Offstein: Keine Fete vor dem Heimatmuseum

Das Dorfgemeinschaftsfest in Offstein, das unter dem Titel „Sommerfest der Vereine“ Ende Juni auf dem Platz vor dem Heimatmuseum steigen sollte, ist abgesagt worden. Die...

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OFFSTEIN. Das Dorfgemeinschaftsfest in Offstein, das unter dem Titel „Sommerfest der Vereine“ Ende Juni auf dem Platz vor dem Heimatmuseum steigen sollte, ist abgesagt worden. Die Organisatoren, zu denen auch die Ortsgemeinde zählt, haben diese Entscheidung mit Bedauern treffen müssen. „Es ist uns aber leider nicht möglich, die Vorgaben des Verwaltungsgerichts in Mainz einzuhalten“, sagt Ortschef Robert Kuhn (parteilos).

Bereits im vergangenen Jahr war die Durchführung des Festes an den Lärmmessungen gescheitert, die während der Feierlichkeit hätten ständig vorgenommen werden müssen. Die Veranstalter hätten so stets den Grenzwert von 70 Dezibel im Auge behalten und bei zu hoher Lautstärke das Fest abbrechen müssen. Diese Auflage hatte das Verwaltungsgericht vergangenes Jahr an die Genehmigung des Festes gekoppelt, nachdem eine Anwohnerfamilie dagegen geklagt hatte.

Fest hätte um 22 Uhr ausklingen sollen

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Die Organisatoren hatten die Hoffnung, in diesem Jahr die Lärmmessungen umgehen und die Party steigen lassen zu können, indem sie nicht so lange feiern. Das Fest wäre nicht bis Mitternacht gegangen, sondern hätte um 22 Uhr ausklingen sollen. Doch selbst dann hätte man in die Pflicht genommen werden können, die Lärmmessungen durchzuführen. Der Städte- und Gemeindebund, der sich unter anderem mit den Rechten und Pflichten bei Feierlichkeiten auskennt, sowie die Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Süd hatten die Organisatoren darauf hingewiesen, dass der Endzeitpunkt der Veranstaltung nicht entscheidend dafür sei. „Wenn es jemand eingefordert hätte, hätten wir dem Wunsch wohl nachkommen müssen“, sagt Kuhn.

Die Messungen, die vom Ordnungsamt oder einem externen Prüfer hätten durchgeführt werden müssen, wären aber eine kostspielige Sache. Dafür müsste ein mittlerer vierstelliger Betrag investiert werden, sagt Kuhn. „Es würde sich nicht rentieren, das Fest unter solchen Bedingungen steigen zu lassen.“ Zumal der Grenzwert von 70 Dezibel ganz schnell überschritten werden könne. „Nach Meinung der Fachleute reicht es schon aus, wenn sich 150 Besucher auf dem Platz unterhalten.“ Also selbst wenn keine Musik auf dem Gelände gespielt werden würde, bestünde die Gefahr, das Fest abrupt beenden zu müssen. Dieses Risiko wollen die Organisatoren nicht eingehen. „Wir wissen ja nicht, wie sich die Besucher in solch einem Fall verhalten würden. Sie könnte ihren Ärger vielleicht bei der Anwohnerfamilie auslassen“, befürchtet der Ortschef.

Für VG-Bürgermeister Ralph Bothe (SPD) ist es unerklärlich, wie ein Anwohner solche Feierlichkeiten so stark einschränken beziehungsweise verhindern kann. Es sei verständlich und richtig, dass es Lärmgrenzwerte gebe. „Jedoch müsste unterschieden werden, ob jemand um 22 Uhr mit dem Rasenmäher rumfährt oder ein Dorffest ansteht, bei dem ein Großteil der Gemeinde zusammenkommt, um zusammen zu feiern.“ Deswegen wolle man im Sommer Juristen und Politiker zu einer Podiumsdiskussion einladen, um auf dieses Problem aufmerksam zu machen.

Bothe gibt nämlich zu Bedenken, dass für Vereine solche Veranstaltungen eine der Haupteinnahmequellen im Jahr sein können. Zumal solche Feste in Dörfern Ereignisse seien, die die Gemeinde zusammenschweißen würden. Tatsächlich bildete das Sommerfest 2015 den Auftakt zur Dorfmoderation – ein Prozess, an dem sich Bürger beteiligen und mit ihren Ideen das Gemeindeleben bereichern und voranbringen. Wie der Name der Veranstaltung schon sagt, schlossen sich damals fünf Vereine – der Heimatverein, der Männergesangverein (MGV), der Turn- und Sportverein (TuS), die Sportkegler vom SKC und die Feuerwehr – zusammen, um das frühere Sommernachtsfest wiederzubeleben.

„Wie kann das sein, dass in Großstädten Feste gefeiert werden können und in einem Dorf nicht?“, fragt sich der Vorsitzende des Heimatvereins, Dr. Karl Heimers. Währenddessen äußert sich die Anwohnerfamilie über ihren Anwalt wie folgt zu diesem Thema: „Es geht um die Einhaltung und Durchsetzung von Gerichtsentscheidungen und Normen, die jeder Veranstalter und jede Behörde bei Veranstaltungen jeglicher Art zu beachten haben.“ Wie es aussieht, wird es bei der Premiere des Festes bleiben. „In der Form, wie wir das Fest ursprünglich veranstalten wollten, wird es nicht mehr stattfinden“, sagt Kuhn. Es müsse nun überlegt werden, ob und wie die Veranstaltung 2018 wieder auf die Beine gestellt werden könnte. Klar sei, dass man einen neuen Veranstaltungsort finden müsste.

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Von Ali Reza Houshami