MAINZ - (bla). Henning Venske schaut grimmig hinab ins Publikum. Seine Miene wirkt versteinert, bestenfalls zucken die Mundwinkel leise unterm grauen Schnäuzer. „Ich bin nicht depressiv, auch wenn es so aussieht“, sagt der 78-Jährige. „Ich bin nur niedergeschlagen, weil ich gemerkt habe: Bei dem Versuch, den Staat aus den Angeln zu heben, sind die Wahnsinnigen traditionell erfolgreicher als die Revolutionäre.“ Seit 1961 beteiligt sich Venske an Bundestagswahlen. „Und ich habe immer wieder denselben Traum. Der Nachrichtensprecher taucht auf dem Bildschirm auf und sagt: Wahlbeteiligung null Prozent. Davon entfallen auf die CDU null Prozent, auf die SPD null Prozent ...“
Dieser Kabarettist ist kein Freund der Demokratie in ihrer momentanen Ausprägung, das macht er auch in seinem aktuellen Programm „Satire – gemein aber nicht unhöflich“ klar. Die Macht geht vom Volke aus? Demokratie bringt Freiheit? „Die meisten Menschen sind bereit auf ihre Freiheitsrechte zu verzichten, solange sie ihr Eigentum behalten dürfen.“ Und: „Wenn das Volk die Macht hätte, würde es doch wohl keine Gesetze erlassen, die einem Raubüberfall gleichkommen.“ Venskes Kritik ist grundsätzlich und sehr bitter. „In Deutschland gab in den letzten Jahren ein neoliberales Parteiensystem den Ton an. Diese Einheitspartei hatte fünf Flügel: CDU, CSU, SPD, Grüne und FDP.“
Venske begann seine Karriere in den 60ern als Schauspieler. Bald entdeckte er auch das Fach des Kabarettisten für sich. Er wurde Schriftsteller, Regisseur, und er profilierte sich als einer der wichtigsten Satiriker des Landes. Immer mal wieder bekam er Ärger mit öffentlich-rechtlichen Sendern: Seine Äußerungen waren ihnen zu scharf, seine Haltung zu radikal.
Diesen Kurs hat Venske bis heute konsequent beibehalten, in dieser Kunst ist er unbestrittener Meister. Sein Humor ist so trocken, dass er staubend im Hustenreiz endet. Er formuliert hoch präzise und brillant. Jeder zweite Satz taugt als Aphorismus. Gleich zu Beginn seines Auftritts machte Venske klar: Satire existiert, um das Bestehende zu zersetzen, Satire darf alles und muss nichts. „Sie muss auch dem türkischen Duce Erdogan keine Rektalvisite abstatten. Das überlässt sie der deutschen Regierung.“