Den ganz großen Auftritt hatte Sheku Kanneh-Mason im vergangenen Mai. Auf der Hochzeit von Prinz Harry und Meghan Markle spielte der junge Cellist direkt im Anschluss an die...
WIESBADEN. Den ganz großen Auftritt hatte Sheku Kanneh-Mason im vergangenen Mai. Auf der Hochzeit von Prinz Harry und Meghan Markle spielte der junge Cellist direkt im Anschluss an die Trauung und sorgte dafür, dass geschmeidige Klänge in die royalen Ohren unter den großen Hüten drangen. Schuberts „Ave Maria“ war unter den Stücken, die ausgewählt waren, auch Gabriel Faurés „Après un rêve“.
Klar, das bedeutete eine völlig neue Erfahrung für den vor 19 Jahren geborenen britischen Musiker: „Ich habe es genossen, an so einem wundervollen Ort für so viele Leute zu spielen“, sagt er im Gespräch. Aber wirklich anders als auf gewöhnliche Auftritte habe er sich nicht vorbereitet.
Haydns Konzert für Violoncello und Orchester
Wenn Kanneh-Mason heute Abend zum ersten Mal beim Rheingau Musik Festivals musiziert, dann steht ein gewichtiger Klassiker für sein Instrument auf dem Programm. Zusammen mit dem Stuttgarter Kammerorchester (Leitung: Johannes Klumpp) wird er im Kreuzgang von Kloster Eberbach Joseph Haydns Konzert für Violoncello und Orchester Nr. 1 C-Dur interpretieren. Das Werk sei für seine musikalische Entwicklung besonders wichtig gewesen, erläutert der Künstler. Denn er habe es, als er 13 Jahre alt war, als erstes Solokonzert überhaupt einstudiert und öffentlich aufgeführt. „Es ist ein Stück, das ich besonders gut kenne, das ich für mich immer weiterentwickle und das jedes Mal, wenn ich es spiele, ein anderes ist.“ In Deutschland, wo Kanneh-Mason bisher nur selten aufgetreten ist, wird er es sogar überhaupt zum ersten Mal öffentlich interpretieren und dafür natürlich sein mehr als 400 Jahre altes Amati-Cello mitbringen, von dem er als „einem ganz besonderen Instrument“ schwärmt, dessen „süßer Ton“ ihn besonders begeistere.
Der Auftritt bei den Windsors brachte dem jungen Musiker viel mediale Aufmerksamkeit ein. Für seine Entwicklung als klassischer Musiker mindestens genauso wichtig war aber der erste Preis, den er beim BBC-Wettbewerb „Young Musician of the year“ gewann. 2016 wurde er in London „junger Musiker des Jahres“, ein Erfolg, der in Deutschland mit einem Sieg beim renommierten ARD-Musikwettbewerb in München vergleichbar ist. Zum ersten Mal sei er dort mit einem wirklich großen Sinfonieorchester aufgetreten, erinnert er sich, habe Dmitri Schostakowitschs erstes Konzert für Violoncello und Orchester interpretiert und mit dem Erfolg einen besonders wichtigen Schritt für seine weitere Karriere unternommen.
Mit der Familie bei „Britain’s got talent“
Einen Auftritt ganz anderer Art hatte Kanneh-Mason, der als drittes von sieben Geschwistern in Nottingham als Sohn eines Managers und einer Hochschuldozentin aufwuchs, mit seiner Familie in der Castingshow „Britain’s got talent“. Sie hat auch schon dem britischen Tenor Paul Potts zu ungeahnter Popularität verholfen; für den jungen Cellisten brachte die Teilnahme vor allem eine besondere Erfahrung: „Es hat einfach Spaß gemacht, klassische Musik einem breiten Publikum näherzubringen.“ Seine Zukunft sieht er freilich vor allem im klassischen Metier, als Solist, auch als Interpret von Kammermusik, die er gerne mit anderen Musikern seiner Generation gemeinsam erkunden möchte. Vielleicht ja eines Tages auch im Rheingau – doch zunächst steht heute Abend der Auftritt als Solist in einem der beliebtesten Cellokonzerte der Musikgeschichte auf dem Programm.