Mainzer Bischof Kohlgraf: Neustrukturierung des Bistums 2020...

Bischof Peter Kohlgraf spricht von einem arbeitsreichen Jahr, das vor den Katholiken im Bistum liegt. Foto: Bistum Mainz/Tobias Blum
© Bistum Mainz/Tobias Blum

Das Jahr 2020 wird weitere Schritte auf dem Pastoralen Weg im Bistum Mainz bringen. Der Bischof gibt sich beim Neujahrsempfang gut aufgelegt - und fordert eine Halleluja-Spur...

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MAINZ. Es wird ein arbeitsreiches Jahr, das vor den Katholiken im Bistum Mainz liegt. Der Pastorale Weg, der die Neustrukturierung des Bistums zum Ziel hat, soll 2020 weiter vorangetrieben werden. Er könne keine Aussagen darüber treffen, wie das Ergebnis aussehen werde, sagte Bischof Peter Kohlgraf beim Neujahrsempfang des Bistums im Erbacher Hof. „Es geht darum, wie wir evangeliumsgemäß und zukunftsfähig in unserem Bistum Kirche sein können. Dazu werden im kommenden Jahr auf Bistums- und Dekanatsebene aussagekräftige Zwischenergebnisse erwartet.“ Dass der Prozess, bei dem unter anderem bis 2030 aus den derzeit 134 Pastoralen Einheiten 50 Pfarreien werden sollen, bei einigen Katholiken in den Gemeinden Fragen und ein „Grundmisstrauen“ hervorrufe – dahingehend, dass das Bistum ohnehin eine fertige Lösung in der Schublade habe – daraus macht Kohlgraf keinen Hehl. „Wir gehen den Weg zum ersten Mal“, sagt er, „niemand von uns hat die Patentlösung in der Tasche.“ Die Einladung an die Katholiken vor Ort ist „wirklich ernst gemeint“, betonte er nachdrücklich.

Bei den neuen Pfarreien gehe es nicht darum, die Fläche zu vergrößern, „das wäre wenig verheißungsvoll“. Vielmehr sollten Netzwerke vielfältiger Gemeinden und Kirchorte entstehen. Dazu solle es bald einen Infoflyer unter dem Titel „Pfarreien als Netzwerk“ geben.

Im Bistum Mainz sollen bis 2021 Konzepte erarbeitet werden, wie die Zusammenlegung einzelner Pfarrgemeinden vor Ort gestaltet werden kann. Dabei sei jede Gemeinde und jedes Dekanat selbst eingeladen, sich Lösungen für den individuellen Fall einfallen zu lassen. Im Jahr 2019 haben sich dazu die entsprechenden Gremien gebildet. Zentraler Aspekt auf dem Pastoralen Weg sei die Kommunikation. „Da in verschiedenen Gremien und an verschiedenen Orten sicher verschiedene Vorstellungen entwickelt werden, wird es auf einen intensiven Austausch und ein geduldiges Ringen aller Beteiligten ankommen, damit wir miteinander auf dem Weg bleiben. Die Runden der regionalen Statusgespräche und Austauschforen im März und November, die Halbzeitgespräche im Mai, die Versammlungen der synodalen Gremien und weitere Kommunikationsformate sollen dies ermöglichen. Die Arbeit im Kontext des Pastoralen Weges und die dazu notwendige Kommunikation kann nur gelingen, wenn alle Beteiligten dieser Arbeit und Kommunikation eine erkennbare Priorität einräumen“, so Kohlgraf.

Dass die Buchhaltung aus den Pfarreien in zentrale Buchhaltungsstellen überführt werden soll, was bereits an einigen Orten geschehen sei, sei lediglich eine Entlastung von Ehrenamtlichen von Verwaltung. Keinesfalls, das betonte Bischof Kohlgraf, solle ehrenamtliche Arbeit damit unterbunden oder Verantwortung vor Ort weggenommen werden. Eine Professionalisierung und eine somit einhergehende gestärkte Verhandlungsbasis, wenn man als Träger auftrete, könne den Gemeinden nur gut tun. Auch, dass die Kindergärten in eine neue Trägerstruktur überführt werden sollen, solle dazu dienen, die Arbeit vor Ort zu vereinfachen. „Kindergärten sollen ein pastoraler Ort und ein Ort des kirchlichen Lebens bleiben“, sagt er.

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Bischof Kohlgraf erinnerte aber auch an die Bombardierung von Mainz am 27. Februar 1945, bei der auch 41 Klarissen-Kapuzinerinnen ums Leben kamen; er blickte auf die anstehende Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Mainz oder an das Gedenken an den 75. Todestag von Pater Alfred Delp SJ, der seine Jugend im Bistum Mainz verbracht hat.

Der Oberhirte des Bistums Mainz gab sich gut gelaunt in seiner Neujahrsansprache – und räumte zunächst mit Gerüchten in Sachen seiner Person und seines Leibesumfanges auf. Er habe eine Diät absolviert, berichtete er, es gebe keinen Grund zur Sorge, „es geht mir gut“. „Wir gehen in Zeiten, wo wir Ressourcen verlieren. Da dachte ich, ich zeige mal, wie so ein Bistum aussehen kann, wenn es 20 Prozent weniger hat“, sorgte er für Lacher im Raum.

Und auch Fastnachtsstimmung kommt bei dem gebürtigen Kölner schon auf. Im Gespräch mit dieser Zeitung am Rande des Empfangs, bei dem etwa 220 Gäste aus dem ganzen Bistum dabei waren, meinte er: „Ich habe überlegt, bei der Stadt um eine Halleluja-Spur auf der Theodor-Heuss-Brücke zu bitten, damit der Bischof immer freie Fahrt hat.“