Hans Forcht aus Westhofen liebt das Westernschießen

Das Western-Outfit ist authentisch: Hans Forcht genießt das Schießen mit historischen Waffen.Foto: photoagenten/Ben Pakalski   Foto: photoagenten/Ben Pakalski

Er lebt seine Passion. Es ist für ihn gleichermaßen ein Hobby und ein Sport, wie es Berufung und Beruf fast sein ganzes Leben über war und ist. Johannes Forcht ist...

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WESTHOFEN. Er lebt seine Passion. Es ist für ihn gleichermaßen ein Hobby und ein Sport, wie es Berufung und Beruf fast sein ganzes Leben über war und ist. Johannes Forcht ist Sportschütze, übt mit ganzer Hingabe seit 2007 Westernschießen aus, hatte bis vor kurzem einen Büchsenmacherbetrieb in den Kellerräumen seines Hauses in Westhofen, fertigte schon in jungen Jahren der Lehrzeit zum Elektro- und Maschinenbauer erste historische und moderne Waffen an. Hans lautet sein Rufname, in der Westernszene ist der 65-jährige Rentner aber besser als „Old Hunter“ bekannt.

Hans Forcht versinnbildlicht das, was man heute gerne mit „rüstiger Rentner“ umschreibt. Er kann nicht innehalten, braucht seinen Sport Westernschießen, das er seit 2007 mit elf Deutschen Meistertiteln dekoriert in der Disziplin „Action-Cowboy Shooting Duelist“ erfolgreich betreibt, wie andere in diesem Alter ihre tägliche Dosis Kaffeeplausch. Wer ihn in seinem komplett schwarzen Cowboy-Dress mit dem schicken roten Halstuch, der von einem Ureinwohner Amerikas hergestellten Fransenjacke, den zwei mit eigenen Händen nachgebauten Colts der Marke „45er Peacemaker“ am Patronengürtel und der Winchester im Anschlag in Aktion erlebt, erahnt sofort: Hans Forcht hätte wohl auch im Wilden Westen Amerikas Mitte des 19. Jahrhunderts seinen Mann gestanden.

„Für meine Ehefrau Hildegard bin ich schon immer ‚der schießende Ehemann‘. Sie toleriert meine Verrücktheit in Sachen Waffen und Sportschießen – auch dafür liebe ich sie“, sagt Hans Forcht. Wie könnte er auch sonst so etwa 4500 Patronen pro Jahr durch die Läufe seiner zahlreichen Waffen feuern, wenn die Rückendeckung der Frau fehlen würde. „Das ginge überhaupt nicht“, bekennt Hans Forcht und verweist auf ein Lebensmotto, das er vom bedeutenden Gelehrten des Renaissance-Humanismus Erasmus von Rotterdam übernommen fest verinnerlichte: „Die höchste Form des Glücks ist ein Leben mit einem gewissen Grad an Verrücktheit.“

Dieses Glück verspürt Hans Forcht, wenn er etwa nach einer gut 600 Kilometer langen Anreise Anfang August 2017 in seinem Opel Vivaro Combi bis ins tschechische Oparany im Camp auf der mehr als zwei Quadratkilometer großen Shooting Range seine drei sorgsam verstauten Revolver, die drei Unterhebel-Gewehre und die zwei Schrotflinten auf ihre Einsatzbereitschaft prüft. Alle Marke Eigenbau. „Ich habe so ziemlich jede Lizenz erworben, die man für die Waffenherstellung und den Waffenhandel benötigt.“ Wichtig ist ihm überdies: „Sicherheit steht hier an erster Stelle, in fünf Jahrzehnten Umgang mit Waffen ist mir oder anderen noch nie etwas passiert.“

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370 Schuss in 534 Sekunden abgefeuert

Was bei seinem größten Erfolg passierte, dem 2. Platz unter 300 Teilnehmern aus 15 Nationen bei der Europameisterschaft im Cowboy-Action Shooting Duelist, erzählt „Old Hunter“mit glänzenden Augen. „370 Schuss in 534 Sekunden mit vier Waffen habe ich abgefeuert, nur drei Schüsse gingen daneben.“ Cowboy-Action ist halt richtig anstrengend. Man legt zwei Colts, ein Unterhebel-Gewehr und eine Schrotflinte ab, muss dann in einem Parcours binnen kürzester Zeit Ziele in vielen verschiedenen Positionen und Entfernungen treffen. Revolver einhändig, beide Revolver zugleich, 24 Schuss in 40 Sekunden in einem Durchgang. „Präzisionsarbeit ist das, die eine hohe Konzentrationsfähigkeit, Feinmotorik und eine gute Kondition erfordert.“

Feinmotorik und Präzision begleiteten Hans Forcht ja ohnehin Zeit seines Lebens. Er begann die sportliche Karriere mit historischen Waffen. Luntenwaffen, Vorderlader, Nachbauten von Museums-Replikaten beispielsweise aus dem 30-jährigen Krieg mit Steinschlössern, Feuerstein und später dann mit Perkussionszündung fertigte er in der eigenen Werkstatt an. Insgesamt gut 400 Privatleute, Sammler, Jäger und Sportschützen zählten zu seinem Kundenstamm. „32 Deutsche Meistertitel habe ich mit meinen historischen Waffen errungen“, sagt Hans Forcht so ganz nebenbei beim Blick auf eine Vitrine voller Pokale und eine ganze Wand im Keller des Hauses mit Urkunden der Titelkämpfe. Einiges kam zusammen im Laufe der Zeit an Waffen, sportlichen Erfolgen aber vor allem an Glück und Freude an der Ausübung des teuren Hobbys beim „Old Hunter“, dem „schießenden Ehemann“.

Von Jürgen Jaap