Armbrust-Mord wird vor Landgericht Frankenthal verhandelt
Es soll um einen Streit wegen eines Autokaufs gegangen sein. Ein 51-Jähriger wird beschuldigt, einen Werkstattbesitzer umgebracht zu haben. Der Prozess wird schwierig.
Von Gerhard Bühler
Hier hat sich die Bluttat ereignet: die Werkstatt in Waldsee.
(Foto: pakalski-press/Pakalski)
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FRANKENTHAL - Seit Mitte 2021 wird vor dem Landgericht Frankenthal gegen einen 51 Jahre alten Mann aus Dirmstein verhandelt. Der Vorwurf lautet auf Mord. Mit einer Armbrust soll er einen ihm bekannten Werkstattbesitzer aus Waldsee erschossen haben. Die Beweislage in dem schwierigen Prozess beruht auf Indizien. Als Motiv für die grausame Tat nimmt die Anklage einen vorausgehenden Streit um einen misslungenen Autokauf an.
Wie in der Anklageschrift ausgeführt wird, soll der Mann im Februar 2021 in eine Kfz-Werkstatt in Waldsee im Rhein-Pfalz-Kreis eingedrungen sein und direkt ohne Vorwarnung zwei Schüsse aus einer Armbrust auf den 64-jährigen Werkstattbesitzer abgegeben haben. Das getroffene und schwer verletzte Opfer habe er anschließend mit einem Seil und einer Plastiktüte erstickt, behauptet die Staatsanwaltschaft, die als Motiv für die Tat einen vorhergehenden Streit wegen eines Autokaufs annimmt.
Auf die Spur des Täters, der vom Tatort geflüchtet war, führten die beiden Armbrustbolzen im Körper des Opfers. Der Täter hatte versucht, die beiden Bolzen aus dem Körper zu entfernen und mitzunehmen. Bei einem der Geschosse war dies jedoch nicht gelungen. Als die ermittelnde Polizei die Mitglieder der Sportschützenvereine der Region überprüfte, stieß sie auf den 51-jährigen Tatverdächtigen aus Dirmstein, der sich als guter Schütze schon an Armbrust-Wettkämpfen beteiligt hatte. Er wurde daraufhin in Edenkoben festgenommen.
Der 64-jährige Werkstattbesitzer aus Waldsee galt als Autoexperte und hatte es sich zum Geschäft gemacht, Oldtimer detailgetreu nachzubauen. Seine Fahrzeugmodelle erfreuten sich unter Liebhabern großer Nachfrage. Nachdem der Angeklagte zu Prozessbeginn keine Angaben gemacht hatte, musste er später einräumen, dass ihm die Armbrust gehört hat, mit der geschossen wurde. Dazu kam heraus, dass die Armbrust tagelang in einem Schrottauto auf dem Gelände des Werkstattbesitzers versteckt war. Er habe diese beim Kajakfahren auf dem Altrhein in der Nähe der Werkstatt regelmäßig zum Üben dabei gehabt und das Sportgerät deshalb dort deponiert, lautete die Erklärung des Beschuldigten. Er behauptete, ein anderer habe damit geschossen, um ihm den Mord anzuhängen.
Einen Hinweis auf ein Tatmotiv lieferten Zeugen, die von einem Streit mit dem Werkstattbesitzer wegen eines Autos berichteten. Diesen Streit habe es so nicht gegeben, sagte der 51-Jährige aus und lieferte eine andere Version. Die ehemalige Lebenspartnerin des Werkstattbesitzers habe ihm ihr gebrauchtes Wohnmobil verkaufen wollen. Der 64-Jährige habe mitgeboten, um es selbst zu bekommen. Das Ex-Paar hätte deshalb gestritten, er selbst sei unbeteiligt gewesen. Nach Aussage der Frau hat das Mordopfer den Verkauf offenbar in letzter Minute verhindert. Dazu fanden die Ermittler heraus, dass der Tatverdächtige die Armbrust genau einen Tag nach dem Streit im Internet bestellt hat.
Den Vorwurf der Anklage scheint nun auch die Aussage eines Mithäftlings zu stützen. Bei der gemeinsamen Fahrt zum Gerichtsgebäude im Oktober habe der 51-Jährige damit geprahlt, dass er der Armbrustmörder sei, aber freikommen werde, weil das Gericht keine Beweise habe, erzählte der Mithäftling. Der Werkstattbesitzer habe ihn beleidigt und gekränkt, als er sagte, er würde jedem das Wohnmobil verkaufen, nur ihm nicht. Es sind noch weitere Verhandlungstage angesetzt.