MAINZ - Noch ist nicht aller Tage Abend – in seinem Programm „Versteuerst du noch, oder lebst du schon“ schlüpft der Bonner Kabarettist Gernot Voltz in die Rolle des Finanzbeamten Herr Heuser, der die Welt durch die Lektüre von Steuergesetzen deutet. Auf der Bühne des Unterhauses im Unterhaus äußert er eine Hoffnung: „Vielleicht reißt sich Donald Trump auf der nächsten Pressekonferenz die Perücke vom Kopf und gibt sich als Günter Wallraff zu erkennen.“ Diese kurzen, leicht grotesken Geistesblitze gehören zu den Stärken des Abends.
Es ist gewiss ein Einfall, ein Programm auf Steuergesetzgebung und dem Wirken eines Finanzbeamten aufzubauen: Voltz alias Herr Heuser betritt die Bühne in einem authentisch-nostalgischen Look; Sandalen, Hemd und Hose in dunkleren Grüntönen – dazu eine knallbunte Krawatte, die sich mit dem Rest des Outfits grausam beißt.
In launigem Rheinländisch beginnt Herr Heuser: Inzwischen bräuchten die Finanzämter gar keine Listen mit pikanten Daten mehr zu kaufen. „Die Ankündigung eines Kaufs führt schon zu einem krassen Anstieg der Selbstanzeigen.“ Weiter reitet Herr Heuser auf den Absurditäten der Steuergesetzgebung herum; sowohl verschwurbelte Formulierungen als auch seltsame Verordnungen sorgen für Lachsalven.
Neue Redewendungen prägt Herr Heuser ebenfalls. Über die Kanzlerin, die gerade das schlechteste Ergebnis in der Geschichte ihrer Partei geholt hat und sich nicht im Geringsten daran zu stören scheint, sagt er: „Das geht ihr an der Raute vorbei.“ Fröhlich albern sind Wortspiele um vermeintliche Hieroglyphen aus dem alten Ägypten. „Eine Hupe macht tut, folglich steht sie für Tutanchamun.“
Leider streckt Voltz sein Programm bisweilen mit Abgedroschenem: Scherze wie „ich habe Streit mit meiner Frau und jetzt kommt noch die Schwiegermutter“ sind so alt, dass sie nicht mehr zünden. Auch die Beschreibung einer Reise, auf welcher Herr Heuser von einer „dicken Frau“ bedrängt wird, ihr sagt, dass er „andersrum“ sei und dann „den Animateur an der Backe“ hat, ist nur peinlich.
Ein Satz zur fortschreitenden Technisierung des Alltags bleibt in positiver Erinnerung: „Heute war auf meiner Facebook-Seite eine Freundschaftsanfrage von meinem Toaster.“