Kleinere Verletzungen an der Hand und ein großer Schreck, das ist einem Jogger aus Alsheim von seiner morgendlichen Runde zwischen Alsheim und Mettenheim geblieben. Auf dem...
VG Eich. Kleinere Verletzungen an der Hand und ein großer Schreck, das ist einem Jogger aus Alsheim von seiner morgendlichen Runde zwischen Alsheim und Mettenheim geblieben. Auf dem Wirtschaftsweg parallel zur B9 wurde er von einem Mäusebussard angegriffen. Er schildert, das Tier habe ihm sein Tuch vom Kopf gerissen. Nun meidet der Alsheimer die Strecke und möchte andere Jogger warnen.
„Angriffe wie dieser können überall vorkommen, wo Greifvögel leben“, sagt Matthias Bösl, Geschäftsführer des Naturschutzbundes (Nabu) Worms-Wonnegau. Es handle sich dabei allerdings um Scheinattacken, mit denen Bussarde ihr Revier verteidigen und ihre Jungtiere schützen wollen. Für gewöhnlich ziehen die Tiere aber einige Meter entfernt vom „Eindringling“ wieder ab. Den Angriff fliegen sie in erster Linie, um „feindliche“ Lebewesen abzuschrecken, weiß Michael Schmolz, Geschäftsführer der Gesellschaft für Naturschutz und Ornithologie (Gnor) Rheinland-Pfalz. Dabei sei es unerheblich, ob es sich um einen Menschen oder ein anderes Lebewesen handle, die Greifvögel reagierten auf Bewegung, meint Bösl. Zu einer ähnlichen Einschätzung kommt auch Schmolz.
Ende Juni wagen sich Jungvögel aus den Horsten
Der Horstbau der Bussarde beginnt im Februar, im April brüten die Tiere, danach folgen zwei Monate, in denen die Jungen aufgezogen werden. Ab Ende Juni wagen sich die ersten Jungvögel dann aus den Horsten. Besonders in dieser Zeit nehmen die Elterntiere eine starke Verteidigungshaltung ein. „Je größer die Jungen sind, desto mehr wird verteidigt. Schließlich haben die Tiere bereits viel in die Brut investiert“, erklärt Schmolz das Verhalten. „Das Engagement für die Brut ist im Juli am höchsten“, meint Schmolz.
In der Zeit danach müssten die Angriffe dann wieder nachlassen, denn dann beginne die sogenannte Dismigration. Die Tiere, die flügge geworden sind, verlassen ihr heimisches Revier und fliegen in alle Himmelsrichtungen davon. Dabei legen sie Entfernungen von bis zu 200 Kilometern zurück, erläutert Schmolz. Die Dismigration verfolge den Sinn, den Bestand der Art durch eine möglichst weite Verbreitung zu sichern. Erst im Frühjahr nehmen die Tiere, 3.000 bis 6.000 Reviere gibt es laut Schmolz in Rheinland-Pfalz, wieder eine Bindung zu ihrem Horst auf oder suchen sich einen neuen.
Gebiet meiden und Kopfbedeckung tragen
Bis die Tiere ausfliegen, bleibe das Risiko, Opfer von Scheinattacken zu werden, aber noch erhöht. „Wird man darauf aufmerksam, dass in der Gegend Greifvögel ihre Horste haben, sollte man das Gebiet meiden und sich eine andere Spazier- oder Laufstrecke suchen“, empfehlen Bösl und Schmolz. „Ich würde versuchen, langsam zu laufen, und das Gebiet verlassen, im Zweifel auch wieder zurücklaufen und einen Umweg in Kauf nehmen“, sagt Schmolz. Vorbeugend schlägt Bösl vor, eine Kopfbedeckung zu tragen, die vor Angriffen schützt. Denn im Regelfall greifen die Vögel den höchsten Punkt an. Außerdem helfe es, sensibel für Töne zu sein, die die Vögel aussenden. Denn mit schrillen Warnrufen signalisieren die Bussarde, dass sie Junge im Nest haben, weiß Michael Schmolz.
Von Anna-Lena Stauder