Der Strom fließt an Worms vorbei

Archivfoto: wita/Udo Mallmann
WORMS - Mit der neuen Stromautobahn Ultranet soll ab 2023 Windstrom vom Norden Deutschlands in den Süden transportiert werden. Dazu wird es zwischen Osterath in Nordrhein-Westfalen und Philippsburg in Baden-Württemberg eine 340 Kilometer lange Hochleistungs-Trasse geben. In den nächsten Monaten wird über die Trassenführung des Milliarden-Projekts entschieden. Zur Diskussion steht zum einen eine Trasse durch das nördliche Rheinland-Pfalz und auf der rechten Rheinseite durch Hessen, die Netzbetreiber Amprion bevorzugt („Vorzugstrasse“). Zum anderen gibt es eine alternative Verbindung, die linksrheinisch durch Rheinhessen verlaufen würde. Auch Worms und Umgebung wären von dieser linksrheinischen Trassenführung betroffen. Beim Konjunktiv wird es aber voraussichtlich bleiben. Denn Ende Januar ist eine Vorentscheidung gefallen.
Gleichstromleitungen auf denselben Masten neben Wechselstromleitungen
Die Bundesnetzagentur hat für den ersten Abschnitt von Ultranet beide Varianten geprüft und von Riedstadt in Hessen nach Mannheim-Wallstadt in Baden-Württemberg einen ausschließlich rechtsrheinischen Trassenkorridor festgelegt. Der Strom fließt damit an Worms vorbei. Einige Wormser dürften jetzt erleichtert aufatmen. Denn vor allem dort, wo die Vorzugstrasse verlaufen soll, wehren sich Bürger seit Monaten gegen die Pläne. Ihrer Meinung nach gefährdet Ultranet die Gesundheit, was die Ultranet-Befürworter bestreiten. Das Neue an der geplanten Stromautobahn ist, dass Gleichstromleitungen auf denselben Masten neben Wechselstromleitungen gehängt werden sollen.
Die nun getroffene Entscheidung der Bundesnetzagentur bezieht sich auf einen rund 60 Kilometer langen Leitungsabschnitt zwischen Riedstadt und Mannheim-Wallstadt. Die Gleichstromverbindung soll dort weitestgehend auf bestehenden Freileitungsmasten mitgeführt werden. Zwar muss die Bundesnetzagentur noch die Trassenkorridore für weitere Ultranet-Abschnitte bestimmen. „Höchst unwahrscheinlich“, antwortet Joëlle Bouillon, Sprecherin des Netzbetreibers Amprion, aber auf die Frage, wie hoch die Wahrscheinlichkeit sei, dass die Alternativ-Route durch Rheinhessen noch Realität würde. „Aufgrund der Entscheidung liegt die Wahrscheinlichkeit im Promille-Bereich.“ Die Entscheidung der Bundesnetzagentur sieht vor, dass der Korridor zwischen Riedstadt und Mannheim-Wallstadt südlich des Atomkraftwerks Biblis in Richtung Süden verläuft. Er passiert Hofheim, Bürstadt und Lampertheim und quert dann die Viernheimer Heide, schließlich die A6 und das Viernheimer Kreuz. Mannheim-Wallstadt ist dann Endstation für dieses Teilstück.
Größerer Eingriff in die Landschaft notwendig
Die Route über Worms wäre die Alternative für diesen Abschnitt gewesen. Auch wäre die Trasse über Worms noch die Alternative für das Teilstück zwischen Weißenthurm in Rheinland-Pfalz und Riedstadt. Da die Trassenführung über Worms aber schon zwischen Riedstadt und Mannheim-Wallstadt der Bundesnetzagentur schon nicht geeignet erschien, wird das auf dem Stück zwischen Weißenthurm und Riedstadt mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch so sein. „Die Alternativroute, die über Worms geführt hätte, wäre ein Neubau einer Leitung, größtenteils parallel zu bestehenden Höchstspannungsleitungen, gewesen“, berichtet Joëlle Bouillon. Damit verbunden, ergänzt Bouillon, sei auch ein größerer Eingriff in die Landschaft als auf rechtsrheinischer Seite.
Die Bundesnetzagentur entscheidet für das Ultranet-Projekt insgesamt über fünf Abschnitte. Neben dem ersten Teilstück zwischen Riedstadt und Mannheim-Wallstadt sind das die vier weiteren Abschnitte Osterath/Rommerskirchen in Nordrhein-Westfalen, zwischen Rommerskirchen und Weißenthurm, zwischen Weißenthurm und Riedstadt sowie zwischen Mannheim-Wallstadt und Philippsburg in Baden-Württemberg.