Germersheim lockt Touristen mit seiner Militärhistorie
Von Rolf Speber
Eine riesige Festung und mächtige Grabensysteme gehören zum militärischen Erbe Germersheims, das Besucher aus aller Welt in die pfälzische Stadt lockt. Bei Nacht strahlen die alten Bauten eine besondere Atmosphäre aus. Archivfoto: Südpfalz-Tourismus
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GERMERSHEIM - Keine Stadt in der Pfalz besitzt eine solch weit zurückreichende und bedeutende militärische Vergangenheit wie Germersheim: Schon die alten Römer ums Jahr 275 nach Christus, dann die Salier, Staufer und die Habsburger, später die Franzosen und die Bayern und schließlich die US-Amerikaner und die deutsche Bundeswehr nutzten die strategisch günstige Lage oder die vorhandenen Einrichtungen in der südpfälzischen Stadt am Rhein für militärische Zwecke.
Ganz besonders die Bayern warfen sich ins Zeug und bauten mit gigantischem Aufwand zwischen 1834 und 1855 Germersheim zu einer der bedeutendsten Festungsstädte der Wittelsbacher-Krone aus – und als alles fertig war, hätte man die Anlagen gleich wieder abreißen können: Durch die Entwicklung von inzwischen weitreichenden Geschützen und Granaten mit gewaltiger Sprengkraft war die Festung schon bei ihrer Einweihung völlig veraltet. Aber die Militärs ließen sich nicht verdrießen – noch bis 1861 wurden fleißig weitere Minengänge gegraben.
Doch der Ärger der Germersheimer um dieses Bauwerk ging da erst richtig los: Weil außerhalb der Festungsmauern „aus militärtaktischen Gründen“ der Bau von Häusern und Fabriken verboten war, wurde die Stadtentwicklung auf Jahrzehnte hinaus schwer behindert: Während anderswo rund um die Kernstädte Fabrikareale mit Arbeitsplätzen und Siedlungen entstanden, blieb Germersheim bis zum Ende des Ersten Weltkriegs eine beschauliche Festungs- und Garnisonsstadt – erst in den 50er und 60er Jahren gab es dann eine eher zaghafte Ansiedlung von Industrie und Gewerbe.
NACHENFAHRTEN
Auf romantischen Nachenfahrten in den Rheinauen zwischen dem 16. März und dem 14. Oktober kann auch das Umfeld der einstigen Festungsstadt Germersheim erkundet werden – dafür können sich ganze Gruppen und auch Schulklassen anmelden.
Das Besucherzentrum im Weißenburger Turm ist für Buchungen und informationen erreichbar unter 07274-96 0 3 01.
Heute wollen die Germersheimer aus ihrer militärischen Vergangenheit Profit schlagen: Große Teile der einst mächtigen Festung sind noch vorhanden und locken Touristen aus aller Welt an: Der Festungspark „Fronte Lamotte“ und die „Fronte Beckers“, das Zeughaus und das Arrestgebäude, das Weißenburger und das Ludwigstor stehen immer noch – mächtige Grabensysteme zeugen von der einstigen Wehrkraft und können heute friedlich begangen und besichtigt werden. Im Weißenburger Tor, dem Wahrzeichen der Stadt, befindet sich ein Besucherzentrum. Die beeindruckenden Zeugnisse ihrer Geschichte will die Stadt Germersheim im Jahr 2018 mit einem umfangreichen touristischen Programm vorstellen. So gibt es an jedem ersten Sonntag im Monat ab 14 Uhr (Treffpunkt: Weißenburger Tor) in die „Unterwelt“ Germersheims mit Kasematten und Minengängen und zu den Militärgebäuden Stadt- und Festungsführungen (Preis: 4 Euro). An anderen Terminen führen Bauersfrauen und ein Beamter aus dem 19. Jahrhundert von dort aus die Besucher in die romantischen Winkel der Stadt und obendrein gibt es jeden Monat auch Kinderführungen durch die Festung.
Fünfmal lädt die Stadt zu einer originellen „Festungsweinprobe“ mit einem heiter-musikalischen Rahmenprogramm ein, und dann gibt es am 10. März und 24. November auch noch zwei nächtliche Laternenführungen. Und auch per Fahrrad oder in einer Kutsche lässt sich die Stadt erkunden.