Im kommenden Jahr wird das eigenständige Dekanat Wöllstein mit Alzey fusioniert. Daher wurden alle im Dekanat engagierten Menschen zu einem großen Abschiedsfest eingeladen.
Von Brigitte Specht
Beim Abschlussfest mit Gottesdienst des Dekanats Wöllstein boten Martin Schultheiß und Fabian Vogt alias „Duo Camillo“ hintersinniges Kabarett rund um Kirche und Glaube.
(Foto: Dekanat/Brigitte Specht)
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WÖLLSTEIN/SPRENDLINGEN - Vor genau 72 Jahren entstand das Dekanat Wöllstein als ein regionaler Verwaltungsbezirk der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN). Für viele der darin engagierten Menschen indes verkörpert es weit mehr als eine reine Verwaltungseinheit. Schon allein deshalb ist die zum Jahreswechsel anstehende Fusion mit dem Nachbardekanat Alzey ein Einschnitt, der gebührend begangen werden sollte: Alle, die sich mit dem Dekanat verbunden fühlen, waren zu einem großen Abschiedsfest in die Sprendlinger Michaelskirche geladen. Dabei durften die zahlreichen Besucher noch einmal eine Predigt von Alt-Dekan Dr. Stephan Dignath hören und sich nach dem Gottesdienst bei Musikkabarett rund um Kirche und Glauben mit Duo Camillo amüsieren.
Im Mittelpunkt von Dignaths Predigt stand Psalm 85, Vers 11, der davon erzählt, „dass Güte und Treue einander begegnen, Gerechtigkeit und Friede sich küssen“. Begegnung sei die einzige nachhaltige Lösung aus den Widersprüchen in diesen Begriffen, sagte der Pfarrer, der das Dekanat Wöllstein von 1982 bis 2012 als Dekan geleitet hat. „Mögen diese vier Töchter Gottes auch im neuen Dekanat Alzey-Wöllstein ein Zuhause finden“, wünschte er für die Zukunft. Und dass Gott das Gelingen der Fusion begleiten möge, erbat die derzeitige kommissarische Dekanin Monika Reubold in den Fürbitten.
Reubold verabschiedete Wolfgang Roehn aus seinem Dienst als Prädikant, den er aus Altersgründen aufgegeben hatte, und den er ebenso wie seine anderen Ehrenämter für das Dekanat Wöllstein „mit Leib und Seele“ ausgeübt hatte.
Stellvertretend für die vielen Menschen, die sich ehrenamtlich im Dekanat Wöllstein engagiert haben, dankte Reubold dem Inhaber der Fachstelle Bildung und Erziehung, Dr. Richard Auernheimer, den beiden Inhabern der Fachstelle Ökumene, Pfarrer Eric Kalbhenn und seinem katholischen Mitstreiter Hans Bentz, dem Gefängnisseelsorger der JVA Rohrbach (Wöllstein) Jörg Brauer, der viele Studienreisen organisiert und durchgeführt hat, sowie den Mitgliedern des Dekanatssynodalvorstands (DSV). Für dessen Vorsitzenden, Präses Herbert Emrich, der das Amt bis zur DSV-Neuwahl im fusionierten Dekanat weiterführt, hatte das Dekanat zum Zeichen der Dankbarkeit und Wertschätzung eigens ein großformatiges Porträt malen lassen, das Emrich gerührt in Empfang nahm.
Besondere Würdigung und Ehrung wurde der Mitarbeiterin zuteil, die zwar meist im Hintergrund wirkte, aber das Gesicht des Dekanats in den vergangenen 19 Jahren maßgeblich prägte: Doris Racké. Offiziell als Verwaltungsfachkraft und Sekretärin angestellt, habe Racké als Koordinatorin, Organisatorin, Kurierin, Handwerkerin, Reiseverkehrskauffrau, Dekorateurin und in zahllosen weiteren Funktionen gewirkt, sagte Reubold, dankte ihr für ihr außergewöhnliches Engagement und ihre Vielseitigkeit.
Nach einem kurzen Imbiss hieß es „Altar frei“ für „Duo Camillo“, die Kabarettisten, die bereits seit 30 Jahren ihr Publikum mit ihren lockeren Sprüchen, Witzen, Wortspielereien rund um kirchliches Leben begeistern. Spürbar geübt in der Improvisation und in stetiger Interaktion mit dem Publikum, zeigten Martin Schultheiß und Fabian Vogt, dass ihre teils frechen und kritischen, teils zum Nachdenken anregenden Beiträge zwar auf ihrem aktuellen Bühnenprogramm „Altarnative Wahrheiten“ basieren. Doch immer wieder waren die gesprochenen und gesungenen Texte der aktuellen Wöllsteiner Lage angepasst: „Heute ist DSV – Dekanatsschlussverkauf“, frotzelte etwa Vogt gleich zu Beginn. Und das Bibelwort „Siehe, ich mache alles neu“ wurde flugs zu „Siehe, ich lege Dekanate zusammen“ umformuliert.
Eineinhalb Stunden lang versprühten der promovierte Physiker mit klassischer Klavierausbildung (Schultheiß) und der Pfarrer mit Gesangsausbildung (Vogt), der als Schriftsteller, Künstler und in der Verwaltung der EKHN in Darmstadt tätig ist, Klamauk und Geistreiches. Die Krone setzte dem hintersinnigen Reigen der Blues auf, den das Duo spontan aus Stichworten zusammenimprovisierte, die ihnen das Publikum zugerufen hatte. Die Festgemeinde dankte mit lang anhaltendem Applaus.