Nur so wenig Platz war zwischen dem abgerissenen Schill-Mälzereigebäude und seinem Anwesen, wie Kai Koziellek demonstriert. Bei den anderen Geschädigten war das nicht anders. Die ehemalige Mälzerei stand mitten im Ort. Foto: photoagenten/Christine Dirigo
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OSTHOFEN - „Wir fühlen uns allein gelassen“, sagt Willi Koziellek. Er und seine Familie wohnen in der Ludwig-Schwamb-Straße 13 – in direkter Nachbarschaft zur ehemaligen Mälzerei Schill, deren Abriss vor knapp eineinhalb Jahren begann. Und wie bei den Glasers, deren Anwesen sich in der Ludwig-Schwamb-Straße 7 befindet, haben auch sie beim Abriss der Mälzerei eins aufs Dach bekommen. Wie in der WZ berichtet, waren am 14. Juli Teile einer Mauer, die kaum einen halben Meter von der Glaser-Scheune entfernt stand, bei den Abrissarbeiten heruntergebrochen und ins Scheunendach eingeschlagen. Ein Teil der Scheune ist als Wohnung ausgebaut, der Sachschaden ist immens, er kann bis 100 000 Euro reichen.
Schaden geringer, Ärger genauso groß
Bereits im Oktober vergangenen Jahres war den Kozielleks dasselbe passiert. Bei ihnen traf es die Eternitbeplankung, die den hinteren Teil ihres Hofs überdacht, den sie als Schuppen nutzen. Die Familie hatte sich allerdings erst nach der jüngsten Berichterstattung zum Vorfall bei den Glasers an die WZ gewandt. Zwar ist der Sachschaden bei ihnen längst nicht so hoch, am Dach beläuft er sich auf rund 15 000 Euro plus etwa 1000 Euro für das, was in dem Schuppen stand und von den Mauerbrocken zertrümmert wurde. Ärger haben sie dennoch genug.
„Es hat bis Anfang dieses Jahres gedauert, bis mal der Dachdecker kam, um das Schuppendach zu reparieren. Das Dach hat den ganzen Winter über offen gestanden. Und dann hat er irgendwann zwischendrin einfach aufgehört und ist nicht mehr gekommen. Ein Teil steht jetzt immer noch offen und es regnet rein“, berichtet Sohn Kai Koziellek. Zwar hätten die Arbeiter zuvor Strohballen und eine Matratze aufs Dach gelegt, bevor der Abriss begonnen habe. „Aber das hat gar nichts genutzt. Die Matratze ist durch einen Windstoß später einfach weggeflogen“, meint er.
Sie hätten immer wieder auf den Schaden hingewiesen, auch auf den Schaden am Dach des Wohnhauses, den der Vorgänger der jetzigen Abrissfirma angerichtet habe. „Aber es hat sich keiner zuständig gefühlt, einer hat uns zum anderen geschickt und es war auch nie mal jemand da, weder von der Familie Schill, noch von der Abrissfirma“, erzählt er.
Und genau das ist es, was die Kozielleks so frustriert. „Wir waren ratlos, keiner hilft uns“, sagt Vater Willi Koziellek. Dabei erwartet die Familie keine Wunder, schon gar keine Reichtümer. Eine kleine Geste hätte ihnen schon genügt. So hatte es beispielsweise ziemlich gestaubt, als die Abrissbagger ihr Werk verrichteten. „Die haben anfangs viel zu wenig gewässert. Unsere Autos im Hof waren total zugestaubt. Es hätte doch von der Baufirma mal jemand rüberkommen und nachfragen können. Oder uns eine oder zwei Gutscheine für die Waschanlage geben können. Das kostet doch nicht die Welt“, findet Brigitte Koziellek.
Die Familie hätte sich auch gewünscht, früher informiert zu werden, um sich auf die Baustelle einzurichten. Bauleiter Ralf Peylo und Peter Schill seien zwar wie bei den anderen Anwohnern auch bei ihnen gewesen. „Aber da lief der Abriss schon drei Monate“, berichtet Kai Koziellek. Er sei auch bei Stadtbürgermeister Thomas Goller gewesen. „Er hat angeboten, ihm weitere Schäden zu melden, aber passiert ist nichts“, beklagt er.
„Wenn dies gewünscht ist, kann ich gerne die Beteiligten an einen Tisch zu einem Gespräch holen. Aber mehr als vermitteln kann die Stadt nicht“, erklärte Goller gegenüber der WZ. Die Schills äußern sich öffentlich nicht zu den Schäden. Dies sei eine Sache zwischen Abrissfirma und Geschädigten, hieß es auf Nachfrage. Bei den Glasers tut sich im Übrigen auch nichts, wie Matthias Bender, der ihre Scheune gemietet hat, berichtete. „Es herrscht absoluter Stillstand, es gibt keine Informationen, ob die Scheune je wieder betreten werden kann, und meine Sachen darin sind mittlerweile auch ruiniert, weil das Dach immer noch offen ist“, erklärte er. „Wir wünschen uns nichts weiter, als dass die Sache zum Abschluss kommt und der Schaden reguliert wird“, meint Willi Koziellek. Es klingt ziemlich resigniert.