Ein verheerendes Feuer hat großen Schaden an der Pariser Kathedrale Notre-Dame angerichtet. Wie gefährlich könnte ein solches Feuer dem Mainzer Dom werden und welche...
MAINZ. Der schwere Brand in der Kathedrale von Notre-Dame in Paris vom Montag hat weltweit für Bestürzung gesorgt und eine Welle der Anteilnahme ausgelöst, warf vielerorts aber auch die Frage auf, wie andere größere Gotteshäuser auf den Ernstfall vorbereitet sind. Auszuschließen seien solche dramatischen Vorfälle in keinem historischen Bauwerk, gerade, wenn dort viel Holz verbaut sei, sagt Jörg Walter von der Mainzer Dombauhütte.
Das Risiko, dass ein Brand einen solchen verheerenden Verlauf nehme wie in Notre-Dame sei beim Mainzer Dom zumindest unwahrscheinlicher. Im Dom sei weniger Holz verbaut. Das liege auch daran, dass das Gotteshaus in der Vergangenheit mehrfach Schauplatz größerer Brände war, laut Walter zwischen acht- und zehnmal. Mehrfach mussten Gebäudeteile wiederaufgebaut werden. „Dabei wurden teilweise bewusst Materialien verwendet, die per se einen gewissen Brandschutz darstellen“, erklärt Walter. So bestehe der Dachstuhl über dem Westchor inzwischen aus Stein. Während die Fassaden zu großen Teilen aus Kalk- und Sandstein bestünden, sei in den Gewölben hitzebeständiger Tuffstein verbaut, der auch für Öfen und Kamine verwendet werde.
Die letzte Brandkatastrophe war im August 1942 während des Zweiten Weltkriegs. Bomben flogen auf Mainz, trafen auch den Dom. Der Dachstuhl stand lichterloh in_Flammen. Aus dem Umland fuhren Feuerwehren unkoordiniert nach Mainz, um zu helfen. Feuerwehrleute aus Nierstein und Oppenheim, die zufällig vorbeifuhren, nahmen sich des Doms an und verhinderten letztlich Schlimmeres.
Das letzte Mal brannte es am Dom am 3. November 2003, als sich auf dem Dach der Südseite ein Schwelbrand entwickelte, ausgelöst durch einen Scheinwerfer, der soviel Hitze erzeugte, dass sich auf dem Dach Dämmmaterial entzündete. Eine aufmerksame Anwohnerin rief die Feuerwehr. Anfällig für Brände seien insbesondere der Dachstuhl des Mittelschiffes sowie ein Großteil der Inneneinrichtung; Bereiche, in denen viel Holz verarbeitet wurde. Im Mittelschiff existiere noch ein Holzgebälk, das nach den Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg eingebaut wurde, bestätigt Domdekan Heinz Heckwolf. Man sei aber auf den Ernstfall vorbereitet: „Wir haben einen Notfallplan mit der Mainzer Feuerwehr.“ Am Dom selbst seien inzwischen drei Steigleitungen für die Feuerwehr montiert. Zudem gebe es einen Schlüsselkasten, über den sich die Einsatzkräfte im Ernstfall selbst Zutritt zum Dom verschaffen könnten. Da die Pläne des Domes digital vorlägen, könne sich die Feuerwehr auf der Anfahrt orientieren.
Laut Martin Spehr, dem Leiter der Mainzer Berufsfeuerwehr, gibt es zwar keinen Einsatzplan „Dombrand“. Man halte dennoch einen sogenannten „Feuerwehrplan“ für den Dom, Kirchen und sonstige Objekte vor, in dem der Einsatz an besonderen Orten und Objekten vorbereitet sei. Zudem würden unterschiedlichste Einsatzszenarien wie auch Brände an größeren Objekte geübt. Dies sei auch Teil der Aus- und Weiterbildung, so Spehr. Bei Begehungen lasse man sich regelmäßig von Verantwortlichen Zugangsmöglichkeiten und weitere Besonderheiten vor Ort zeigen. Es gebe zudem einige Sicherheitsvorkehrungen vor Ort. Wie etwa Brandwände zu angrenzender Bebauung. Zudem wird das Dommuseum von einer zur Feuerwehr durchgeschalteten automatischen Brandmeldeanlage überwacht.
Auch Polizei hat ein Auge auf den Dom
Auch in den Unterlagen der Polizei spielt der Dom eine Rolle: Laut Polizeisprecher Alexander Koch sei er Teil einer speziellen Kartei, in der besonders unter Beobachtung stehende Einrichtungen vermerkt sind. Dazu gehörten neben Gotteshäusern verschiedener Religionen auch Ämter und Ministerien. Dass das Thema Sicherheit im Dom nicht nur unter Brandschutzgesichtspunkten ein besonderes ist, sondern auch als mögliches Ziel von Störern oder Terroristen, wissen die Verantwortlichen. Vor rund fünf Jahren kletterten Personen während des Johannisfestes auf ein Baugerüst und von außen am Hauptturm des Domes entlang. Dort randalierten sie. „Ausschließen kann man Zwischenfälle nicht“, so Walter. „Aber sie sind auch sehr selten.“ Um Unbefugten den Zutritt zu sensiblen Bereichen zu verwehren, setze man in erster Linie auf Absperrungen und verschlossene Türen.
Derweil nahmen am Dienstag auch die Mainzer Anteil an den Vorkommnissen in Notre-Dame: Ab 12 Uhr läuteten zehn Minuten lang die Glocken des Doms. Gleichzeitig hielt Domdekan, Prälat Heinz Heckwolf, eine kurze Gebetszeit.