Prüfer belegen Mängel an Schulen im Kreis Alzey-Worms
Die vom früheren Gebäudeschutzmanager geübte Kritik am Brandschutz in Schulen des Landkreises Alzey-Worms scheint doch nicht so „substanzlos“ zu sein, wie vom Kreis dargestellt.
Von Thomas Ehlke
Leiter Lokalredaktion Alzey
In der Osthofener Wonnegauschule haben die Prüfer unter anderem Mängel an Rauchschutztüren festgestellt.
(Archivfoto: photoagenten/Ben Pakalski)
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ALZEY-WORMS - Brandschutztüren, die nicht schließen oder blockieren, defekte Rauch-Wärme-Abzugsanlagen und fehlende Türstopper. Die Liste an Defiziten beim Brandschutz in Schulen des Landkreises, die Andreas Dierking vorlegt, ist lang. Streng genommen, müssten einige Schulen geschlossen werden, sagt der Ende Juni entlassene Klimaschutz- und Gebäudemanager des Landkreises. Seine Vorwürfe seien „substanzlos“ kontert die Kreisverwaltung. In keiner Schule des Kreises gebe es einen besorgniserregenden Unterhaltungsstau.
Mittlerweile liegen der Redaktion jedoch Prüfberichte der beauftragten Firmen vor, aus denen hervorgeht, dass Dierkings Aussagen offenbar doch nicht so aus der Luft gegriffen sind, wie von seinem früheren Arbeitgeber dargestellt. Ein Beispiel dafür ist die Osthofener Wonnegauschule. Seit 2015 stellt eine Pfälzer Firma jeweils denselben Mangel an der Feststellanlage einer Tür im Treppenhaus des Obergeschosses fest. Unter anderem heißt es in dem Prüfbericht, dass die Anlage defekt sei, Melderabdeckungen fehlten und die Gefahr eines Stromschlages bestehe.
Auf die AZ-Nachfrage, warum dieser immer wieder festgestellte Mangel nicht behoben wurde oder ob die Anlage derart störungsanfällig sei, dass in mehreren aufeinander folgenden Jahren dieselben Defekte auftreten, antwortet die Kreisverwaltung, dass sie gegenwärtig dazu keine Stellung nehmen könne. „In diesen Tagen findet eine interne Prüfung statt“, heißt es dazu aus der Verwaltung. Nach Abschluss der Überprüfung sei ein Pressegespräch geplant, bei dem über die Ergebnisse informiert werden soll.
Vorerst keine Antworten gibt es auch auf andere, von den Prüfern stereotyp monierte Schäden. In der Wonnegauschule geht es dabei meist um nicht schließende oder arretierende Rauchschutztüren im Treppenhaus. Auch in der IGS Osthofen haben die Prüfer Mängel beim Brandschutz entdeckt. Aus dem Bericht vom September 2018 heißt es, dass im Flur des Neubaus die Rauchschutztür im Boden klemme und sich nicht schließen lasse, die Bodendichtung sich nicht absenken lasse und die Anlage ohne Brandschutzabnahme sei. Im gleichen Bericht heißt es zur Feststellanlage im Erdgeschoss des Towers, dass der Gangflügel der Rauchschutztür auf dem Boden schleife, Türelemente verzogen seien, die Flügel nicht arretierten und die Schließfolge defekt sei.
Dass es in diesen Schulen sowie auch in der Alzeyer Gustav-Heinemann-Realschule plus Probleme beim Brandschutz gebe, hatte Andreas Dierking Anfang Juli gegenüber dieser Zeitung festgestellt. Dazu bemerkte die Verwaltung seinerzeit, dass er die beiden Schulen in Osthofen ohne dienstlichen Auftrag aufgesucht habe. Dem widerspricht Dierking. Beide Schulen hätten explizit zu seinem persönlichen Aufgabenbereich gezählt. Das könne er bei Bedarf auch mit Unterlagen belegen.
Ganz andere Schriftstücke prüft die Staatsanwaltschaft Mainz. Denn die ermittelt wegen eines möglichen Verstoßes gegen Vergabevorschriften gegen die Spitze der Kreisverwaltung Alzey-Worms (die AZ berichtete). Ins Rollen gekommen ist dieses Verfahren, nachdem Andreas Dierking Landrat Ernst Walter Görisch, den Kreisbeigeordneten Klaus Mehring und einen Referatsleiter im Bauamt bei der Polizeiinspektion Alzey angezeigt hatte.
„Es lässt sich nicht verlässlich sagen, wie lange die Ermittlungen dauern werden. Auch ist es nicht möglich, anhand von einzelnen Ermittlungsmaßnahmen und deren Ergebnis einen Verdacht zu erhärten oder zu entkräften“, sagt die Leitende Oberstaatsanwältin Andrea Keller zum Stand der Dinge.