Mit Pausenaktion beziehen Osthofener Gesamtschüler Position gegen Stammtischparolen
Das Team von “Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ stellt rechten Phrasen statistische Fakten gegenüber und bezieht die Schulgemeinschaft der IGS mit ein.
Von Michaela Weber
Plakativ: Die Schüler der IGS Osthofen formulierten Ziele, die sich ihrer Meinung nach die Schulgemeinschaft setzen sollte – und befestigten diese an einer Litfasssäule.
(Foto: photoagenten/Ben Pakalski)
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OSTHOFEN - Dass es „Klick“ macht in den Köpfen derer, die andere ausgrenzen, diskriminieren und damit ihre Menschenwürde verletzen, das wünscht sich Anna Nele. Die Neuntklässlerin war eine von zahlreichen Schülern, die sich am Mittwochvormittag an einer Pausenhofaktion gegen Ausgrenzung, Diskriminierung und Rassismus an der IGS Osthofen beteiligten. Durchgeführt wurde die halbstündige Aktion vom Schülerteam SOR („Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“).
Unter der Überschrift „Das sind wir nicht!“ gab es die Möglichkeit beim traditionellen Dosenwerfen aktiv zu werden. Besonderheit: Die Dosen waren mit gängigen Vorurteilen, dummen Sprüchen und Stammtischparolen wie beispielsweise „Die Ausländer kommen nur, um unseren Sozialstaat auszunutzen“, „Homosexualität ist gegen die Natur“ oder „Ich glaube nicht, dass es eine Benachteiligung von Frauen gibt“ beklebt, denen an einer Infowand statistische Fakten gegenübergestellt wurden.
Um festzuhalten, was die Jugendlichen bewegt und für welche Ziele sich die Schulgemeinschaft einsetzen möchte, lagen Stifte und Zettel bereit. Die an der SV-Litfaßsäule gesammelten Formulierungen unter anderem gegen Mobbing, Tierquälerei, Braunkohleabbau oder gegen die Ausgrenzung von Homosexualität werden nicht verloren gehen, sondern sollen ins nächste Projekt eingebaut werden. So planen es die für die SOR-Aktionsgruppe zuständigen Lehrerinnen Andrea Dippel-Imhof und Karin Furman-Böhlke. „Damit die Schüler sich selbst in der Schulgemeinschaft wiederfinden und merken, dass sie ein Mitspracherecht haben, mit ihrer Stimme etwas bewirken können.“ Sie freuten sich über den großen Zulauf zu der Aktion, insbesondere auch durch jüngere Schüler.
„Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“, das größte Schulnetzwerk in Deutschland, dem mehr als 2700 Schulen angehören, will Schülern die Chance geben, das Klima an ihrer Schule aktiv mitzugestalten und bürgerschaftliches Engagement zu entwickeln. Die Schulen verpflichten sich dabei, verantwortungsbewusst das Klima an der Schule zu gestalten und gegen Diskriminierung, Mobbing und Gewalt vorzugehen. Dazu gehört auch das regelmäßige Durchführen von Projekten und Aktionen zum Thema.
Bereits in der Projektwoche nach den Osterferien wurde an der IGS Osthofen das Projekt „Setz dich!“ initiiert, bei dem gebrauchte Stühle instand gesetzt und bemalt wurden, um für Vielfalt zu werben und zu Engagement gegen Rassismus und Ausgrenzung aufzurufen. Jeder Stuhl gibt neben dieser Aufforderung auch einen Hinweis darauf, wofür man sich hinsetzen beziehungsweise einsetzen soll – beispielsweise gegen Kinderarbeit, für den Förderverein oder für Teamwork.
Erstmals öffentlich ausgestellt werden die bunten Sitzgelegenheiten ab dem 16. Oktober in der Gedenkstätte KZ Osthofen im Rahmen des Mobilen Lernlabors „Mensch, du hast Recht(e)!“, einer Wanderausstellung der Bildungsstätte Anne Frank.