Moderatorin Katharina Eickhoff (rechts) im Gespräch mit „Artist in Residence“, der Sopranistin Annette Dasch. Foto: RMF/Ansgar Klostermann
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OESTRICH - Sie ist gewissermaßen das Gesicht des diesjährigen Rheingau Musik Festivals, auf Plakaten und Programmheften vielfach präsent. Mit fünf Konzerten füllt Annette Dasch ihre Rolle als „Artist in Residence“ aus. Beim „Rendezvous mit...“ in der Oestricher Kelterhalle kann man der Sängerin, die auf den Opernbühnen zwischen New Yorker „Met“ und Bayreuth zu Hause ist, wirklich nahekommen. Die Moderatorin Katharina Eickhoff fragt kompetent und lebendig, und Annette Dasch zeigt sich wahrhaftig, offen und nahbar. Wahrhaftigkeit ist ihr künstlerisches Markenzeichen. Divenhaftigkeit liegt ihr nicht, obwohl sie diese bei Kolleginnen bewundert, wenn sie gekonnt ausgespielt wird. Annette Dasch sucht dagegen den inneren Kern jeder Opernrolle und geht in der Rolle auf. Singen wird dann als ein Fließenlassen in der Hingabe an die Musik, an die Sache erlebt. So hat man ihre Sopranstimme oft beschrieben, so äußert sie sich auch im Nachdenken über ihr Metier. Sie arbeitet am liebsten in einem gut funktionierenden Kollektiv, ist als eines von vier Geschwistern sowieso gerne in Gruppen, wie sie sagt. In einem „nonkonformistischen“ Elternhaus hat sie ein natürliches Gefühl für soziale Zusammenhänge entwickelt. Das Publikum soll nicht nur hören, sondern „zu“-hören, also an einem Konzert- oder Opernabend wirklich mitarbeiten.
Konzertsäle und Theater sind, wie Annette Dasch sagt, vielleicht die letzten Räume, in denen sich das Gefühl einer gesellschaftlichen Gemeinsamkeit zwischen den Menschen realisieren kann. Umso erschütterter äußert sie sich über den Handywahn, wenn sie am Beginn einer Aufführung nicht mehr in Gesichter blickt, sondern nur noch in hochgehaltene Smartphones.
Man spürt unmittelbar, dass hier künstlerische Gewissenhaftigkeit mit gesellschaftlichem Verantwortungsgefühl einhergeht. Zu Beethovens 9. Sinfonie, in der sie gerade am Tag vorher mitgewirkt hat, sagt Annette Dasch, dass es „kaum einen Bereich gibt, in dem die Menschen sich so selbstverständlich als Europäer fühlen, wie die Musik“. Liederabende sind für sie eine wunderbare Möglichkeit, mit dem Publikum in Kontakt zu kommen. Humorvoll und unterhaltsam tut sie das auch in ihrer Sendung „Daschsalon“. Klassische Kultur lebendig, jung, nahbar und als unverzichtbaren Teil einer humanen Gesellschaft zu halten, das ist Annette Daschs größtes Verdienst.