Jägerloch in Eich erneut ausgetrocknet

Das Jägerloch, der Flachwassersee nördlich der Ortslage, ist völlig ausgetrocknet. Foto: BilderKartell/Andreas Stumpf

Wie im vergangenen Jahr ist das Eicher Jägerloch ausgetrocknet. Behörden und Naturschützer sehen darin aber kein großes Problem. Und ein Fischsterben gab es diesmal auch nicht.

Anzeige

EICH. Aufgrund der anhaltenden Trockenheit ist das Eicher Jägerloch, der kleine Flachwassersee nördlich der Ortslage, mittlerweile wieder komplett ausgetrocknet. So dramatisch wie im Sommer 2019, als im ausgetrockneten Jägerloch hunderte Fische verendeten, ist es diesmal – weil einfach kaum noch welche drin waren, zwar nicht. Aber sollte nicht trotzdem ein erneutes Trockenfallen des Tümpels verhindert werden? Die Verbandsgemeinde hatte geplant, den durch das Jägerloch verlaufenden Seegraben auf einer Länge von über 100 Metern auszubaggern. So wollte man erreichen, dass mehr Wasser im Jägerloch verbleibt, in das sich die Fische zurückziehen könnten. Eine kleine natürliche Schwelle sollte zusätzlich dazu führen, dass das Wasser möglichst lange im Flachwassersee bleibt. Wie die Verbandsgemeinde nun auf Nachfrage mitteilt, wurde jedoch mittlerweile von den Plänen des Ausbaggerns „aufgrund der geringen Aussicht auf Erfolg“ Abstand genommen. Zudem steht die SGD Süd einer Vertiefung des Gewässers aufgrund der im Bewirtschaftungsplan des „Natura 2000“-Gebietes festgelegten Erhaltungsziele und Maßnahmen äußerst kritisch gegenüber, wie eine Sprecherin der SGD Süd mitteilt.

Diesmal kein Fischsterben

Ähnlich sieht es die Untere Naturschutzbehörde bei der Kreisverwaltung. „Erfreulich ist erst einmal, dass dieses Jahr kaum Fische betroffen sind“, heißt es aus Alzey. Trotz fallenden Wasserspiegels zeige sich das Jägerloch aber noch immer als Biotop. Nur eben nicht mehr für Fische, sondern für teils höchst seltene und gefährdete Amphibien wie den Kammmolch, die in wechselfeuchtem Terrain ihren Lebensraum haben. „So wird dies auch im Bewirtschaftungsplan des „Natura 2000“-Gebietes ausgewiesen“, schreibt die Untere Naturschutzbehörde. Aus naturschutzfachlicher Sicht sei das erneute Trockenfallen des Jägerlochs deshalb nicht zwangsläufig negativ zu bewerten. „Ein gelegentliches Trockenfallen des Jägerlochtümpels fördert nach Fachmeinung gar die Bestandssituation des Kammmolches“, heißt es. Trotzdem sagt Verbandsbürgermeister Maximilian Abstein: „Persönlich hätte ich mir natürlich gewünscht, dass ein Austrocknen verhindert werden könnte.“ Doch es fehlen eben nennenswerte Niederschläge. Zudem komme aus Richtung Rheindürkheim zu wenig Wasser. Doch auch Naturschützer sehen kein großes Problem im Trockenfallen des Jägerloches. „Das soll ja kein künstliches Fischgewässer sein“, sagt Matthias Bösl vom Nabu. Stattdessen müsse man die Amphibien im Blick haben, die nur zum Laichen an das Gewässer kommen. Und zwar im Frühjahr, wenn Wasser drin ist. „Solche Tümpel leben davon, dass sie regelmäßig auch mal austrocknen“, sagt Bösl. Viel mehr würden die Amphibien darunter leiden, dass Wälder und Wiesen furchtbar trocken sind. „Das macht denen mehr zu schaffen“, sagt Bösl. Er fordert, dass man sich an dem Konzept orientiert, das für das gesamte Altrheingebiet vorgesehen ist und da sei das Jägerloch eben als Kammmolch-Habitat zertifiziert. Als völlig falsch würde er es sehen, Wasser aus dem Eich-Gimbsheimer Althrein abzuleiten. „Das ist zu kurz gedacht“, sagt Bösl. Der Eich-Gimbsheimer Altrhein sei ohnehin schon viel zu trocken. Eine Einschätzung, die die Untere Naturschutzbehörde teilt. „Die Lage im gesamten Altrheingebiet ist auch in diesem Jahr angesichts erneut ausgebliebener ausreichender Niederschläge bezogen auf die Oberflächenwassersituation wie auch die des Grundwassers absolut nicht mehr als normal zu bezeichnen“, heißt es aus der Kreisverwaltung. Seit Februar 2020 sei an der Referenzgrundwassermessstelle am Südrand des Naturschutzschutzgebietes „Eich-Gimbsheimer Altrhein“ der Spiegel um 14 Zentimeter gesunken.

Auch deshalb bezeichnet Wolfgang Reich, der Vorsitzende des Fachbeirats Naturschutz, die Situation dort als wesentlich dramatischer, da der biologische Wert des Eich-Gimbsheimer Altrheins deutlich größer sei. „Das Jägerloch ist ein kleines Ding zum ganzen Altrhein gesehen.“

Anzeige

Von Pascal Widder