Das kostenlose Kultur-Angebot der Bundesregierung startet Mitte Juni. Für wen es gedacht ist und wofür diese Personengruppe das Guthaben in Alzey einlösen kann.
Alzey. Kostenlos ins Kino, ein spannendes Buch kaufen oder eine Kabarettveranstaltung besuchen – der neue „Kulturpass“, von der Bundesregierung angestoßen, macht es möglich. Start ist Mitte Juni. Er ist für junge Leute gedacht, die dieses Jahr schon 18 Jahre alt geworden sind oder ihren 18. Geburtstag noch feiern. Sie bekommen via App 200 Euro geschenkt, die sie binnen der nächsten zwei Jahre einlösen können. Der Kauf von Lektüre, der Besuch in Museen oder Theatern kann damit gezahlt werden.
Für die Online-Registrierung müssen die Nutzer allerdings etwas Zeit einplanen. Anbieter wie Buchhandlungen oder Betreiber von Kulturbühnen können sich bereits seit Mitte Mai mittels ihres Elster-Zertifikates ins Programm einschreiben. Die 18-Jährigen wiederum benötigen einen Online-Ausweis, um sich auf der Plattform zu registrieren. Binnen zwei Jahren können sie ihr 200-Euro-Budget dann über die „Kulturpass“-Website oder die App nach und nach verbrauchen. Idee hinter der Initiative des Bundes ist es, die Kulturszene nach der Corona-Flaute wieder zu stärken und Jugendlichen kulturelle Angebote vor Ort schmackhaft zu machen.
Das sei eine gute Sache, findet Buchhändlerin Ute Dörner, Mitarbeiterin der Alzeyer Buchhandlung Machwirth, die zur Buchhandlungskette „Schmitt und Hahn“ zählt. Sie kennt ein ähnliches Konzept aus Frankreich. Der Eintritt in Museen, zu Konzerten sei dort für junge Menschen ebenfalls kostenfrei. Die „Schmitt und Hahn“-Zentrale, zuständig für über 80 Buchhandlungen in ganz Deutschland, prüft derzeit die Umsetzung des „Kulturpasses“. Gerade an Bahnhöfen, wo „Schmitt und Hahn“ sehr präsent sei, komme vielleicht der ein oder andere junge Kunde, um das Guthaben einzulösen.
Aber lassen sich 18-Jährige überhaupt für Literatur erwärmen? Auf jeden Fall, weiß Ute Dörner. Junge Männer griffen gern zu den japanischen „Manga“-Comics. Und bei jungen Frauen lägen vor allem die Bücher im Trend, die über die App „TikTok“ von einer großen Community beworben werden. Diese „BookTok“-Tipps werden bei Machwirth eigens auf einem Tisch präsentiert.
Claus Hadenfeldt, der Betreiber des Bali-Kinos, macht ebenfalls mit, hat sich schon vermerken lassen auf der „Kulturpass“-Website. „Wir sind für alles zu haben“, sagt er mit Blick auf seine breit gefächerten Angebote, von „Kaffee – Kuchen – Kino“ bis zu Veranstaltungen mit der Volkshochschule und anderen Kooperationspartnern. Ihm entfährt allerdings ein „Lang lebe die Bürokratie!“, als er auf das Registrierungsverfahren zu sprechen kommt. Für junge Leute hat das Kino ohnehin besondere Offerten; nach der Schullektüre von Klassikern wie „Tschick“ oder „Effi Briest“ wird gern anschließend die Verfilmung in dem Kino am Bahnberg angeschaut. Das vertieft dann das Gelesene. Sicher würde der ein oder andere Jugendliche durch das Guthaben animiert, sich für Kultur zu begeistern. Aber bestimmt hätten einige auch andere Interessen, als cineastische Klassiker anzuschauen, denkt Hadenfeldt.
Veranstaltungen im neuen JuKu-Anbau
Das Team des Jugend- und Kulturzentrums (JuKu) wird nach Angaben des städtischen Pressesprechers Pascal Schmitt gerne über die Betreuer und über Plakate Werbung für den „Kulturpass“ machen. Auch wer Hilfe bei der Anmeldung benötigt, kann sich laut JuKu-Leiter Peter Baumgärtner an das Team wenden. Schon während der Pandemie hatte das Jugend- und Kulturzentrum mit Comedy-Abenden in der Stadthalle und kleineren Konzerten versucht, den jungen Leuten weiterhin kulturelle Events zu ermöglichen.
Der Pass eröffne nun weitere Chancen, etwa Show-Abende im neuen JuKu-Anbau auf die Beine zu stellen. Allerdings liegen noch keine konkreten Planungen vor, da das Bundesprogramm brandneu ist. Bürgermeister Steffen Jung (SPD) hofft jetzt, dass sich möglichst viele Kulturschaffende aus der Region und der Stadt auf der Homepage registrieren. Generell sei das Förderprogramm sehr zu begrüßen. Denn der Zugang zu Kultur dürfe keine Sache der finanziellen Möglichkeiten sein. Gerade nach den Corona-Jahren, die für die regionale Kulturbranche sehr herausfordernd waren.