Bombardier hat am Standort Mannheim rund eine Million Euro in ein neues Hightech-Labor investiert. Hochqualifizierte Mitarbeiter arbeiten hier an der Schienentechnik von morgen.
Von Harald Berlinghof
In diesem Hightech-Labor gibt es keine Reagenzgläser, dafür wird hier die Schienentechnik von morgen entwickelt.
(Foto: Gerold)
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MANNHEIM - Es ist zwar ein Labor, aber blubbernde Reagenzgläser und dampfende Tinkturen sind weit und breit nicht zu sehen. In einem Hightech-Labor für Zugsteuerung und Signaltechnik dominieren Computer und Bildschirme. Die Digitalisierung der Entwicklungs- und Produktionsabläufe in der Wirtschaft macht auch vor den Labors nicht halt. Der Flugzeug- und Schienentechnik-Hersteller Bombardier hat an seinem Mannheimer Standort ein neues Hightech-Labor für elektronische Schienenfahrzeugsteuerung und Signaltechnik gebaut. Zur Eröffnung des 1140 Quadratmeter großen Labors, in das die Firma rund eine Million Euro investiert hat, war am Mittwoch auch der baden-württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann aus Stuttgart angereist. Rund 40 hoch qualifizierte Mitarbeiter arbeiten in dem Laborgebäude.
„Hier in Mannheim wird ab sofort das Gehirn von modernen Zügen programmiert“, sagt Michael Fohrer, Deutschland-Chef von Bombardier. Dabei hob er die Innovationskraft des Mannheimer Standortes hervor. „Mannheim ist ein Traditionsstandort, der sich seit 100 Jahren durch Pioniergeist auszeichnet.“ Mit dem „Weißen Riesen“ habe er die Basis der Lok der späteren ICE-Reihe geschaffen. Die habe 1988 einen Geschwindigkeitsrekord aufgestellt. Aber heute bedeute Innovation nicht mehr Schnelligkeit, sondern Nachhaltigkeit. „Es ist klug in diesem Bereich vorne dabei zu sein“, betonte Verkehrsminister Hermann. Das Labor biete alle Möglichkeiten, den Schienenverkehr der Zukunft noch sicherer und effizienter zu machen. Gleichzeitig zeigte er seine Freude darüber, dass der Bombardier-Standort in Mannheim die wirtschaftlich schwierigen Jahre hinter sich gelassen habe. Nach Entlassungen sucht man heute wieder Fachkräfte. „Der Mannheimer Standort in Baden-Württemberg hat sich durchgesetzt“, so Hermann.
Das jetzt nach einem Jahr Bauzeit eröffnete Labor bildet das Zentrum der Entwicklung von Zug-Steuerungssoftware und Signaltechnik, auf das alle Bombardier-Entwickler rund um die Uhr Zugriff haben. Bei der Zugsteuerung wartet am Horizont der selbstfahrende Zug, bei der Signaltechnik die autonome Steuerung des Zugablaufs. Herausforderungen, denen man sich bei Bombardier stellen will. „Wir stehen in Deutschland vor einem gewaltigen technologischen Umbruch“, ergänzte der Minister.
Innovation in der Mobilität der Zukunft bedeutet oft genug die Suche nach geeigneten Batterien für die E-Mobilität. Auch in diesem Bereich hat der Bombardier-Standort Mannheim die Nase im Wind. Für den Batteriezug „Talent 3“, dessen Komponenten des Antriebsstrangs – Motor, Gleichrichter, Batterie – im Labor für Simulationen bereitstehen, hat man in Mannheim die Batteriekomponenten gestaltet. Der Batteriezug soll auf Strecken eingesetzt werden, die nur teilweise elektrifiziert sind. Ist eine Oberleitung vorhanden, nutzt er Zug die Elektrizität von dort. Streckenteile ohne Oberleitung überbrückt der Zug mithilfe der auf dem Dach aufgebauten Batterien. Die Bremsenergie wird als Elektrizität in die Batterien zurück gespeist. Ist die voll, kann überschüssige Energie sogar ins Oberleitungsnetz eingespeist werden. Bis zu 40 Kilometer kann der 110 Tonnen schwere für 150 Sitzplätze konzipierte Zug dann ohne Oberleitung überbrücken. Der erste „Talent 3“ mit Batteriekomponenten aus Mannheim steht kurz vor der Fertigstellung im Werk Hennigsdorf.