Sammler treffen sich bei der Fliesenbörse in Offstein

Karl Heimers, Vorsitzender des Heimatvereins, begutachtet mit den beiden Vorstandsmitgliedern Natascha Lähn (l.) und Rita Fuhrmann besonders schöne Exemplare der Fliesenschau. Foto: pa/Christine Dirigo  Foto: pa/Christine Dirigo

Der Mensch kann vieles sammeln: Briefmarken, CDs, Bücher oder Postkarten. Dass es aber für Fliesen einen enormen Markt gibt, mag den einen oder anderen wohl überraschen. Und...

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OFFSTEIN. Der Mensch kann vieles sammeln: Briefmarken, CDs, Bücher oder Postkarten. Dass es aber für Fliesen einen enormen Markt gibt, mag den einen oder anderen wohl überraschen. Und doch sind sie heiß begehrt, wie sich auch bei der zweiten Fliesenbörse des Offsteiner Heimatvereins in seinem Domizil in der Jahnstraße 25 gezeigt hat. Hier konnte am Samstag gekauft und getauscht werden.

„Schwerpunkt sind diesmal Offsteiner Fliesen in Hauseingängen“, informiert der zweite Vorsitzende Rolf Hoffmann. Der Grund ist wohl, dass Wandfliesen bei der Gestaltung des persönlichen Wohnumfeldes eine nicht geringe Rolle spielen, in erster Linie in Küchen und Bädern. Sie sind aber auch in öffentlichen Räumen zu finden, beispielsweise in Badeanstalten, wie im Sprudelhof in Bad Nauheim. Der wurde damals vom Großherzug erbaut, und dort hängen Offsteiner Fliesen in verschiedenen Badezimmern. Weil das Wasser dort sehr kohlensäurehaltig ist, wurden diese Fliesen extra hierfür hergestellt, erklärt Hoffmann. Dekorative Fliesen wurden insbesondere in Gebäuden oder Bahnhöfen der Gründerzeit, des Jugendstils oder des Art Deco verarbeitet und sind heute mitunter Unikate. Die „Tonwerke Offstein“ bestanden von 1882 bis 1935 und haben in dieser Zeit wunderschöne Dekore hervorgebracht, die sowohl handwerklich als auch künstlerisch mit hohem Niveau überzeugen. Das Heimatmuseum zeigt in seiner Dauerausstellung zahlreiche dieser Fliesen, unter anderem aus privaten Sammlungen der Familien Reuter, Sippel und Heimers.

Die „Tonwerke Offstein“ sind heute für Sammler von Jugendstil-Fliesen ein Begriff für Qualität und Schönheit. Als Raritäten haben sie in alten Häusern überlebt oder sind als Sammlerstücke auf der Tauschbörse in Offstein zu finden. Den weitesten Anfahrtsweg hat sicher das Ehepaar Kraus hinter sich gebracht: Die Hamburger haben einen Familienbesuch dazu genutzt, ihre historischen Stücke auszustellen. Seit rund 40 Jahren sammeln die beiden Fliesen.

Musterstempel bezeugt die Herkunft

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Während der Fliesenbörse wurden jedoch nicht nur Offsteiner Fliesen getauscht, auch die Kunstwerke von Herstellern aus ganz Europa lagen auf den Tischen und ließen das Sammlerherz höherschlagen.

Und woran erkennt man nun eine typische Offsteiner Fliese? „Auf der Rückseite befindet sich ein Musterstempel“, erklärt Hoffmann. Er zeigt auf ein Foto von der alten Turbinenhalle des EWR. Ob diese Fliesen aus Offstein stammen, wisse man leider nicht genau. Dazu müsste man den Stempel auf der Rückseite sehen.

Von Karl M. Wirthwein