Auch der Falke spielt im Nibelungenlied eine Rolle, er erscheint Kriemhild im Traum. Ein Vortrag beschäftigt sich mit den Tieren im Epos. Foto: kwasny221 - Fotolia
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WORMS - Die Nibelungenlied-Gesellschaft hat schon gut besuchte Vorträge zu Textverständnis und Interpretation, historischem Hintergrund und zur Rezeptionsgeschichte des Nibelungenlieds angeboten, als es die Festspiele noch gar nicht gab, und auch im 19. Jahr gehen den Aktiven die Themen nicht aus. Dr. Ellen Bender, stellvertretende Vorsitzende der Gesellschaft, hat in Zusammenarbeit mit Vorstand und Mitgliedern sieben interessante Vorträge zusammengestellt, die ab dem 7. August, jeweils um 18 Uhr, im Heylsschlösschen, Schlossplatz, zu hören sind.
Doris Schweitzer wird zum Auftakt der Reihe am Montag, 7. August, über das Zwillingspaar Siegmund und Sieglinde sprechen, das in Wagners „Walküre“ den Siegfried zeugt. Vorbild für den Komponisten waren die Geschwister Sigmund und Signy der isländischen Völsungensage. Thomas Mann hat das Thema in seiner Novelle „Wälsungenblut“ aufgegriffen. Schweitzers Vortrag wird von Musikeinspielungen aus Wagners „Ring des Nibelungen“ begleitet.
Schon lange hat sich Volker Gallé mit der Verfinsterung der deutschen Mythologie im „allzu langen 19. Jahrhundert“ beschäftigt. Wurde Siegfried bis zur 1848er Revolution noch als jugendlicher Held, als Drachentöter und Symbol der republikanischen Bewegung wahrgenommen, so mutierte er um 1870/71 zum älteren Mann, wurde oft verglichen mit Bismarck und Wilhelm I., nahm bisweilen sogar Züge Hagens an. In seinem Vortrag „Der dunkle Siegfried“ am Dienstag, 8. August, wird Gallé auf diesen Wandel und seinen politischen Hintergrund eingehen.
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Von der Weimarer Republik zum „Dritten Reich“
Auch der nächste Vortrag hat Siegfried zum Thema. Dr. Busso Diekamp befasst sich am Mittwoch, 9. August, mit „Siegfried und die Nibelungen in der Denkmalplastik“ und betrachtet dabei insbesondere die Zeit von der Weimarer Republik zum „Dritten Reich“. Er hat dazu eine Fülle von aufschlussreichem Material zusammengetragen, das vielen nicht bekannt sein dürfte.
Auf den ersten Blick scheint der Drache das einzige (Fabel-) Tier im Nibelungenlied zu sein, doch die Mediävistin Dr. Ellen Bender wird in ihrem Vortrag am Donnerstag, 10. August, zeigen, dass auch viele andere Tiere in dem Epos eine Rolle spielen, wie zum Beispiel der Löwe im Odenwald, den Siegfried besiegt, der Falke in Kriemhilds Traum. Unter anderem geht Bender der Frage nach, ob die Tier-Mensch-Beziehungen in den Träumen den Blick auf Schlüsselstellen der Dichtung fokussieren.
Auch der Falke spielt im Nibelungenlied eine Rolle, er erscheint Kriemhild im Traum. Ein Vortrag beschäftigt sich mit den Tieren im Epos. Foto: kwasny221 - Fotolia Foto: kwasny221 - Fotolia
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Die historischen Hintergründe zur Festspiel-Inszenierung „Glut. Siegfried von Arabien“ wird am Samstag, 12. August, die Orientalistin Dr. Regina Urbach in ihrem Vortrag „Der deutsche Lawrence“ aufzeigen. Sie berichtet über die abenteuerliche Expedition des Deutschen Fritz Klein, der unter den Stämmen des heutigen Irak für einen osmanischen „gihad“ gegen die Briten agitierte, und beschreibt, welche tief greifenden Veränderungen die Erfahrungen dieser Zeit bei ihm auslösten.
Blick auf die Dichtung im alten Island
Unter dem humorvollen Titel „Drachenkampf und Dichtermet“ erzählt Vorstandsmitglied Petra Riha am Dienstag, 15. August, von der Dichtung im alten Island, die nach 200-jähriger mündlicher Überlieferung verschriftlicht wurde und eine Vielzahl von Texten hervorbrachte. Sie spiegeln unter anderem auch den Beliebtheitsgrad der Nibelungenhelden.
Zum Abschluss der Reihe wird sich Professor Dr. Ludger Lieb (Heidelberg) am Mittwoch, 16. August, unter dem Titel „Verfluchte Dinge“ mit der „Karriere der Dinge in Edda und Nibelungenlied bis heute“ beschäftigen. Siegfrieds Hort, Brünhilds Ring und Gürtel sind magische Gaben, die durch Namen, Besitzansprüche oder Erinnerung Macht ausüben und das Handeln der Menschen bestimmen. „Sie zeigen, wie die Macht des Alten an den Dingen hängt und was der Mensch alles falsch machen kann“, heißt es im Flyer zur Vortragsreihe, der an den üblichen Stellen in Worms ausliegt.