungen oder bei rechtlichen Schritten. Schon in Angebotsanfragen sollten deshalb Leistungen und Anforderungen gut beschrieben werden. „Gerade bei planbaren Vorhaben wie einem Fenstertausch sollten Sie sich also über Standards und Knackpunkte informieren, bevor Sie Handwerksbetriebe kontaktieren“, rät die Verbraucherzentrale.
Was ist bei einem Kostenvoranschlag oder dem Einholen eines Angebots zu bedenken?
Bei größeren Aufträgen sollten Angebote oder Kostenvoranschläge von zwei bis drei Firmen eingeholt werden, um böse Überraschungen bei den Kosten zu vermeiden, rät Andrea Steinbach. Hier gibt es wichtige Unterschiede: Kostenvoranschläge sind nicht verbindlich, es kann also teurer werden. Steigt der Preis um mehr als 15 bis 20 Prozent, muss der Unternehmer jedoch darauf hinweisen. „Dann kann man den Vertrag kündigen und sich eine neue Firma suchen“, so Andrea Steinbach. „Die bis dahin ausgeführten Arbeiten müssen natürlich bezahlt werden.“ An die Preise in Angeboten sind die Unternehmen dagegen in aller Regel gebunden. Vor dem Preisvergleich steht die Prüfung auf Vollständigkeit. So sollten Angebote und Kostenvoranschläge auch alle Vor-, Nach- und Nebenarbeiten berücksichtigen, beim Fenstertausch zum Beispiel den Gerüstbau, so die Verbraucherzentrale.
Was ist wichtig beim Abschließen eines Vertrags? Es sollte alles detailliert schriftlich fixiert werden, sagt Andrea Steinbach. Im Vertrag sind die zu leistenden Arbeiten und Anforderungen mitsamt Preisen genau festzuhalten. Bei Fenstern sollten zum Beispiel Anzahl und Maße, Rahmenmaterial, Verglasungsart und andere Details aus dem Vertrag hervorgehen.
Wer hilft bei Streitigkeiten mit einem Betrieb weiter? Die Verbraucherzentrale bietet eine Rechtsberatung an, wenn es zu einem Streit mit einem Handwerker kommt. Auf ihrer Website sind die Beratungsmöglichkeiten aufgelistet.
Von Michael Erfurth