RMF: Aufregende Konzepte – Rheingau Music Lab spielt Eigenkompositionen
Von Anja Baumgart-Pietsch
Beim „Rheingau Music Lab“musizieren Schüler gemeinsam mit externen Musikern. Foto: Ansgar Klostermann
( Foto: Ansgar Klostermann)
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GEISENHEIM - Der Moment, als die Anspannung von den Akteuren abfiel, war deutlich spürbar: Begeisterter Applaus belohnte das jugendliche Ensemble des „Rheingau Music Lab“ nach seinem rund 60-minütigen Konzert in der Waas’schen Fabrik.
Ein Dreivierteljahr in Geisenheim gearbeitet
Mit diesem Format betrat das Rheingau Musik Festival Neuland: Schon länger bietet man unterschiedliche Aktivitäten mit und für Jugendliche an, um das künftige Konzertpublikum zu interessieren. Jetzt ist zum ersten Mal eine Schülergruppe selbst kompositorisch-musikalisch aktiv geworden: Mit dem Frankfurter Percussionisten Max Gaertner traf sich die Gruppe ein Dreivierteljahr in Oestrich-Winkel und bekam spannende Inputs sowohl zur Musik als auch zum Management eines Konzerts.
Das Ergebnis lockte nun viele Zuhörer nach Geisenheim in das hervorragend passende Fabrikambiente, dessen Räumlichkeiten sehr kreativ ausgenutzt wurden, um das Konzert zu einem Gesamtkunstwerk zu machen. Ausdrücklich sollte keine traditionelle Bühnen-Publikum-Perspektive entstehen, sondern man war als Zuschauer eingeladen, sich frei zu bewegen, wie es die Musiker auch taten. Das wurde auch genutzt, und so fand man sich immer mal wieder neben jemand anderem wieder. Die Akteure begannen bereits vor dem Haus mit dem Stück „Flashmob 1“, das die Schülerin Hannah Plückhahn entwickelt hatte. Spontaner Clustergesang auf einzelnen Worten wie „Simplicity“ und „Truth“, mit dem die Gruppe den Raum betrat, schuf schon zu Beginn eine eindringliche Atmosphäre. Das Thema Kommunikation zwischen den Akteuren bildete auch das Leitmotiv des Abends, denn alle acht Stücke, ob nun von den Schülern selbst oder von Neutönern wie Iannis Xenakis, Ivan Trevino oder Sarah Lianne Westmore verfasst, bauten auf konzentrierten Kontakt zwischen den Musikern. Eine junge Geigerin spielte sogar, gesichert mit einem Dachdecker-Gurt, aus dem offenen Dachstuhl heraus – Respekt!
Im Zentrum des Raums waren zwei riesige Vibra- und Marimbafone aufgebaut sowie diverse Percussioninstrumente, die nicht nur von Profi Max Gaertner, sondern von der gesamten Gruppe virtuos bespielt wurden. Bei „Shared Space“ von Ivan Trevino teilte sich die Gruppe ein Instrument und erschuf einen ganz besonderen Klangteppich. Dass die Schüler im Rahmen des Projekts mit aufregenden Konzepten neuer Musik konfrontiert wurden und diese augenscheinlich auch verstanden haben, ist eine echte Leistung, und bedingt eigentlich auch die Fortsetzung dieses spannenden Formats.