Werden die „Stem Barracks“ in Mannheim Gewerbegebiet?
Von Gerhard Bühler
Ein Teil der Gebäude auf dem Gelände der früheren „Stem Barracks“ steht unter Denkmalschutz. Die Autobahnnähe macht es für Unternehmen interessant. Foto: Gerold
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MANNHEIM - Direkt an der Autobahn 656 nach Heidelberg befindet sich bei Seckenheim das 30 000 Quadratmeter große Gelände der ehemaligen amerikanischen „Stem Barracks“. Vielen Benutzern der Autobahn ist vom Vorbeifahren vor allem die historische Tankstellenanlage bekannt. Wie fast alle Gelände der US-Armee in Mannheim ist auch dieses inzwischen in den Besitz des Bundes übergegangen. Die Stadt Mannheim prüft, das Gelände zu kaufen und in ein Gewerbegebiet umzuwandeln.
Erbaut wurden die gegenüberliegenden Tankstellen mit Rast-Station und Gebäuden für die Autobahnmeisterei in den Jahren 1938/1939 kurz nach der Fertigstellung der Autobahn Mannheim-Heidelberg. Diese gehörte damit zu den ersten Strecken im Autobahn-Programm des NS-Regimes. Entworfen wurden die Tank- und Rastanlagen im damals angesagten „Heimatschutz-Stil“, zu erkennen etwa am alles überspannenden Satteldach mit Biberschwanzziegeln. Die Gebäude der Tankanlagen sind Raritäten und stehen unter Denkmalschutz. Die südliche Anlage wird seit Längerem durch die Johanniter-Unfallhilfe genutzt. Hinter der Tankanlage an der gegenüberliegenden Nordseite bei Suebenheim befindet sich das eigentliche Kasernen-Gelände mit einer Fahrzeughalle aus den 1930er Jahren und weiteren Gebäuden. Auch die 56 Meter lange Fahrzeughalle steht unter Denkmalschutz und wird inzwischen wieder von der Autobahnmeisterei zur Unterbringung von Räumfahrzeugen genutzt. Nach dem Krieg war die sogenannte „Autobahn-Kaserne“ zeitweise ein Stützpunkt der US-Militärpolizei („Highway Patrol“). Später war dort eine zentrale Kommandoeinheit der US-Militär-Kriminalpolizei für Europa beheimatet. 1988 wurde die Anlage zu Ehren von Brigadegeneral David H. Stem, der bei einem Dienstunfall ums Leben gekommen war, in „Stem-Kaserne“ umbenannt. Wie die Stadtverwaltung vor Kurzem klar machte, gehen die planerischen Überlegungen zur künftigen Nutzung des Geländes offenbar in Richtung Gewerbegebiet. Der hohe Lärmpegel an der Autobahn und die alte Bausubstanz dort seien große „Herausforderungen“. Für den Wohnungsbau sei die Fläche weniger geeignet, erläuterte Julia Deißler von der Projektgruppe Konversion in ihrem Lagebericht gegenüber Gemeinderäten. Drei alte Gebäude habe die Bundesbehörde für Immobilien (BImA) bereits abreißen lassen, teilte sie mit. Zwei ältere Gebäude, darunter die denkmalgeschützte Fahrzeughalle, wären jedoch zu übernehmen „Bis Mitte oder Ende 2018 werden wir die Ergebnisse einer beauftragten Machbarkeitsstudie haben“, kündigte sie einen Faktencheck an. „Wir werden dann sehen, was herauskommt und ob wir die Fläche kaufen wollen“, betonte Achim Judt, Chef der städtischen Konversionsgesellschaft MWSP, dass eine Entscheidung noch nicht gefallen sei. Es sei zwar nicht mehr genehmigungsfähig, die ehemaligen Ausfahrten der Autobahn zu den Tankstellen als solche zu benutzen. „Trotzdem spüren wir großes Interesse von Unternehmen an der Ansiedlung auf dem Gelände dicht an der Autobahn“, berichtete er. Damit wird ein Kauf wohl von der Einigung mit der BImA auf einen Kaufpreis abhängen. Die Stadt strebt für die Umwandlung der Konversionsgelände grundsätzlich eine „schwarze Null“ an.