Im Fall der getöteten 14-jährigen Ayleen hat die 30-köpfige Sonderkommission ihre Arbeit beendet. Die Liste der Anklagepunkte gegen den tatverdächtigen Waldsolmser ist lang.
Waldsolms/Langgöns/Gottenheim. Der Fall erschütterte im Juli das ganze Land. Die 14-jährige Ayleen aus Gottenheim bei Freiburg wird mehrere hundert Kilometer weit weg tot im Teufelsee bei Echzell gefunden. Schnell führen die Spuren auch nach Waldsolms: Hier soll der dringend Tatverdächtige und vorbestrafte Sexualstraftäter leben. Und die neuen Ermittlungsergebnisse deuten darauf hin, dass Ayleen auch unweit von Waldsolms ermordet wurde.
Die 122 Zeugenvernehmungen, die Auswertung von mehr als 30.000 Chatverläufen und etliche rechtsmedizinische und kriminaltechnischen Gutachten: Die 30-köpfige Sonderkommission „Lacus”, übersetzt aus dem Latein See, weil die Leiche der 14-Jährigen im Teufelsee bei Echzell gefunden wurde, hat laut Staatsanwaltschaft ihre Ermittlungen abgeschlossen. Oberstaatsanwalt Thomas Hauburger will den heute 30-jährigen vorbestraften Sexualstraftäter aus Waldsolms anklagen.
Die Liste der Anschuldigungen ist lang: Mord, versuchte Vergewaltigung mit Todesfolge, Entziehung Minderjähriger, Nötigung, Fahren ohne Fahrerlaubnis und Sich-Verschaffen kinderpornographischer Inhalte. Bei einer Verurteilung droht dem heute 30-Jährigen Tatverdächtigen nicht nur eine lebenslange Freiheitsstrafe, sondern auch die Anordnung der Sicherungsverwahrung. Der bereits im Jugendalter verurteilte Sexualstraftäter würde also nie mehr auf freien Fuß kommen.
Laut den bisherigen Ermittlungen gehen Staatsanwaltschaft und Polizei heute davon aus, dass der Waldsolmser die 14-Jährige am 21. Juli mit seinem Auto in Gottenheim bei Freiburg abgeholt und mit ihr in ein Waldstück im Langgönser Ortsteil Cleeberg gefahren ist. Beide hatten sich laut den Ermittlern bereits Ende April über „Snapchat” kennengelernt und sich eine Vielzahl von Nachrichten geschrieben haben. Der Verdächtige hatte bei einer Vernehmung gestanden, die Schülerin umgebracht zu haben.
Die Tat war wohl sexuell motiviert
Der Angeklagte soll Ayleen in dem Waldstück dann gegen Mitternacht getötet haben. Die Ermittler gehen derzeit davon aus, dass die Tat sexuell motiviert war. Anschließend soll der 30-Jährige den Leichnam des jungen Mädchens zum Teufelsee bei Echzell gebracht und im See versenkt haben. Acht Tage später, am 29. Juli, wurde der Leichnam dort von der Polizei gefunden.
Nun muss das Schwurgericht am Gießener Landgericht in den nächsten Monaten über die Zulassung der Anklage und die Eröffnung eines Hauptverfahrens entscheiden.